,Germania darf nicht sterben‘

10.2.2010, 00:00 Uhr
,Germania darf nicht sterben‘

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Herr Tschorn, seit Monaten suchte die Germania einen neuen Abteilungsleiter. Was gab bei Ihnen den Ausschlag, das Amt zu übernehmen?

Andreas Tschorn: Naja, zunächst einmal finde ich Abteilungsleiter als Begriff bei der Germania etwas zu hoch angesiedelt. Spielleiter würde es wohl eher treffen, gibt es ja nur eine einzige, nicht-leistungsorientierte Mannschaft. Den Ausschlag gab letztlich, dass ich der Germania schon lange nahe stehe, allein durch meinen Wohnsitz, der nur vier, fünf Häuser vom Vereinsgelände entfernt liegt.

Das heißt: Als die Germania so groß in den Medien war, haben sie ab und an mal vorbeigeschaut?

Andreas Tschorn: Nein, da gar nicht mehr. Zuvor, da war ich oft bei den Spielen als Zuschauer. Außerdem interessiert mich als Sporthistoriker der älteste Fußballverein Forchheims natürlich besonders. Da wollte ich einfach helfen und habe angefragt, ob man mich brauchen kann.

Wenn man auf Ihre Website schaut (www.andreasmtschorn.com) sieht man, dass Sie vielbeschäftigt zu sein scheinen. Haben Sie überhaupt die Zeit für dieses Amt?

Andreas Tschorn: Sie haben recht: Da muss man schon ein wenig verrückt sein, aber Fußball ist ein liebgewonnenes Hobby. Ich trainiere auch zwei Mädchenmannschaften bei der SpVgg Erlangen und bin dort stellvertretender Abteilungsleiter. Vorrang hat daher weiterhin die «Spieli». Aber damit es weitergehen kann bei der Germania, habe ich zugesagt.

Wenn Sie länger nicht mehr zugesehen haben, wissen Sie dann überhaupt, was dort auf Sie zukommt?

Andreas Tschorn: Ja, weiß ich, da spielen überwiegend Anti-Fußballer.

Wo wollen Sie als Interimstrainer dann die Stellschrauben anziehen?

Andreas Tschorn: Lediglich Ordnung reinbringen und ein paar Trainingseinheiten abhalten. Es kann nicht sein, dass alle drei Minuten Gegentore fallen. Ich denke, wir können es schaffen, nicht mehr so hoch zu verlieren - und hoffentlich bald auch mal einen Punktgewinn feiern.

Was wird Hauptaufgabe als Abteilungsleiter?

Andreas Tschorn: Ein Neuaufbau. Es gibt ja nicht mal ein Vereinsleben, niemand sitzt im Sportheim zusammen, es gibt keine Jugendarbeit, Leichtathletik- und Gymnastikabteilungen haben sich aufgelöst. Ich will zeigen: Es geht weiter, es nimmt jemand etwas in die Hand.

Stellen Sie sich das nicht zu einfach vor?

Andreas Tschorn: Ich bin natürlich noch nicht so drin in der Materie. Aber ich habe gehört, es gibt ausreichend Freunde des Vereins, die lassen sich nur nicht mehr sehen seit diesem ganzen Trubel. Die, die vergrault wurden, müssen wir wieder zurück gewinnen, dann geht es auch wieder nach oben.

Im ernst: Ist Ihr Engagement ein PR-Gag?

Andreas Tschorn: Nein, das ist kein Gag. Ich möchte helfen, dass Forchheims ältester Fußballverein nicht stirbt. Interview:

CHRISTOPH BENESCH