Gosberger Posthalter um Haus und Hof gebracht

25.5.2016, 06:00 Uhr
Gosberger Posthalter um Haus und Hof gebracht

© Fotos: Harald Schmidt

„Der Postweg führte Mitte des 18. Jahrhunderts vom heutigen Pinzberger Bahnhof aus links zum Gosberger Wehr, dann weiter auf der linken Seite des Hirtenbachs, weiter durch das Unterdorf (Bahnhofstraße) zur Kirche, dann links nach Kirchehrenbach.“ So skizziert Lokalhistoriker Alfons Eger den Weg der Kutschen anhand heutiger Wegmarken. Noch ist nicht endgültig geklärt, seit wann es eine Posthalterei in Gosberg gab, um die Strecke zwischen Erlangen und Streitberg zu bewältigen.

Erst 1749 wird mit Johann Stephan Roth, damals 46 Jahre alt, deren erster Posthalter greifbar. Dass der kleine Ort für eine von den Thurn und Taxis organisierte Station der Kaiserlichen Reichspost in Frage kam, ist wohl auf Andreas Schröder (1681 —1736) zurückzuführen. Der gebürtige Gosberger war bis zu seinem Tod rund 18 Jahre „Kaiserlicher Reichspostmeister“ in Bamberg.

Stellen verschafft

Alfons Eger: „Mehreren Gosbergern hat er Stellen bei der Post in Bamberg verschafft. Außerdem hat er dafür gesorgt, dass Gosberg 1717 eine eigene Kirche bekam und dafür auch die Baukosten übernommen. Deshalb hat Gosberg außer der Hl. Dreifaltigkeit auch den Andreas als Kirchenpatron.“

Roths Nachfolger Georg Schröder spricht hingegen von einer „äußerst schlechten Station“. Der „postarum curator“ musste es wissen, hatte er die Posthalterei doch 1755 von seinem Schwiegervater Johann Stephan Roth übernommen.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756—1763) mit seinen militärischen Verheerungen auch im Hochstift Bamberg, seinen Zwangseinquartierungen und hohen Tributzahlungen liefen die Geschäfte nicht gut. „Er musste nach eigenen Angaben etwa 9000 Gulden zuschießen und kam am Ende doch um Haus und Hof.“ Den „Gosberger Hof“ (Nr. 37; Bahnhofstraße 2) verkaufte er 1763 und zog nach Nürnberg.

Die Posthalterei wanderte, weil kein anderer Gosberger das Risiko einzugehen bereit war, nach Kersbach weiter (wir berichteten). 1894 kam sie wieder zurück. Was auch mit dem Anschluss des Ortes an die Bahnlinie zwischen Forchheim und Ebermannstadt 1891 zu tun hatte.

Es begann mit einer Postablage, die von Georg Messingschlager (1864 —1943) in seinem Bauernhof (Nr. 5; heute Gosberger Straße 16) besorgt wurde. Von hier aus machte sich auch ein Postbote nach Kunreuth auf. Fünf Jahre später erbaute Messingschlager die heute noch bestehende Gaststätte am Bahnhof, in der er Bahn- und Postgeschäft vereinte (Nr. 65; Bahnhofstraße 24).

„Er hat Fahrkarten verkauft und sich um Ein- und Abfahrt des Zuges gekümmert,“ so Hermann Meißner. Bis zu seinem Ruhestand 1932 führte der „Bahnexpeditor“ die Geschäfte, die auch den Nachbarort Elsenberg betrafen.

Die Schwiegertochter übernahm

Dann übernahm Landwirt Georg Eismann (1875—1945), der als Bürgermeister 1933 im Zuge der „Gleichschaltung“ von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde. Als Postbeamter blieb er jedoch auf dem Posten. Als er 1940 in Pension ging, übernahm seine Schwiegertochter Kunigunda Eismann, bis sie 1947 gesundheitliche Gründe zwangen, aufzuhören.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Postgeschichte Gosbergs untrennbar mit der Familie Messingschlager verbunden, die in Nr. 46 (Gosberger Straße 13) wohnt und mit den Eismanns verschwägert ist.

Den Anfang machte Landwirt und Händler Hans Messingschlager, der mit seinem Lebensmittelhandel zwei Jahrzehnte lang einer der Dorfmittelpunkte war. Sein Sohn Reinhold Messingschlager, der als Briefträger angefangen hatte, übernahm nicht nur den Laden, sondern auch die Postagentur. Bis zum Ende der Postfiliale Gosberg waren es die Angestellten Angela Reminger (1991) und Irmgard Maldet (1991—1997), die den Betrieb noch einige Jahre aufrecht erhielten. Dann begann 1997 auch in Gosberg die Privatisierung der Post.

Bei Stefan Roske (Gosberger Straße 13) entstand eine Filiale, die jedoch 2005 nach Pinzberg weiterzog. „Inge’s Backstube“ neben der Kirche (Kapellenstraße 2) blieb nur zwei Jahre Anlaufpunkt, dann mussten die Kunden wieder nach Gosberg fahren. In „Monis Hoflädle“ (Gosberger Straße 14) war die Post-Service-Filiale bis zum Jahr 2010 untergebracht. Seither bietet Petra Rösch-Kaul in ihrem „Blumakübl“ (Gosberger Straße 17) alles rund um Pakete und Briefmarken an.

Wer zu einzelnen Poststellen der Region noch Auskünfte geben kann oder Bildmaterial beizusteuern hat, melde sich bei Hermann Meißner unter Telefon (0 91 90) 7 89 oder in der Redaktion der Nordbayerischen Nachrichten unter Telefon (0 91 91) 72 20 20.

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