Fußballer wollen bei der WM mit Trend-Frisuren auffallen

27.6.2014, 13:00 Uhr
Voller Einsatz auf dem Platz, aber die Frisur bei Arturo Vidal sitzt.

© dpa Voller Einsatz auf dem Platz, aber die Frisur bei Arturo Vidal sitzt.

Fußball ist im Ponyclub, dem Friseurladen in der Apothekenstraße, immer Thema. Der Chef Matthias Zipfel ist selbst Fan und verfolgt fast jedes Spiel. Dabei interessiert ihn nicht nur, was die Akteure mit ihren Beinen und dem Ball anstellen, sondern auch, was sie auf dem Kopf tragen: „Die Spieler wollen auffallen und versuchen, eigene Trends zu setzen. Mancher holt dafür Altbewährtes wieder aus der Schublade.“ Ein aktuelles Beispiel ist der sogenannte „Iro“, den Fußball-Schönling und Stilikone David Beckham massentauglich machte.

Matthias Zipfel findet die Punkfrisur aus den 1980ern, ursprünglich Ausdruck eines indianischen Kults, eher abgedroschen: „Bisher kam auch noch kein Kunde und wollte einen Iro, weil der von Fußballern getragen wird.“ Besonders extravagant trägt das chilenische Mittelfeldass Arturo Vidal seine Frisur spazieren: die Seiten kahl, den Oberkopf etwas länger, ganz oben dann die charakteristischen Stacheln. „Der Look hat nur eine begrenzte Halbwertszeit. Schon nach einer Woche ist das Haar nachgewachsen. Vidal geht also ziemlich oft zum Friseur“, erklärt Zipfel.

Im allgemeinen Trend liegen hingegen Sidecuts, wie sie der momentan verletzte Dortmunder Nationalspieler Marco Reus im Juni trägt: Seite kurz, Deckhaar lang. „Sportler tragen das Haar generell kurz, das ist pflegeleichter“, weiß Zipfel, „auch Scheitel sind immer noch angesagt.“ Er selbst trägt Linksscheitel, Oberkopf lang, Seiten kurz. Bekannter ist der Schnitt unter dem Begriff Elvis-Tolle.

Look wie in den 1930ern

Auch in der warmen Jahreszeit sind außerdem Bärte angesagt. „Sogar der Schnauzer ist wieder im Kommen“, sagt Zipfel. Prominentes Beispiel: Antoine Griezman, französischer Mittelfeld-Spieler: die Haare im Sidecut mit langem Oberkopf, dazu ein angedeuteter Oberlippenbart und breite Augenbrauen. Er wirkt wie den 1930ern entsprungen. „Alles war eben schon mal da“, so Zipfel, der persönlich froh ist, dass viele wenn dann einen Vollbart bevorzugen. Die abgewandelte Griezman-Variante ohne Schnauzer trifft man dagegen schon zwei Straßen weiter mitten in Forchheim.

Tattoos sind indes weniger oft beim Fußball im Fernsehen zu sehen als auf der Straße. „Für ein auffälliges Tattoo braucht man ein gewisses Standing, als aufstrebender Jungstar hält man sich mit solchen Selbstbekundungen lieber zurück“, erklärt Harald Fibich, Inhaber des Kactus Tattoo & Piercing-Studio. Stil beweist Deutschlands Rechtsverteidiger Jérôme Boateng. Geschwungene Verse wie der Vierzeiler, die sich auf seinem Rücken von der Schulter bis zur Pobacke ziehen, sind voll im Trend.

„Tattoos werden generell flächiger, seit sie in der Öffentlichkeit nicht mehr so ein Negativ-Image haben“, sagt Fibich. Ob die Botschaft dann in Schrift oder Bild gebannt werde, sei persönliche Geschmackssache. Allerdings: Sich das Wappen des Lieblingsvereins plakativ auf den Bizeps malen – das war mal. Heute bindet man sich sein Wahrzeichen kunstvoll in Muster-Girlanden ein, die man dann elegant über Arme, Nacken, Schenkel oder Lenden ranken lässt. Selbst wenn Muskeln in Bewegung sind, bleibt das Bild erhalten. Richtige Hingucker sind beispielsweise polynesische Muster, Masken und Salamander im Maori-Stil. Von scherzhaften Tattoo-Motiven wie dem „Nicht-Foulen“ Warnschild von Italiens Daniele de Rossi hält der wenig fußballbegeisterte Fibich, der in seinem Metier keinen WM-Boom feststellen kann, nichts.

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