Für 20 Minuten blitzte der alte Jahn auf

16.11.2014, 18:46 Uhr
Für 20 Minuten blitzte der alte Jahn auf

© Foto: Roland Huber

Als die Spieler für Co-Kapitän Hayri Özdemir im obligatorischen Teamkreis nach Schlusspfiff zum Geburtstag „Happy Birthday to you“ intonierten, stand ihr Trainer Michael Hutzler ein paar Meter entfernt und sprach ebenfalls vom Glücklichsein: „Ich bin froh und zufrieden. Es war einfach nur wichtig, wieder ein Spiel zu gewinnen.“ In den vergangenen Wochen hatten die Forchheimer so viel mit sich selbst zu kämpfen, dass die Art und Weise eines unnötig knappen Erfolges über einen Abstiegskandidaten nun kaum eine Rolle spielte. „Man hat wieder gemerkt, wie verunsichert die Jungs derzeit sind“, erklärt Hutzler, „mit einer 3:1-Führung im Rücken haben wir uns nach dem ersten verlorenen Zweikampf wieder zurückgezogen. Vor ein paar Monaten hätten wir so ein Spiel fünf- oder sechszueins gewonnen.“

Tatsächlich musste der Jahn erst einmal hart arbeiten, bevor er überhaupt daran denken durfte, sich nach Abpfiff über drei Punkte freuen zu dürfen. Mit den bekannten Mitteln einer Gastmannschaft aus der unteren Tabellenhälfte, machte Neudrossenfeld die Räume dicht und schwärmte nach Ballgewinn mit nur zwei oder drei Akteuren zum schnellen Gegenstoß aus. Forchheim bemühte sich um Spielkultur, vor allem Bastian Schäferlein machte über seine rechte Seite Dampf, blieb wie seine Kollegen bei vielen Passkombinationen aber zu ungenau.

Nach einer Viertelstunde tauchten die Hausherren erstmals vor dem gegnerischen Tor auf. Maximilian Göbhardt hatte den Angriff mit einem hohen Ball auf Thomas Roas eröffnet, der auf dem rechten Flügel durchgestartet war. In der Mitte fand Roas Adem Selmani, der aber einen Haken zu viel einschlug und beim Abschluss aus acht Metern geblockt wurde. Keine 60 Sekunden später suchte wiederum Selmani mit einer flachen Hereingabe Florian Clausnitzer, der Kapitän ließ den Ball durch für den mitgelaufenen Oliver Seybold. Erneut war ein Neudrossenfelder Abwehrbein dazwischen.

Nackenschlag mit der Spitze

Auf der Gegenseite versetzten die Gäste der angeknacksten Psyche in der 20. Minute einen neuerlichen Schlag. Ein einziger hoher Diagonalball zwang Georg Neudecker in ein ungleiches Laufduell mit Perparim Gashi, der den Jahn-Hünen leichtfüßig narrte und dann aus schräger Position vor SpVgg-Keeper Rüdiger Beck entschlossen mit der Fußspitze ins lange Eck traf.

Eine echte Trotzreaktion des Jahn ließ auf sich warten. Mehr als eine Kopfballmöglichkeit von Roas (22.), der am langen Pfosten am Außennetz vorbeizielte, sprang nicht heraus. Bei einer Flanke von Clausnitzer fehlten Maximilian Göbhardt ein paar Zentimeter, um Druck auf den Ball zu bekommen (40.).

Den zweiten Durchgang begann Forchheim zwangsweise offensiver. Göbhardt musste verletzt in der Kabine bleiben, für ihn kam Wirbelwind Mergim Bajrami. Nur kurz nach Wiederbeginn kamen die Hausherren nach Ballgewinn einmal mit Tempo durchs Mittelfeld. Ferdinand List passte im richtigen Moment auf Thomas Roas, der von der linken Seite in den Strafraum eindrang und scharf mit seinem schwächeren linken Fuß ins untere Eck abzog. 1:1. Fünf Zeigerumdrehungen später schalteten die Gastgeber wieder zügig um, Neudrossenfeld klärte unzureichend, Schäferlein konnte von der Grundlinie flanken. Roas brachte den Kopfball aufs Tor und der TSV-Schlussmann schusselte den Ball irgendwie ins Netz.

Plötzlich waren Spaß, Selbstvertrauen und Spielwitz zurück bei der SpVgg Jahn, die nun wie der alte Jahn aus den glorreichen Tagen im Sommer spielte. Nur zwei Minuten nach dem 2:1 traf Bajrami nur den Pfosten. Einen Abpraller nahm Roas in der 62. Minute am Strafraum direkt und wuchtete seine Granate flach am verdutzten Gästekeeper in die Maschen.

Doch nach 20 Minuten war vom Power-Fußball der Gastgeber nichts mehr übrig. Die Gäste aus dem Landkreis Kulmbach witterten ihre Chance. In der 77. Minute ging ein Kopfball von Gashi noch daneben. Acht Minuten vor Schluss entwischte der eingewechselte Tonka seiner Bewachung und köpfte aus kurzer Entfernung zum 2:3 ein. Als es in der Nachspielzeit noch einmal Ecke für den TSV gab, musste Hayri Özdemir um sein Geburtstagsgeschenk bangen. Der Verteidiger hatte kurz zuvor einen Platzverweis erhalten. Zur Erleichterung der Hausherren fiel der Ausgleich nicht mehr.

SpVgg Jahn Forchheim: Beck; Konrad, Özdemir, Neudecker, Schäferlein, Göbhardt (46. Bajrami), List, Roas, Adem Selmani (58. Eisgrub), Clausnitzer (89. Artan Selmani), Seybold.

Schiedsrichter: Steigerwald (Karlstadt), Zuschauer: 240.

Tore: 0:1 Gashi (20.), 1:1 (47.) Roas, 2:1 (53.) Roas, 3:1 (62.) Roas, 3:2 (82.) Tonka.

Gelb-Rote Karte: Özdemir (Jahn) wegen wiederholten Foulspiels (90.)

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