Furioser Dels kürt sich zum Ironman-Weltmeister

4.9.2018, 10:25 Uhr
Furioser Dels kürt sich zum Ironman-Weltmeister

© Foto: Kropfelder

Teil eins des Gesprächs wurde im Vorfeld des Wettkampfes in Port Elizabeth geführt. Wir hatten Chris Dels noch gefragt, mit welcher Leistung er zufrieden wäre. "Solange mir nichts passiert", begann der Antwort-Satz, der auf die Magenkrämpfe beim Hawaii-Debüt im Vorjahr Bezug nimmt. Dennoch schloss der ehrgeizige Franke mit der Ansage "Ich will den Sieg" ab.

Gratulation. 4:06:30 Stunden konnte keiner der Konkurrenten in der Altersgruppe 30 bis 34 unterbieten. Wie fühlt sich das an?

Chris Dels: Erst konnte ich es gar nicht realisieren, habe mir aus Angst ja noch einen Zielsprint mit einem Athleten geliefert, der gar nicht zu meiner Altersklasse gehörte. Später habe ich mich in eine ruhige Ecke zurückgezogen und mir gedacht, dass sich die ganze Schinderei wahrlich gelohnt hat. Ich musste viel opfern und bin so froh und glücklich, Leute um mich herum zu haben, die das verstehen und unterstützen.

War noch genug Akku im Tank für eine ausgiebige Feier?

Chris Dels: Tatsächlich hat sich das intensive Training enorm ausgezahlt, so dass die Belastung direkt nach dem Rennen nicht so durchschlägt. Obwohl ein bisschen Muskelkater in den Waden vorprogrammiert ist, war ich entspannt. Bei der abendlichen Sieger-Zeremonie habe ich mir etwas Wein gegönnt und Erlebnisse mit anderen Sportlern ausgetauscht. Eine Riesen-Ehre war es, als einziger anderer Deutscher Weltmeister neben Jan Frodeno auf der Bühne zu stehen. Die zünftige Party aber hebe ich mir lieber für zu Hause in Bamberg auf, um mich bei allen Fans und Unterstützern zu bedanken.

Furioser Dels kürt sich zum Ironman-Weltmeister

© Anja Kropfelder

Nimmt man im Eifer des Gefechts — bei Chris Dels "Beast-Modus" genannt — die Gesichter am Streckenrand wahr?

Chris Dels: So wichtig war der Kontakt wahrscheinlich noch nie. Als vor dem Start bei Nieselregen Hubschrauber über das Wasser geflogen sind, war ich innerlich voll aufgewirbelt. Aber ich konnte meiner Schwimm-Gruppe nicht folgen und verlor da schon den Überblick. Auf dem Rad gab es im entzerrten Feld ständig Überholmanöver. Erst bin ich weit über meinen Vorgaben gefahren, auf dem Rückweg musste ich mich etwas ausruhen. Zu Beginn des abschließenden Halbmarathons rief mir mein Coach Swen Sundberg wütend zu, ich solle mich gefälligst beeilen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich sieben Minuten hinter der Spitze und noch nicht einmal in den Top 10 lag. Also habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin den Kurs pro Kilometer zehn Sekunden schneller angegangen als geplant.

Eigentlich ein Anfängerfehler, oder?

Chris Dels: Eigentlich war es sowieso ein Ding der Unmöglichkeit, den Abstand noch aufzuholen. Bei km 5 waren es immer noch 5:30 Minuten. Aber ich hatte super gute Beine und keine Schmerzen. Es ging noch einen Gang höher. Nach weiteren ermunternden Zwischeninfos von Swen und Anja war ich im Überhol-Fieber und hoffte immer, gerade an einem Athleten aus der eigenen Altersklasse vorbeigezogen zu sein. Ahnungslos ging ich 3 km vor dem Ziel in die letzte Offensive und habe dann von Swen gehört: ,Chris, du hast es.‘ Geglaubt habe ich es dann erst 200 m vor Schluss bei Anjas Worten. Vor lauter Adrenalin habe ich das Tempo nochmal gesteigert.

Wie sieht nun das Erholungs-Programm nach diesem fulminanten Lauf in 1:14:23 Stunden aus?

Chris Dels: Wir fliegen jetzt wieder nach Durban und fahren dort in eine Lodge. Mit dem Training geht es allerdings bald wieder los. Am 6. Oktober steht die Hawaii-Qualifikation in Barcelona an.

Wie bitte, direkt nach der Halbdistanz-WM noch die ganz große Nummer am 13. Oktober?

Chris Dels: Nein, die Quali-Rennen seit August gelten für das nächste Jahr. Insofern bin ich auf den letzten Drücker, sondern sehr früh dran. 2019 will ich mich voll und ganz auf Projekt-Podium, also in meiner Altersklasse unter den besten Drei und insgesamt unter den Top 100 zu landen, konzentrieren.

Durch die Unterstützung diverser Sponsoren ist inzwischen ein richtiger kleiner Rennstall entstanden. Wäre denn ein Einstieg ins Geschäft als Vollzeit-Profi denkbar?

Chris Dels: Wäre ich noch ein paar Jahre jünger, wäre das vielleicht eine Idee. Aber ich befürchte, dass mein Körper die Strapazen nicht mehr lange auf diesem Niveau mitmacht. Außerdem unterrichte ich gerne, versuche den Schülern durch meinen Bewegungsdrang auch etwas zu vermitteln, dass sich Anstrengungen lohnen. Das ist genauso ein schönes Gefühl wie eine Trainingseinheit zu beenden. Den Triathlon betreibe ich lieber als privaten Ausgleich. Sonst müsste ich mir ja auch ein neues Hobby suchen.

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