Generation 50plus dominiert Energiemesse in Forchheim

12.10.2014, 18:31 Uhr
E-Autos auf der 2. Energiemesse in Forchheim.

© Udo Güldner E-Autos auf der 2. Energiemesse in Forchheim.

Kernthema war nach Aussage des Landrates Hermann Ulm die E-Mobilität, die auf dem Hof des Beruflichen Schulzentrums nicht nur mit Kleinwagen, sondern auch mit Premiummarken aus Deutschland, Frankreich und den USA ausprobiert werden konnte. "Denken sie daran, wieviel Zeit, Energie und Geld sie sparen können. Die Investitionskosten haben sie schon nach wenigen Jahren wieder eingespart." Sätze, die auf der Energiemesse ständig zu hören sind. Egal, ob es sich um Wärmepumpen handelt, oder um Stromspeicher.

Die Kostenfrage scheint den Klimaschutz etwas in den Hintergrund zu drängen. "Die CO2-Einsparung interessiert doch kaum einen," so Peter Baumeister vom Ingenieur-Büro Sonnen-Schmiede (Dormitz), "die Wenigsten machen das aus Überzeugung. Es geht immer ums Geld." Der beste Klimaschutz ist nicht verbrauchte Energie. Das beginnt schon im Kleinen, und oft hinter den Kulissen. Etwa in den Wasserrohren, die in Forchheim sehr hartes Trinkwasser führen. "Mit all den Problemen der Verkalkung, die beim Erwärmen des Wassers zum Duschen, Wäschewaschen oder Kochen bei einem Millimeter Belag rund zehn Prozent mehr Energie verbraucht."

Hier setzt Richard Vogt (Lichtenfels) an. Der Geschäftsführer von "Nikol & Vogt", einem Service- und Vertriebspartner des Mittelständlers Grünbeck (Höchstädt/Donau), möchte das Trinkwasser "nachbehandeln, nicht aufbereiten." Mittels einer Entkalkungs-Anlage, die mit Hilfe von Salz und einem Ionenaustauscher weicheres Wasser erzeugt. "Sie brauchen danach deutlich weniger Waschmittel, Shampoo und müssen auch nicht so oft das Bad reinigen. Außerdem sparen sie Energie und ihre elektrischen Geräte gehen ihnen nicht so schnell kaputt."

Vor elf Jahren habe Grünbeck 3000 solcher Anlagen in Deutschland verkauft, nun seien es aktuell mehr als 15.000, so Richard Vogt, der seit 20 Jahren in der Branche aktiv ist. "Wir warten noch Anlagen, die wir 1983 in Betrieb genommen haben, und die störungsfrei laufen."

"BioEnergieDorf Willersdorf"

Dass bei der "Energiewende" bisher der Fokus allzu sehr auf den Strombereich gerichtet war, zeigt das Interesse der Gäste am "BioEnergieDorf Willersdorf". Da haben sich die Bürger zu einer Genossenschaft zusammengetan und versorgen 80 Haushalte mit Fernwärme aus der nahen Biogasanlage. "Wir sparen dadurch rund 250.000 Liter Heizöl pro Jahr", so deren Vorsitzender Richard Fischer. "Es hat große Mühe, aber auch großen Spaß gemacht. Ich rate ihnen, machen sie das auch." Wärmedämmung mit modernen Fenstern, besseren Baustoffen, neuen Dämmmaterialien oder einem besonderen Antrich zeigen Schreinereien, Maler-Fachbetriebe und Baustoff-Händler.

Wenige Meter weiter dreht sich alles um den richtigen Kachelofen, die Art des Brennstoffes (Scheitholz oder Pellets) und die Frage, wie man neue Anschaffungen günstig finanzieren kann. Die Vielfalt an technischen Lösungen ist jedenfalls beeindruckend, wie auch Landrat Hermann Ulm auf einem kleinen Messe-Rundgang erfährt. Nur wenige Besucher interessieren sich indes für die allgemeine Energieberatung oder das Kinderprogramm, vielleicht auch deshalb, weil kaum Familien gekommen sind.

Es dominiert die Generation 50plus, "die wohl auch das Geld hat, um die Investitionen vornehmen zu können", wie Dominik Bigge vom Klimabüro des Landkreises Forchheim ergänzt. Der Schwerpunkt E-Mobilität ist gleich in mehrfacher Hinsicht augenscheinlich. Nicht nur mit Autos, Motorrädern, Rollern und E-Bikes. Allerdings sind laut Landratsamt erst 172 Elektro-Fahrzeuge im Landkreis angemeldet. "Das gilt es unbedingt deutlich zu verbessern."

Für Kinder hat sich Heike Schütz (Hiltpoltstein), die Leiterin der Ganztagesschule "sChOOL-in" an der Real- und Mittelschule Gräfenberg, ein besonderes Projekt ausgedacht. Mit ihren 14 Schülern der Offenen Ganztagesschule ist sie der Frage nachgegangen, woher eigentlich der Wind kommt, und wie aus ihm Strom werden kann. Und so schneiden, stanzen und kleben Kevin Scholz, Erwin Bulic, Kevin Bäumler und Markus Kutzenberger (alle 6 A) ihren eigenen kleinen Windpark aus Joghurtbechern, Schaschlikstäbchen und Plastikflaschen. "Damit wollen wir den Nachwuchs sensibilisieren, dass Energie etwas Kostbares ist."

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