Geld zurückgehalten

23.9.2016, 06:00 Uhr
Geld zurückgehalten

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Der Kreis-Bauausschuss probte den Aufstand. Mit Stimmengleichheit lehnten es die Räte nach langer Debatte ab, eine Summe von rund 123 000 Euro freizugeben, mit der das Kreisbauamt eine Elektrofirma aus Hildburghausen bezahlen will. Die Firma war bei der Generalsanierung der Georg-Hartmann-Realschule zum Zug gekommen.

Ursprünglich umfasste ihr Gewerk ein Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro. Dann mussten Nachträge in Höhe von 114 000 Euro genehmigt werden.Später waren es noch einmal 69 000 Euro Mehrkosten, es folgten 100000 Euro. Jedes Mal waren die Nachforderungen begründet und wurden von den Kreisräten mit zusammengebissenen Zähnen abgesegnet.

Jedes Mal, bis auf das letzte Mal: „Das mache ich nicht mit“, rief der FDP-Politiker und Architekt Sebastian Körber gefühlt 13 Mal in den Sitzungssaal, während er ungefähr 23 Mal auf seine Sachkompetenz hinwies. Ihm zur Seite sprang Lisa Badum (Grüne), die wie die FW-Räte Werner Wolf und Richard Gügel sowie der CSU-Mann Gerhard Amon der Zustimmung die gehobene Hand verweigerte. Und weil zum Zeitpunkt der Abstimmung Edwin Dippacher (CSU) und Reinhold Otzelberger (SPD), die zuvor ihre Bereitschaft zur Zustimmung signalisiert hatten, schon zum nächsten Termin geeilt waren, wurde der Beschlussvorschlag abgelehnt.

Schneller Umzug

Aus den teils wenig erhellenden Aussagen der Bauverwaltung und der eigens bestellten externen Kontrolleure schälte sich folgendes Szenario heraus: Der dringende Wunsch von Schule und Bauamt, die Sanierung so weit abzuschließen, dass die Schüler nach Ostern wieder einziehen können, führte zu extrem hektischer Aktivität.

Der Elektriker ist in der Kette der Handwerker der letzte. Die thüringische Firma schob Sonderschichten, um den Termin zu schaffen. Da kam nicht gänzlich unerwartet ein Wunsch von Schule und Bauamt dazu: Vor der Sanierung konnte die Aulamittels Vorhang verdunkelt werden. Also sollte dies auch künftig möglich sein. Nach Darstellung eines Beteiligten gegenüber den NN war diese Frage lange Zeit aufgeschoben worden. Als eine Lösung dafür gefunden war, stellte sich heraus, dass als Folge der Verdunkelung die beiden Tribünen in der Aula mit einer eigenen Stufenbeleuchtung ausgerüstet werden müssen, aus Sicherheitsgründen. Gesagt, getan.

Aber: Um diese Beleuchtung nachträglich einzubauen, mussten nicht nur Treppenstufen durchbohrt und verkabelt werden. Auch Wände mussten teils nochmal geöffnet werden, was sich aus statischen Gründen als höchst problematisch erwies, vor allem aber als sehr teue. Eigentlich hätte der Bauausschuss gefragt werden müssen, um das Geld freizugeben. Das aber unterblieb in den Osterferien genauso wie die Unterrichtung der Controller oder des Bauamtes, so weit bisher bekannt.

Das ist der vorläufige Befund. Endgültig aufklären, wer wann welche Entscheidung an wem vorbei warum getroffen hat, soll das Kreisbauamt in der nächsten Sitzung. So lange kann die Schlussrechnung nicht bis zum letzten Cent bezahlt werden.

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