Gößweinstein nach dem Brand: Hilfe läuft weiter

3.2.2017, 17:00 Uhr
Gößweinstein nach dem Brand: Hilfe läuft weiter

© News 5/Merzbach

Die zwei junge Asylbewerber (18 und 20 Jahre alt) aus Syrien, die den Brand verursacht haben sollen, sind seit Anfang September 2016 wieder auf freiem Fuß. Der Haftbefehl wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Gößweinstein nach dem Brand: Hilfe läuft weiter

© Foto: Beke Maisch

Die beiden Cousins hatten in der Nacht auf Samstag, 20. August 2016, Wasserpfeife geraucht und sollen die glühende Kohle nicht sachgemäß entsorgt haben. In den frühen Morgenstunden brannte das Asylbewerberheim ab. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen", erklärt die Staatsanwaltschaft Bamberg.

Bei den Gößweinsteinern löste damals die Nachricht, dass kein Fremdenhasser den Brand gelegt hat, fast so etwas wie Erleichterung aus, erzählt Bürgermeister Hanngörg Zimmermann. „Brandstiftung wäre ganz schlimm gewesen, dann hätten wir uns alle nicht mehr wohl gefühlt.“ So sei die Solidarität erhalten geblieben — trotz manch dummer Sprüche.

Die Gößweinsteiner engagieren sich schon seit Jahren in der Flüchtlingsarbeit. Zu Hoch-Zeiten gab es drei Asylunterkünfte mit über 40 Bewohnern. Die Entscheidung, nicht auf eine Großunterkunft, sondern auf mehrere Standorte zu setzen, jeweils mit einem individuellen Betreuerstab, sei die richtige gewesen, betont Hanngörg Zimmermann.

Seit April 2016 sind keine neuen Asylbewerber mehr in Gößweinstein eingetroffen.  Heute leben noch zwölf Erwachsene und zwei Kinder in der ehemaligen Pension Fränkischer Hahn. Aus Somalia, Eritrea, Äthiopien, Nigeria, der Ukraine und Syrien stammen die Flüchtlinge. Betreut werden sie von der Eigentümer-Familie, die auch im Haus wohnt.

Außerdem gibt es einen sehr rührigen Helferkreis, der auch in der Brandnacht sofort zur Stelle war. „Die Leute standen ja zum Teil in Badelatschen und kurzen Hosen auf der Straße und hatten überhaupt nichts mehr“, erzählt Koordinator Rainer Polster. Die Hilfsbereitschaft der Bürger sei enorm gewesen, Kleidung, Schuhe, Hygieneartikel wurden abgegeben. Zusätzlich rief die Kirche zu Spenden auf, 1500 Euro kamen zusammen.

In dem Asylbewerberheim wohnten eine syrische Familie und eine junge Mutter aus Somalia mit ihrem zweijährigen Sohn. „Wir haben uns darum gekümmert, dass sie bei uns in Gößweinstein bleiben kann“, erzählt Rainer Polster.  „Bei ihr steht im Vordergrund, dass sie Deutsch sprechen, schreiben und lesen lernt.“

So gut die Willkommenskultur in Gößweinstein funktioniert, so schwierig ist es, die Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung langfristig im Ort zu halten. Von der ersten Syrer-Gruppe etwa lebt niemand mehr in Gößweinstein. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann hat Verständnis. Als Beispiel nennt er einen syrischen Arzt, der nun in Bayreuth arbeitet und einen jungen Syrer, der zunächst beim Dreitäler-Beck in Behringersmühle lernte, dann nach Paderborn zog, wieder zurückkehrte, um jetzt, nach einem Jahr, nach Erlangen zu ziehen.

Was die Helfer wirklich frustriert ist etwas ganz anderes: Wenn sie mit ansehen müssen wie der Erfolg ihrer Hilfe zunichte gemacht wird, sagt Rainer Polster. „Wir haben einer jungen Mutter aus Albanien geholfen. Sie sprach sehr gut deutsch, war unheimlich fleißig, ihre Tochter war im Kindergarten beliebt. Sie hatte einen Ausbildungsvertrag als Hotelfachfrau in der Tasche, da wurde ihr Antrag abgelehnt.“ Wenn der Helferkreis der Mutter nicht jedes Monat eine Spende zu kommen ließe, dann müsste sie in Tirana auf der Straße leben. „Das sind die Geschichten, die demotivieren.“

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