Gräfenberg: Coole Gipfelstürmer

1.1.2018, 09:00 Uhr
Gräfenberg: Coole Gipfelstürmer

© Foto: Realschule

Erinnern Sie sich auch noch mit Schaudern an die Wandertage ihrer Schulzeit? So kurz vor Schuljahresschluss in brütender Hitze aufs Walberla, oder, wenn es weiter weg gehen sollte, nach Streitberg und Muggendorf und dann auf die Neideck? Wieder zurück gab’s als Zuckerl vom Lehrer einen Aufsatz "Mein schönstes Wandertag-Erlebnis" als Hausaufgabe. Dass Schüler im Teenager-Alter und Wander-Ausflüge sich nicht grundsätzlich ausschließen müssen, das zeigte die Klasse 10d der Ritter-Wirnt-Realschule Gräfenberg auf ganz beeindruckende Weise.

Gräfenberg: Coole Gipfelstürmer

© Rurik Schnackig

Die 15- bis 16-Jährigen bearbeiteten im Rahmen einer Projektwoche unter anderem die Frage, wie sich der Lebensraum im Ötztal in den vergangenen 150 Jahren aufgrund des Klimawandels verändert hat und wie sich die Menschen dort den veränderten Bedingungen angepasst haben.

Im Rahmen des interdisziplinären Projekts bestiegen die Schülerinnen und Schüler den Gletscher Hintereisferner, führten Messungen durch und setzten ihre Forschungsergebnisse anschließend in fünf Animationsfilme um. "Mathe am Gletscher, das ist ein einzigartiges Erlebnis", meinte Lea Kreisel im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten rückblickend.

Das Handy hatte Sendepause und auch die Schuhfrage war zu diesem Zeitpunkt völlig unwichtig: Zweieinhalb Stunden sind die Schüler durch Geröll zum Gipfel gestapft, in den Rucksäcken waren die Messgeräte, die den Tod des Gletschers dokumentieren sollten. Die Teenager waren im Berg-Dörfchen Vent und haben dort Einheimische, Touristen und Hüttenwirte interviewt, haben Bachprofile erstellt und die Fließgeschwindigkeit errechnet.

Das Ziel der Schüler: Die Touristen aufklären und ein Verständnis und neues Bewusstsein für die Natur entwickeln. Das machen Schüler im 21. Jahrhundert mit Flyern, Schildern, und fünf überaus bemerkenswerten Erklärfilmen, die man mittels QR-Code aufs Smartphone holen kann. Ich war mächtig beeindruckt. Die Arbeit der Gräfenberger Schüler beeindruckt dabei nicht nur mich als Redakteurin, sondern zieht durchaus internationale Kreise: Die Uni Innsbruck ist auf das Projekt aufmerksam geworden und unterstützt die jungen Forscher mit Material und Karten.

Ein wenig nervös seien sie bei der Präsentation ihrer Forschungsarbeit vor einer 15-köpfigen Jury gewesen, erzählen die Schüler Lea Kreisel, Marit Pickl und Bastian Vorrath, die stellvertretend für ihre gesamte Klasse zur Preisverleihung nach Kiel gereist sind und dort mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurden. Doch beim Pressetermin wenige Wochen später präsentieren sich die Schülerinnen und Schüler absolut souverän: Da ist nichts von Nervosität zu spüren, da gibt es kein Verhaspeln und keine peinlichen Pausen. Im Gegenteil: Die Schüler sprühen immer noch vor Begeisterung für "ihr" Projekt, das die Klasse ganz eng zusammengeschweißt hat. Zicken-Zoff auf der Hütte, den habe es nie gegeben, lachen die Schülerinnen, die nach dem Forschungsaufenthalt und den gemeinsamen Nächten im Matratzenlager auch wissen, dass die Banknachbarin schnarchend in den Schlaf fällt.

"Die Auszeichnung mit einem Preis beim Bundesumweltwettbewerb zeigt, dass die von den Schülerinnen und Schülern erarbeiteten Projektideen einen aktiven Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten können. Die Preisträger haben mit Kreativität, Neugier und beeindruckendem Forscherdrang ihr erworbenes Wissen mit nachhaltigem Handeln verknüpft", gratulierte Kultusminister Ludwig Spaenle den jungen Umweltforschern. Dem kann ich mich nur anschließen! Die Schüler würden übrigens jederzeit wieder zum Forschen ins Ötztal fahren. Und Warum? "Weil’s einfach geil ist."

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