Gefeiertes Adventskonzert der Bläserphilharmonie Forchheim

11.12.2018, 10:00 Uhr
Gefeiertes Adventskonzert der Bläserphilharmonie Forchheim

© Foto: Udo Güldner

Seinen Namen kennt kaum jemand. Seine Melodien aber kennen alle Kinder, auch die, die inzwischen erwachsen geworden sind. Der tschechische Komponist Karel Svoboda hat Wickie und seinen starken Männern, Nils Holgersson und seinen Gänsen, Pinocchio und seinen Lügen, und nicht zuletzt Biene Maja und ihrem Willi, den Klangteppich ausgerollt.

Die drei Zaubernüsse, die Aschenbrödel öffnet, um an ihren Prinzen heran-, und von der fiesen Stiefmutter wegzukommen, machen den rund 60 Musikern keine Schwierigkeiten. Auch ohne einen Nussknacker, den ein gewisser Tschaikowsky zur Hand hatte, und ohne einen Zaubermantel, der in Rossinis "La Cenerentola" dem Aschenputtel aus der Klemme half.

Besonders beeindrucken das tiefe Blech bei der Kutschfahrt durch den Wald und das hohe Blech bei der Darstellung der hochfahrenden bösen Alten. Nur die beiden Blockflöten, die Johanna Trautner und Beatrix Bonengel wieder einmal aus dem Schrank geholt haben, hören sich ein wenig unzeitgemäß an.

Erst nachdem sie, umgeben von gedämpften Trompeten und wärmenden Flügelhörnern, das Liebespaar auf den Tanzball geleiten, gelingen ihnen lebendige Melodien, die nicht nur den Prinzen und sein Aschenbrödel mitreißen.

Weihnacht im Wilden Westen

Wie man sich als US-Amerikaner im tiefsten Westen, irgendwo am Ufer des Colorado River, die russische Weihnachtsmusik vorgestellt hat, ist in Alfred Reeds Komposition zu hören. Ein Jahr vor Ende des Zweiten Weltkrieges sollte seine Adaption aus russischen Kinderliedern, eigenen Ideen und orthodoxer Kirchenmusik den Verbündeten beliebter machen.

Was politisch nicht gelang, überzeugt doch musikalisch. Vor allem in den Passagen, in denen Nicole Kotz mit dem Englischhorn engelsgleich über ihrer Gemeinde schwebt. Es sind der lyrische Moment und der elegische Charakter dieses oboenverwandten Instrumentes, die noch stärkeren Eindruck machen als all die gigantischen Klangflächen, mit denen das gesamte Orchester fast Backsteinmauern erbeben lässt.

Überhaupt legen die Komponisten wie der Ukrainer Mykola Leontovych großen Wert auf allerlei Glocken- und Glöckchenklang, der den Percussionisten hinter dem Altar mit Schlegeln und Hämmern alles abverlangt. Von den festlich-festen Pauken-Klängen gar nicht zu reden, die dieser "Ukrainian Bell Carol" weithin vernehmen lässt. Das Stück hat auch den Ersten Weltkrieg in der Partitur.

Da wirkt Mathias Wehrs Komposition "Snowflake Lullaby", mit dem der Dirigent aus Schwabach einer Schneeflocke ein Wiegenlied singt, geradezu leichtfüßig, verspielt, schwerelos. Von der Erstehung des zarten Gebildes, das stets von tödlicher Wärme bedroht ist, bis hin zum Ende des wilden Herumwirbelns, fängt Wehrs wunderbares Werk diese Schicksals- Augenblicke alle ein.

Von der Karibik nach Japan

Irgendwann taucht die Krippe dann auch in der Karibik auf. Weihnachten wird schließlich weltweit gefeiert. Dort besucht sie der Calypso-König Harry Belafonte, der darin "Mary’s Boychild", das wohl dunkelhäutige Jesuskind, bewundert. Das hat natürlich eine Rassel und den afro-amerikanischen Rhythmus, denn man hat es mit einem Spiritual zu tun, den Jester Hairston in den 50er Jahren erfunden hat.

Da ist die klamme Kälte, die viele katholische Kirchen auszeichnet, gänzlich verflogen. Mag es an den eng beieinander sitzenden Zuhörern liegen, mag es den heißen Latino-Rhythmen geschuldet sein.

Da kommt ein verrückter Japaner, der die kitschigen Weihnachtslieder ordentlich durch die fernöstliche Mangel gedreht hat, gerade recht. Denn so wie Takashi Hoshide in "Deck the Hall" den Saal ausgeschmückt, wie er der "Little town of Bethlehem" die nächtliche Ruhe ausgetrieben und "O Tannenbaum" melodisch hat aufblühen lassen, das hat einen ganz eigenen Charme. So werden die vielen, manchmal lieblos heruntergenudelten Weihnachtsschlager völlig neu präsentiert.

Glücklicherweise hat sich die Bläserphilharmonie Forchheim nicht auf dieses interpretatorische Glatteis begeben. Darum wurde der späte Nachmittag im Forchheimer Norden auch ein Erlebnis.

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