Geschichtsstunde in der Kaiserpfalz mit Gänsehaut

30.5.2016, 06:00 Uhr
Geschichtsstunde in der Kaiserpfalz mit Gänsehaut

© Foto: Ralf Welz

Während es draußen langsam dunkel wird, haben sich etwa 20 Gäste im Foyer des Pfalzmuseums eingefunden, um auf nächtliche Erkundungstour zu gehen. Vor allem den zahlreich vertretenen Kindern ist die Aufregung anzumerken. Unruhig schlendern sie durch die Vorhalle des Museums.

Christina König, die stellvertretende Museumsleiterin, verteilt Taschenlampen. Diese sind dringend vonnöten, denn elektrisches Licht sucht man heute Abend vergebens in den steinernen, ehrwürdigen Hallen. Nicht umsonst lautet das Thema der Führung „Nachts im Museum – Wenn alte Knochen erzählen“.

Christina König ist gerade dabei, den neugierigen Gästen allgemeine Informationen über das Pfalzmuseum zu vermitteln, als sie jäh innehalten muss: „Schon Museumsgründer Hans Räbel hat . . . Nanu, wer sind Sie denn?“ Klammheimlich hat sich eine unscheinbare, in eine Mönchskutte eingehüllte Gestalt der Besucherschar genähert. „Soll ich mich vorstellen?“, fragt der doch etwas schaurig dreinwirkende Kapuzenmann mit sonorer Stimme. „Ich bin der Zeitgeist. Wir werden uns im Lauf des Abends noch öfter begegnen. Und dann kann es durchaus unangenehm werden.“ Spricht’s – und streichelt mit seinen weißen Handschuhen über den gruseligen Totenkopf, den er in Händen hält.

Der Sand rieselt und rieselt

Unter der schwarzen Kutte des „Zeitgeists“ verbirgt sich Jost Lohmann, Leiter des museumspädagogischen Vereins AGIL in Bamberg. Durch ihn wird die ungewöhnliche Kulturveranstaltung nicht nur zur lehrreichen Geschichtsstunde, sondern auch zum im Gedächtnis bleibenden Gruselevent mit Gänsehautgarantie.

Mit dem „Zeitgeist“ im Schlepptau durchwandert die Besuchergruppe die verschiedenen Räume des Pfalzmuseums. Die Spannweite reicht von den alten Kelten auf der Ehrenbürg bis hin zur Judenvertreibung in Forchheim zur NS-Zeit. Nach knapp eineinhalb Stunden hat der „Spuk“ ein Ende.

Das Thema des nächsten Museumsmittwochs steht auch schon fest. Die Mönchskutte wird mutmaßlich den volkstümlichen Gewändern weichen: Am 1. Juni dreht sich im Pfalzmuseum ab 19 Uhr alles um die Frage: „Dirndl oder Tracht? Was zieh’ ich aufs Annafest an?“ Und sind wir ehrlich – das ist ja irgendwie auch ein Zeitgeist-Phänomen.

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