"Für den Forchheimer Bahnhof muss man sich schämen"

22.9.2018, 08:00 Uhr

© Roland Huber

Die Sitzung war schon fast zu Ende als sich Manfred Hümmer (FW) beim traditionell letzten Tagesordnungspunkt „Wünsche – Anträge – Informationen“ sich an Landrat Hermann Ulm (CSU) wandte: „Lieber Herr Landrat, ich habe eine Bitte an Sie, auch Kraft Ihres Amtes als Vorsitzender der Lebenshilfe“, so Hümmer. „Es geht um die unsäglichen Zustände am Bahnhof Forchheim, um die Aufzüge dort.“ Umgehend hatte der FW-Rat die ungeteilte Aufmerksamkeit des Gremiums.

„Ich sage es ganz deutlich“, so Hümmer, „wir werden hier verarscht!“ Ob Rollstuhlfahrer, Senioren, Radfahrer, Menschen mit Behinderung, schwerem Gepäck oder Kinderwägen – für alle sei es schwer bis unmöglich auf die Bahnsteige zu kommen, so Hümmer. „Von vier Aufzügen gehe oft nur einer. Und wenn die Presse vorbeischaut, wird von der DB ein Schaulaufen gemacht. Er spielte damit auf ein TV-Team des Bayerischen Rundfunks an, das Anfang der Woche einen Bericht über die Pannen-Fahrstühle vor Ort drehte. In dem Beitrag hatte eine Rollstuhlfahrerin das Glück, das der Aufzug an Gleis 1 funktionierte. Zumindest für ein paar Stunden.

Sebastian Körber (FDP) schaute an diesem Tag selber am Bahnhof vorbei und berichtete den Kreisräten von dem, wie er es nannte, „Schauspiel“: „Das BR-Team brauchte ja eine Drehgenehmigung von der Bahn. Man wusste also bei der DB, wann das Fernsehen kommt.“ In der Folge, so Körber, habe die Bahn am Morgen zwei Mitarbeiter geschickt (die im „Frankenschau“-Bericht auch zu sehen sind), die den Lift fahrtüchtig machten. „Kaum waren die Kameraleute weg, ging der Aufzug am Nachmittag wieder nicht mehr.“

Für Menschen, die auf Fahrstühle angewiesen sind, sei es „ein reines Glücksspiel“, meinte der FDP-Rat. Er sprach von Liften des gleichen Modells am Coburger Bahnhof, die ebenfalls nicht funktionieren würden. Die DB schiebt die Barriereunfreiheit in Forchheim dem Aufzughersteller („erhebliche Baumängel“) zu. Geändert hat sich aber nichts, über sechs Monate nach der geplanten Inbetriebnahme der Fahrstühle.

Dass die Bahn den Forchheimer Bahnhof „so stiefmütterlich“ behandle, fand Hümmer „zum Kotzen“ – und bat den Landrat, zusammen mit den Bürgermeister des Landkreises, „einen Brandbrief zu verfassen“. Außerdem regten er und Körber eine parteiübergreifende Demonstration aller Kreistagsfraktionen vor Ort an. „All das sollte nach dem 14. Oktober passieren“, so Hümmer, „denn wir wollen uns nicht Wahlkampf vorwerfen lassen“. Diese Anregungen stießen nicht nur bei Hermann Ulm, sondern im ganzen Gremium auf Zustimmung.

Paragrafenstreit um Tunnel

Karl Waldmann (Grüne) fand zuletzt auch einen anderen Zustand „zum Kotzen“ – und das wörtlich: die Sauberkeit an den Bahnsteigen und vor allem in der Unterführung: Zur Annafestzeit sei es dort fast täglich dermaßen „versaut“ gewesen, „dass ich Probleme hatte, überhaupt zum Zug zu kommen, weil ich überall Scherben, Müll und Erbrochenem ausweichen musste. Für diesen Bahnhof muss man sich schämen“, so Waldmann. Wer für die Reinigung der Unterführung überhaupt verantwortlich sei, wollte er wissen.

Auf NN-Nachfrage beim Forchheimer Bauamt heißt es, dass sei noch unklar. Ob Stadt oder Bahn, darüber herrsche derzeit ein Paragrafenstreit, denn die Unterführung gilt als „stadtteilverbindend“. Und solange gestritten wird, ist man im Bauhof pragmatisch: „Bevor er zumüllt, reinigen wir den Tunnel“, so Bauhof-Chef Klaus Bartosch.

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