Nach Prügelei beim Nachwuchs-Derby: 20-Jähriger verurteilt

24.10.2017, 17:21 Uhr
In die Schlägerei in der Nähe des Fürther Nachwuchsleistungszentrums waren etwa 40 Menschen verwickelt - nun wurde ein Beteiligter in Forchheim verurteilt.

© privat In die Schlägerei in der Nähe des Fürther Nachwuchsleistungszentrums waren etwa 40 Menschen verwickelt - nun wurde ein Beteiligter in Forchheim verurteilt.

Es ist kurz nach Mittag am 26. November 2016 am Sportzentrum Kleeblatt in Fürth. Gerade hat die U19-Mannschaft des 1. FC Nürnberg vor rund 600 Zuschauern ihr Bundesligaspiel 4:2 bei Greuther Fürth gewonnen. Da rennen wenige Meter von der Seitenlinie entfernt plötzlich rund 50 gewaltbereite junge Männer los, die sich als Anhänger des "Club" bezeichnen. Ihr Ziel sind 20 bis 25 andere gewaltbereite junge Männer, die den "Greuthern" nahestehen. Noch während der ersten Halbzeit haben Unterhändler die Schlägerei vereinbart. Ohne großes Vorspiel geht es nach dem "Anklatschen" zur Sache, die Fäuste fliegen.

Einer unter den Angreifern ist der damals 19-jährige Simon L. (Name von der Redaktion geändert), der nach eigenen Angaben unter Alkoholeinfluss und im Adrenalinrausch losrennt, weil alle anderen auch losstürmen. Nach einer Minute ist der "Spaß" auch schon wieder vorbei. Ernsthaft verletzt ist niemand. Das auf Ausschreitungen spezialisierte Unterstützungskommando (USK) aus Mittelfranken ist inzwischen aber eingetroffen und setzt etwa 40 Verdächtige fest.

"Ich schäme mich dafür"

"Üblicherweise kommen Ultras nicht zu A-Jugend-Spielen," wunderte sich der ermittelnde Polizeibeamte. Er wunderte sich allerdings nicht, dass keiner der bei der Schlägerei Getroffenen eine Straftat angezeigt hatte. Schließlich sind einige selbst Ziel der polizeilichen Ermittlungen. Als Beweismittel waren im Gerichtssaal mehrere Videoaufnahmen zu sehen, die von einem offiziellen Kameramann für das DFB-TV und von einigen Spielervätern mit dem Smartphone gemacht worden waren. Darauf hatte eine in der Fanszene bewanderte Polizeibeamtin den Angeklagten identifizieren können.

Vor dem Jugendrichter gestand Simon L. die Tat: "Ich schäme mich dafür." Staatsanwalt Wedekind, Bamberg, ging davon aus, dass Simon L. zur gewaltbereiten Szene der Club-Ultras "Banda di Amici" gehörte, "auch wenn es da wohl keinen Mitgliedsausweis gibt." Weil eine ganze Gruppe gemeinschaftlich geprügelt habe, sei es als gefährliche Körperverletzung zu werten, auch wenn keine schlimmen Folgen aufgetreten seien. "Solche gruppendynamischen Prozesse können immer aus dem Ruder laufen."

Bundesweites Stadionverbot bis Juli 2018

Für unbeteiligte Besucher des Fußballgeländes, darunter auch Kinder, hätten eine "bedrohliche Stimmung und ein Klima der Gewalt" geherrscht. Auch, wenn sie nicht Ziel der Aggressionen geworden wären. Dass sein Mandant nach einer "gepamperten Jugend" und einem "idealtypischen Werdegang" mit Abitur und Studium in einer Orientierungsphase durch "falsche Freunde" nur kurz auf die schiefe Bahn geraten sei, beteuerte Rechtsanwalt Stefan Müller (Forchheim). Simon L. sei keiner der brutalen Schläger, er wäre in der Ultra-Szene keine Berühmtheit, hätte auch von seinen Opfern abgelassen und nicht nachgetreten.

Jugendrichter Philipp Förtsch beließ es bei richterlichen Weisungen, um noch erzieherisch auf den Heranwachsenden (U21) einzuwirken. "Einiges an der Tat spricht für jugendliche Unreife." Es müssten nach der letzten Verurteilung wegen Sachbeschädigung vor einem Jahr deutlich mehr als die damals verhängten 30 Arbeitsstunden sein. Jetzt hat Simon L. vier Monate Zeit, die 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit bei der Arbeiterwohlfahrt Forchheim zu leisten. Zudem hat Simon L. seit Februar 2017 ein bundesweites Stadionverbot für alle Fußballspiele von der ersten bis zur vierten Liga, das noch bis Juli 2018 fortdauert. "Für mich ist der Reiz am Fußball in den letzten Monaten etwas verloren gegangen."