Frühling auf Jupiter und Mars ist so kalt wie in Forchheim

30.3.2018, 06:00 Uhr
Frühling auf Jupiter und Mars ist so kalt wie in Forchheim

© Foto: Udo Güldner

Das waren Zeiten, als die einspurige "Route 66" von Chicago nach Los Angeles führte. Als Nat "King" Cole auf den 2000 Meilen Kurve um Kurve Spaß hatte. Heute geht es im Depeche Mode schneller ans Ziel, doch bleiben dabei die harmonischen Wendungen eines Swing-Magiers ebenso auf der Strecke wie die Muße für den Blues. Im Konvoi der Saxophone begaben sich Norbert Grün, Peter Saam, Andrea Fürbringer, Birgit Hübner und Christina Moser auf eine musikalische Reise quer durch die Vereinigten Staaten.

Die Karawane erreichte im Foxtrott Edward "Duke" Ellington, den zweiten Jazz-Adeligen der goldenen Ära. Mangels einer Klarinette folgten die Trompeter Markus Fenn, Thomas Heller und Christian Hilz der orientalisch anmutenden "Caravan"-Melodie, die sie so ausladend intonierten, dass ihr hypnotischer Sog umso unwiderstehlicher wurde.

Dann griff Eberhard Wilhelm, der bislang seiner E-Gitarre den Vorzug gegeben hatte, zur akustischen Variante. Vielleicht weil ein gewisses "Girl from Ipanema" zartere Berührungen nötig machte. Schließlich galt es, die am Strand vorbeilaufende Schönheit für Antonio Carlos Jobim zu interessieren, den eine neue Welle (Bossa Nova) ans brasilianische Ufer gespült hatte.

Später täuschte derselbe Komponist vor, seine "One Note Samba" sei einfach zu spielen. Dabei hatte die dem Latin gewogene Bigband mehr als nur diesen einen Ton vor sich. Dagegen wirkten "Milestones" geradezu minimalistisch. Wie Miles Davis hier mit den Worten spielte, immerhin kann man den Titel als "Miles‘sche Klänge" oder als "Meilen-Steine" lesen, so experimentierte er mit Tonleitern, die den gewohnten Akkorden den harmonischen Rang abliefen. Heraus kommt ein ungewöhnlich meditativer Klang, den man im Jazz nicht vermutet hätte. Die fast unsichtbare, doch unverzichtbare Rhythmus-Gruppe aus Musikschulleiter Jürgen Hiltl am Kontrabass, Max Fenn am E-Piano und Sammy Rüther am Schlagzeug bestieg sodann den "Night Train", obwohl es erst früher Abend war.

Auf der Lok gab James Brown die verteufelt komplexen Rhythmen, das rollende Tempo und die Richtung in die Heimat des Blues, nach New Orleans vor. Dort angekommen, wurde es Zeit, dass Ella Fitzgerald mit "All the things You are" eine poetisch-liebevolle Ballade sang, damit das Gefährt und mit ihm die 15 Musiker im Abteil einmal durchatmen konnten.

Alle Hände voll zu tun

Der Soul der Siebziger, insbesondere der Band "The Temptations", verlangte der Musikschul-Bigband wenig später alles an instrumentaler Intensität ab. Nicht nur Eberhard Wilhelm hatte an der E-Gitarre und dem Wah-Pedal, das den typischen Soul-Sound erzeugte, alle Finger und Füße voll zu tun, um einem Herumtreiber hinterherzukommen, von dem "Papa was a rolling stone" erzählte.

Zumal der Klang zu Beginn, ein Intro, das scheinbar ziellos umherirrte, an legendäre Interpreten wie Otis Redding, Isaac Hayes oder Bill Withers erinnerte. Auf den Notenständern fanden sich aber auch Bill Haley und seine "Comets", die beim Publikum mit ihrem wilden Rock and Roll rund um die Uhr einschlugen. Zuletzt folgte die Bigband dem Komponisten Jerry Nowak. Der hatte Frank Sinatra einst fragen lassen, wie der Frühling auf Jupiter und Mars so aussieht. Wahrscheinlich genauso kalt wie in Forchheim.

Umso warmherziger spielten Elisabeth Stark, Ebeli Arnold und Ulrich Gröschel an ihren Posaunen. Damit war "Fly me to the moon" nicht nur bei der Umrundung des Mondes und der Mondlandung 1969 zu hören, sondern auch in der Aula der Anna-Grundschule, in der das Publikum für wenige Minuten ins Weltall entschweben konnte.

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