Gemeinsam ein „leuchtendes Beispiel“ geschaffen

8.9.2014, 18:53 Uhr
Gemeinsam ein „leuchtendes Beispiel“ geschaffen

© Foto: Stefan Bergauer

Es ist schön geworden, so viel lässt sich schon sagen. Kurz vor der Einweihung ist die Kulturwerkstatt Fränkische Schweiz offiziell noch Baustelle. Auf den ersten Blick sieht aber alles schon recht fertig aus. Ein paar Morschreuther werkeln noch in den Nebenräumen. Ein Staubsauger steht noch herum. Doch die beiden großen Räume, der kleinere für die Dorfjugend, der größere für die VHS-Kurse der Kulturwerkstatt und Morschreuther Veranstaltungen, haben schon ein Gesicht. Helle Wände, unterbrochen von großen Fenstern, eine Vitrine mit bemalten Eiern und Rahmen, Tische und Stühle für 120 Menschen.

Genau so viele Morschreuther haben sich bei der Dorfgemeinschaft zur Einweihung angemeldet. Der Verein wurde nur gegründet, um die Kulturwerkstatt zu realisieren. Vorsitzender ist Hans Heckel, der frühere Ortssprecher und eine der treibenden Kräfte, der während des Baus die Verantwortung getragen hat. „Wir haben hier das Bestmögliche gemacht“, sagt er mit einer raumgreifenden Armbewegung. „Wir, die Dorfgemeinschaft, sind hochzufrieden.“

Vereine im Boot

Dass die Dorfgemeinschaft einmal hochzufrieden sein könnte, danach sah es lange Zeit nicht aus. Seit Anfang der 1990er Jahre suchten die Morschreuther nach einer Möglichkeit, das Schulgebäude, „die alte Schul’“, zu sanieren oder etwas Neues hinzustellen. Das Gebäude stammte aus der Nachkriegszeit, seit 1967 wurde darin nicht mehr unterrichtet. Erst 1974 kam mit der Malschule neues Leben. Trotzdem, das Gebäude wurde immer baufälliger. Schließlich kam die Entscheidung für den Neubau.

Heckel gründete die Dorfgemeinschaft Morschreuth, um die Unterhaltskosten des neuen Hauses, geschätzt etwa 2500 Euro pro Jahr, zu tragen. Daran beteiligten sich alle anderen Morschreuther Vereine und im früheren Gößweinsteiner Bürgermeister Georg Lang (in derselben Partei wie Heckel) hatte man einen großen Fürsprecher.

Obwohl die Kulturwerkstatt in der Gemeinde Gößweinstein umstritten war und die Oberfrankenstiftung ihre in Aussicht gestellte Förderung zurückzog, brachten die Morschreuther ihr Projekt, wenn auch etwas kleiner, auf den Weg. Die Vereine beteiligten sich mit 50 000 Euro an den Kosten, die Einwohner legten Hand an. „90 Prozent Eigenleistung“, sagt Heckel stolz. Um die 9000 Arbeitsstunden haben 80 Morschreuther geleistet. 280 Einwohner zählt der Ort insgesamt.

„Opferbereitschaft nötig“

Vom Beruf nach Hause gekommen, langten sie auf der Baustelle noch einmal hin. Eine Rentnertruppe, manche davon 80 Jahre alt, mauerte und schuftete unter der Woche. Um den Garten anzulegen und den Parkplatz zu pflastern opferten andere ihren Urlaub. „Eine gute Dorfgemeinschaft ist die Grundlage“, sagt Heckel. „Das funktioniert nur, wenn die Leute . . .“ Er sucht nach dem Wort, „Opferbereitschaft haben“, wirft Christian Müller ein, der einen Schritt weiter die Fensterbank in der Durchreiche zur Küche einpasst. „Genau“, sagt Heckel.

Freilich habe es auch einmal Tiefs gegeben, sei der Arbeitswille mal nicht so hoch gewesen. Insgesamt habe das gemeinsame Schaffen über gut eineinhalb Jahre, der Abriss der alten und Bau der neuen „Schul’“, die Kameradschaft aber noch gefördert.

Um die 750 000 Euro hat die neue Morschreuther „Schul’“ gekostet. Weniger als ein Viertel muss die Gemeinde für das Ensemble aus Gemeinschaftsraum, Malschule und Feuerwehrhaus bezahlen, so hieß es beim Richtfest. „Ein leuchtendes Beispiel des Bürgerschaftsengagements“, nennt es der neue Gößweinsteiner Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW). Eine angedachte Kooperation mit der Universität Bamberg stärke das Wallfahrtsmuseum in Gößweinstein, das VHS-Angebot und die Malschule sei wichtig für den Fremdenverkehr. Das neue Feuerwehrhaus, in dem das neue Fahrzeug unterkommt, komme noch hinzu.

Bedeutung für ganze Region

Dass die Kulturwerkstatt große Bedeutung nicht nur für Morschreuth hat, davon ist auch Heckel überzeugt. Allein die Mal-Schüler hätten 2700 Mal in der Gemeinde übernachtet. „Das ist neben der Basilika in Gößweinstein das einzige Alleinstellungsmerkmal in der Gemeinde, das Touristen anzieht. Das ist wichtig, nicht nur für Morschreuth oder Gößweinstein, sondern für die ganze Region.“

Am Samstag, 13. September, wird ab 14 Uhr in der Kirchenstraße 12 Einweihung gefeiert. Nach den Grußworten spielen am Abend die „Oberfranken Rebellen“, am Sonntag wird das neue Feuerwehrfahrzeug eingeweiht.

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