Gößweinstein glänzt mit Balthasar-Neumann-Musiktagen

21.10.2017, 08:00 Uhr
Gößweinstein glänzt mit Balthasar-Neumann-Musiktagen

© Foto: Udo Güldner

Die festliche Eröffnung der ersten Balthasar-Neumann-Musiktage, präsentiert von den Nordbayerischen Nachrichten, war festlich und erhebend zugleich. Wobei der ungewöhnliche Austragungsort, man muss es zugestehen, Tücken offenbarte: Geiger Andreas Grohmann hatte eine zu hohe Luftfeuchtigkeit auszugleichen. Es war zu viel für seine rund 200 Jahre alte Vogtländer Violine, die er mit Darmsaiten bespannt hat. An den Fensterscheiben, durch die bereits Balthasar Neumann geblickt hat, rinnt das Kondenswasser herab – und die historische Aufführungspraxis gerät an ihre Grenzen. Immer wieder muss Grohmann nachstimmen, aber dennoch begeistert der Streicher mit seinem Auftritt. Mehr Fortune mit den widrigen Umständen hat Grohmanns Ehefrau Uta Kremtz (Dorf Wehlen bei Pirna). Ihre beiden Blockflöten aus Buchsbaum spielen mal weicher, mal mit Strahlkraft Telemanns Kantate "Da, Jesu, deinen Ruhm zu mehren".

Großer Augenblick

Sie lotet dabei mit bescheidener Eleganz alle lyrischen Schattierungen und technischen Möglichkeiten des Instruments aus.

Für den Hausherrn, Franziskanerpater Flavian Michali, den Initiator Ewald Mayer von der Sparkasse Forchheim, Kuratoriums-Vorsitzende Sabina Heidecke und den Landkreis-Organisator Toni Eckert ergab sich ein großer Augenblick.

Die Rolle des verlässlichen Begleiters virtuoser Exkursionen übernimmt Wieland Hofmann, der sein Cembalo, ein Nachbau eines historischen Instruments im Germanischen Nationalmuseum, aus Erlangen mitgebracht hat. Die Porträts dreier Bamberger Fürstbischöfe im Rücken und das leere Grab Jesu vor Augen, singt Corinna Schreiter (Nürnberg) die anmutige und aufmunternde Arie "Seele, deine Spezereien" aus Johann Sebastian Bachs Oster-Oratorium. Es wird, wie auch Bachs berühmte Arie "Schafe können sicher weiden", stimmlich eine sichere Sache.

Der dritte im Bunde der Barockkomponisten, Händel, ist mit drei seiner "Neun deutschen Arien" zu hören. Händel hatte das in London, umgeben von englischer Sprache und königlichem Pomp, ganz auf die empfindsamen Worte des Textdichters Barthold Heinrich Brockes gerichtete Miniaturen geschaffen. Die Sängerin Corinna Schreiter steigerte sich in dem Lied "Meine Seele hört im Sehen" in einen perfekt nuancierten Vokalrausch, bis "alles jauchzet, alles lacht". Dabei vergisst der Zuhörer nie, dass es eine religiöse Begeisterung ist, die auch das von Symbolen getragene Rosengedicht durchströmt, während Jungfrau Almirena in Händels berühmter Arie "Lascia ch´io pianga" ihre Gefangenschaft wehmütig und zugleich hoffnungsvoll beweint.

Hier waren die Gäste dann längst vom musikalischen Zauber gefangengenommen und spendeten den Künstlern animiert und langanhaltend Applaus.

Höhepunkt der Musiktage ist der Auftritt des Balthasar-Neumann-Chores und -Ensembles am Samstag um 19.30 Uhr in der Basilika. Den Abschluss bilden am Sonntag um 10.30 Uhr der Basilikachor und ein Bläserquartett des "ensemble hundshaupten" mit Schuberts Messe. Karten gibt es in Vorverkaufsstellen der Nürnberger Nachrichten, sowie den Buchhandlungen Streit und Bücherstube in Forchheim, sowie dem Wallfahrtsmuseum Gößweinstein.

Keine Kommentare