Fußballwelt zu Gast in Forchheim

13.2.2014, 09:20 Uhr
Fußballwelt zu Gast in Forchheim

© Stadtarchiv

Der überraschende Triumph bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 hatte das Nachkriegsdeutschland in eine kollektive Fußballbegeisterung versetzt, aber auch in einen Traumzustand. Knapp zwei Jahre nach dem „Wunder von Bern“ konnte von organisierten Strukturen außerhalb der Städte Nürnberg und Fürth, der Herzkammer des deutschen Fußballs in den 1920er und 30er Jahren, kaum die Rede sein.
Wie in anderen ländlicheren Gegenden wurde im Raum Forchheim vorwiegend auf der Straße gespielt, die eine Nachbarschaft traf eben auf die nächstgelegene. Wer im Verein aktiv war, hatte noch kein wirkliches Training. Das bedeutete bis in die 60er Jahre hinein einfach nur: Torschuss. Am Wochenende ging es gegen jene Klubs, deren Sportplatz mit dem Fahrrad erreichbar war. Duschen gab es ohnehin nicht. Aufstellung oder Taktik wurden von niemand vorgegeben.
So gesehen musste dieser Junitag in der Forchheimer Sportwoche von 1956 Geschichte schreiben. Im Jahn-Park stellte sich eine Stadtauswahl aus den Reihen der Germania, des VfB und des Jahn dem spanischen Zweitligaverein Sociedad Deportivo Bilbao. Zwölf Jahre nach Kriegsende hatte der Besuch vorwiegend politischen Charakter, doch auch über den sportlichen Vergleich setzten sich die 5000 Zuschauer wie die Spieler mit einer fremden Kultur auseinander.
Die „Ballkünstler von der Pyrenäen-Halbinsel“, so eine der damals gängigen Umschreibungen, brachten den modernen Spielstil des spanischen Weltvereins Real Madrid in die oberfränkische Provinz. Über die feine Technik der überlegenen Südeuropäer konnten die Gastgeber nur staunen und warfen ihre bewährten kämpferischen Tugenden in die Waagschale. Aber vergeblich. Nach der knappen 2:3-Niederlage sprachen sie in Forchheim über die listige Art der iberischen Kicker. Erst Jahrzehnte später sollte man in Deutschland dem Geheimnis auf die Spur kommen.

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