Gräfenberg: Schulschwimmbad soll abegrissen werden

20.5.2018, 09:01 Uhr
Das Lehrschwimmbecken auf dem Gelände des Schulzentrums stammt aus den 1970er Jahren und hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Die Halle soll abgerissen werden.

© Philipp Rothenbacher Das Lehrschwimmbecken auf dem Gelände des Schulzentrums stammt aus den 1970er Jahren und hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Die Halle soll abgerissen werden.

Zunächst ging es augenscheinlich nur um ein „ganzheitliches Brandschutzkonzept“ für die Gräfenberger Realschule. Vor allem im Dachbereich — die Konstruktion besteht aus teils brennbarem Material — gebe es Nachholbedarf, erklärte Architekt Stephan Schwarzmann aus Hollfeld. Sein Büro hatte den Zustand des Schulgebäudes unter die Lupe genommen.

Dass der Brandschutz allerdings nur Teil von sehr viel umfangreicheren, „notwendigen baulichen Maßnahmen“ ist, merkte nicht nur Edwin Dippacher schnell: „Hier ist ja eine ganze Menge mehr zu tun als nur Brandschutz“, so der CSU-Kreisrat. Sein Kollege Reinhold Otzelsberger (SPD) sprach gar von einer „großen Palette an Problemen, die wir anpacken müssen“.

Da war zunächst das Thema Barrierefreiheit: Im ganzen Schulgebäude existiert demnach kein behindertengerechter Zugang. Die vorhandene Türanlage zwischen Schule und Pausenhof soll deshalb erneuert werden – Türen mit Öffnungsautomatik sind hier vorgesehen. Auch eine Behinderten-Toilette sucht man in der Realschule vergebens. Ein solches WC sei deshalb laut Schwarzmann neben dem Innenhof im Erdgeschoss geplant.

Und eben dort, im Erdgeschoss, genauer in der großen Aula, ist man auf zwei unterschiedlichen Höhenniveaus unterwegs: Vom Eingangsbereich kommt man derzeit nur über eine halbkreisförmige Treppenanlage zu den Klassenzimmern, Fachtrakten und Verwaltungsbüros. Hier soll ein Plattform-Lift Abhilfe schaffen.

Dieser Lift stieß bei Schulleiterin Gertrud Eismann auf wenig Begeisterung. Ihr sei ein Aufzug, der alle Stockwerke miteinander verbinde, sehr viel lieber. Das sei ob der baulichen Rahmenbedingungen aber kaum möglich, erwiderte Stefan Götz vom Kreis-Hochbauamt. Auch die Werkräume im Keller seien weder barrierefrei zugänglich, noch gebe es rutschfeste Böden, so Eismann. „Wir hatten deswegen schon zwei Unfälle.“

„Generell“, erzählte die Schulleiterin, „bekomme ich jedesmal aufs Butterbrot geschmiert, dass wir nicht barrierefrei sind“. Von 28 Realschulen in ganz Oberfranken sei man „eine der beiden, die nicht behindertengerecht ausgestattet sind“, ärgerte sich Eismann. Und fügte mit Blick auf Landrat Hermann Ulm (CSU) hinzu: „Ich gebe das jetzt mal so an Sie weiter.“

Ein weiterer Punkt im geplanten Maßnahmenkatalog war außerdem die Sanierung des Pausenverkaufs in der Aula, der „aus hygienischen und technischen Gründen im jetzigen Zustand nicht weiter betrieben werden kann“, wie Stephan Schwarzmann erklärte. Auch soll ein Schülercafé neben der Aula entstehen.

Was die Forchheimer Gymnasien derzeit noch planen, ist in Gräfenberg seit 2009 Realität: eine offene Ganztagsschule (OGS) – in Kooperation mit der unmittelbar angrenzenden Mittelschule.

Hier erhalten bis zu 221 Schüler ihr Mittagessen: Die Mensa der Gräfenberger Realschule ist mittlerweile viel zu klein.

Hier erhalten bis zu 221 Schüler ihr Mittagessen: Die Mensa der Gräfenberger Realschule ist mittlerweile viel zu klein. © Philipp Rothenbacher

Die Sache hat allerdings einen „Haken“: Sie hat Erfolg. Die OGS erfreut sich so großem Zuspruch (bislang etwa 180 Schüler), dass inzwischen akuter Platzmangel herrscht. Die fünf Klassenzimmer, die die Mittelschule dafür zur Verfügung stellt (in der Realschule ist dafür überhaupt kein Platz), reichen nicht mehr aus. Zudem befinden sich die OGS-Räume auch noch auf verschiedenen Stockwerken. „Das macht uns schon aus organisatorischer Sicht das Leben schwer“, sagt Mittelschul-Rektorin Petra Meyer. Und weil für diese große Schülerzahl die vorhandene Mensa (siehe Foto) viel zu klein geworden ist, muss das Essen inzwischen „in vier Schichten“ abgehalten werden, so Meyer.

Eine Lösung des Problems könnte wiederum der letzte Tagesordnungspunkt bringen, meinte auch Landrat Ulm: Der geplante Ersatzneubau des maroden Lehrschwimmbeckens am Gräfenberger Schulzentrum. Dieses Projekt stellte der Bürgermeister Gräfenbergs und Kreisrat Hans-Jürgen Nekolla (SPD) gleich persönlich vor. Er machte mittels einer Grafik deutlich, dass Schulklassen aus fast sämtlichen umliegenden Kommunen das zu Beginn der 1970er Jahre errichtete Becken nutzen. In Nekollas Worten: „Der halbe Landkreis kommt zu uns zum Schwimmen.“

Zu 90 Prozent gefördert

Die Kosten eines Ersatzneubaus belaufen sich Nekolla zufolge auf geschätzte 2,6 Millionen Euro – allerdings sei mit einer 90-prozentigen Förderung im Rahmen des Kommunalinvestitionsprogramms Schulen (KIP-S) zu rechnen.

Eine Voraussetzung zur Förderung habe man bereits erfüllt: Die Stadt Gräfenberg hat von Gemeinden und Schulverbänden, die das Becken nutzen, zugesagt bekommen, dass ihre Schüler auch in den nächsten 25 Jahren in Gräfenberg zum Schul-Schwimmen gehen.

Mit dem Abriss der alten Schwimmhalle und der gesperrten Turnhalle daneben, erklärte der Bürgermeister, entstünden gleichwohl neue baulich Planungsmöglichkeiten — auch für die Erweiterung der OGS.

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