Gisela Steinlein fordert von Forchheim einen Kulturwandel

15.3.2018, 09:56 Uhr
Gisela Steinlein fordert von Forchheim einen Kulturwandel

© Alexander Hitschfel

Gisela Steinlein sagte, dass man im Hinblick auf zukünftige Konzerte des Liedervereins alleine, aber auch bei Gemeinschaftskonzerten versuche, die Stadt in das Werbekonzept einzubinden. Die Nordbayerischen Nachrichten hätten geschrieben, dass die Ehrenamtlichen die Stadt schon selbst in die Pflicht nehmen müssten. Dies werde man auch tun, so Steinlein.

"Wenn die Ehrenamtlichen sich alles gefallen lassen, dann ist das eben so, dann hilft uns niemand." Sie kündigte an nicht "locker lassen" zu wollen. Kurz ging Steinlein auch auf die Beteiligung an der Veranstaltungsreihe "Kulturpuls" ein. Ein wichtiges Anliegen sei es nicht gewesen aufzuzeigen wie schön alle singen und musizieren, sondern es sei in der Tat auch eine politische Veranstaltung gewesen. Die Reihe sollte demonstrieren, wozu die ehrenamtlichen Kulturschaffenden in der Lage seien.

Offenbar habe dies bei der Stadt Wirkung gezeigt. Sie habe, so Steinlein, eine E-Mail von Museumsleiterin Susanne Fischer bekommen. Fischer sei von Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) beauftragt worden, den "Runden Tisch Kultur", dem alle ehrenamtlich Kulturschaffenden Forchheimer Vereine und Verbände angehören und der "eingeschlafen" sei, wieder aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Fischer schwebe vor, so Steinlein, etwa viermal pro Jahr diesen Runden Tisch zu veranstalten.

Es sei wichtig, dass es eine zentrale Stelle gebe, die die Veranstaltungskoordination in der Stadt Forchheim betreibe. In jüngster Vergangenheit sei es vorgekommen, dass man sich mangels Koordination gegenseitig Konkurrenz gemacht und damit gegenseitig Besucher abgeworben habe. So sei beispielsweise Lucky Schmidt am 10. März in Sankt Gereon aufgetreten, zur gleichen Zeit habe das Konzert "Drei Chöre" vom Kulturpuls stattgefunden: "So kann es in Forchheim nicht weitergehen", so Steinlein.

Kulturbeauftragte von Stadt und Landkreis müssten sich zwecks Terminierung absprechen. Solche Terminkoordinationen könnten die Ehrenamtlichen nicht leisten. Das müsste in professionelle Hände: "Da muss ein Profi her und der muss uns auch bei der Vermarktung helfen."

Die Stadt müsse sich endlich darüber bewusst werden, dass man mit den Kulturtreibenden ein "Pfund" habe, mit dem man "wuchern" könne. Steinlein ist sicher, dass nur dann, wenn eine solche Bindung zwischen Kultur und Stadt vorhanden sei, auch junge Leute emotional an die Stadt gebunden werden könnten und trotzdem sie vielleicht bereits in anderen Städten arbeiten in Forchheim weiter wohnen bleiben.

Die Vereinslandschaft sei ein Bindeglied zwischen Bevölkerung und Stadt, welches es zu pflegen gelte. Das müsse auch die Stadt erkennen, denn wenn die jungen Leute einmal weg seien, würden sie nur sehr schwer wieder zurückkommen, so Steinlein. "Diese Saat muss jetzt gesät werden." Weiter könne es nicht sein, dass eine Kulturstätte nach der anderen wegbreche und man Angst haben müsse, als Straßenmusiker auf der Hauptstraße zu enden, so Steinlein.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung gab es die für solche Veranstaltungen üblichen weiteren Berichte. Warum man seit Jahren im Liederverein singe? Darauf wusste Urgestein Heidi Neubauer eine Antwort: Ein Chor bringt Menschen zusammen und bietet ihnen eine musikalische Heimat. Deshalb singe man seit Jahren im Liederverein.

Eine ganz seltene Ehrung erhielt der Sänger Roland Beetz aus den Händen der Vorsitzenden der Sängergruppe Forchheim-West, Claudia Fabry. Der 77-Jährige wurde für 60 Jahre aktives Singen geehrt. Noch gut erinnert sich Roland Beetz an die Anfänge zurück: "Mein Vater war auch aktiver Sänger beim Liederverein und mein Onkel Georg Roth war damals Kassier." Da sei es nahe gelegen, dass er mit damals 17 Jahren in den Liederverein eintrat. "Zu diesem Zeitpunkt habe ich im Kirchenchor Sankt Martin gesungen, später im Klosterchor, wo ich auch heute noch genau wie beim Liederverein aktiv singe."

Sein Bruder sang am Staatstheater Wiesbaden, sein Vater am Landestheater Coburg. Nach einem sechsjährigen Studium am Konservatorium, wo er eigentlich sich zum lyrischen Bariton ausbilden ließ, habe er als gesangliche Heimat den Tenor für sich entdeckt, erzählt Beetz. Damals habe er sich gegen eine Profikarriere als Sänger entschieden, sondern beschlossen dies hobbymäßig zu machen.

Um den Verein selbst hat sich Beetz große Verdienste erworben, war dort 40 Jahre lang neben seiner aktiven Sängertätigkeit als Schatzmeister und zehn Jahre als Beirat im Vereinsvorstand tätig. Das Liedervereins-Urgestein, die langjährige erste Vorsitzende Heidi Neubauer wurde für 40-jähriges aktives Singen geehrt, Marianne und Gerd Barthelmann für 50 Jahre aktives Singen. Weiter wurden Ingeborg Hofstädter für 40 Jahre und Erna Roppelt und Ingeborg Schmitt für 50 Jahre Treue zum Verein in Abwesenheit geehrt.

Keine Kommentare