Gößweinstein: Als die Sänger-Welt noch in Ordnung war

26.2.2017, 18:00 Uhr
Gößweinstein: Als die Sänger-Welt noch in Ordnung war

© Foto: Thomas Weichert

Als Peter Helldörfer in den Männergesangverein Gößweinstein eintrat, sangen noch viele junge Leute mit und das Durchschnittsalter der Sänger lag bei etwa 45 Jahren. Der Chor bestand damals aus über 30 Sängern und zur 75-Jahrfeier des Gesangvereins 1970 waren es stolze 39 aktive Sänger. Heute hat der Gesangverein noch 13 aktive Sänger mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren.

Damit der Männergesangverein überlebt hat er sich mit dem Männergesangverein Wichsenstein zusammengeschlossen. "Wenn diese Fusion nicht erfolgt wäre, gäbe es wohl heute keinen der beiden Chöre mehr", ist sich Helldörfer sicher.

Für Peter Helldörfer war es so zu sagen Pflicht, Mitglied des Gesangvereins und auch Sänger zu werden. Denn sein elterliches Gasthaus "Zur Burg" war damals das Vereinslokal und so war er schon als Kind oftmals bei den Proben der Sänger dabei. Auch sein Vater und sein Bruder sangen mit. Um Sänger zu werden, musste Helldörfer dem damaligen Chorleiter Hans Steinmetz vorsingen. Zunächst sang Helldörfer im zweiten Tenor, dann im ersten Bass. Und noch ein Kuriosum gab es damals: Die Sänger stimmten darüber ab, ob sie einen neuen Sänger in ihren Reihen aufnehmen. Diese Wahl war geheim. Jeder Sänger hatte eine weiße und eine schwarze Kugel von denen er eine in diese Urne werfen musste. Waren es mehr weiße als schwarze Kugeln wurde der neue Sänger in den Chor aufgenommen. Heute wäre Vorsitzender Konrad Schrüfer froh, wenn sich junge Leute melden würden.

Mit knapp 18 Jahren wurde Helldörfer zum Schriftführer des Vereins gewählt. Dieses Amt bekleidete er von 1969 bis 1983. Von 1981 bis 1983 war er in Personalunion zweiter Vorsitzender und von 1983 bis 1992 erster Vorsitzender des Vereins.

Die Singstunden liefen so ab: Eine Stimme probte im Gastraum, die anderen hielten sich derweil in der Küche auf. "Dabei wurde so mancher Blödsinn gemacht und so ging beim Fußballspielen in der Küche schon mal die Küchenuhr zu Bruch" erinnert sich Helldörfer. Vor allem die "Nachtsingstunden" dauerten oft sehr lange, denn die Geselligkeit im Verein wurde sehr groß geschrieben. So auch im Anschluss an die Singstunden bei verschiedenen öffentlichen Auftritten wie dem Mai-Singen oder dem Singen in der Silvesternacht.

Erfreulich aus heutiger Sicht ist, dass sich später Sänger aus den umliegenden Orten dem Männergesangverein Gößweinstein angeschlossen haben, der 1895 gegründet wurde und daher einer der ältesten Vereine Gößweinsteins ist.

Legendärer Ball

Früher hatte auch der Rosenmontagsball des Gesangvereins einen legendären Ruf. Besonders unter der Regie von Heinrich Held entwickelte sich diese Faschingsveranstaltung zum Höhepunkt der närrischen Zeit, wurden dabei doch immer mehrere Sketche aufgeführt, die sich besonders auf die lokale Ortspolitik bezogen. 1986 musste dann das Vereinslokal in Folge der Betriebsänderung des Gasthauses Zur Burg – heute befindet sich darin das Bistro "Zum Holzwurm" – verlassen werden. Neues Vereinslokal wurde der Gasthof Frankenland und als dieser geschlossen wurde, der Gasthof Fränkische Schweiz, der noch heute Vereinslokal ist.

Noch etwas ganz Besonderes und Einzigartiges kann der Gesangverein sein Eigen nennen: Die Vereinschronik, die seit Beginn des Vereins 122 Jahre lang akribisch und in Schönschrift fortgeführt worden ist. Letzter Chronist war Oskar Türmer. Nun ist das dicke aus Leder gebundene Buch voll. Ein neues soll angefertigt werden, das kostet allerdings zirka 1000 Euro, weswegen ein Spendenkonto eingerichtet worden ist. Gesucht wird außerdem ein neuer Chronist. So lange es geht, will Peter Helldörfer noch Singen.

Keine Kommentare