Gräfenberger protestieren für Erhalt ihres Freibades

5.6.2016, 14:07 Uhr
Gräfenberger protestieren für Erhalt ihres Freibades

© Rolf Riedel

Über Facebook hatten Unterstützer des Bades zur Protestaktion aufgerufen – viele kamen, darunter auch das bayerische Fernsehen. Bei schönem Wetter versammelten sich schnell einige hundert Badegäste rund um das Becken, dessen Wasserfläche in der Sonne türkisfarben glitzerte.

Der Igensdorfer Arzt Frank Bader erklärte, dass ihm während seiner gesamten Tätigkeit noch kein Fall vorgekommen sei, bei dem es infolge der Wasserqualität im Gräfenberger Freibad zu Infektionen oder anderen Erkrankungen gekommen sei. Andreas Hofmann, Vorsitzender des Förderkreises, räumte zwar ein, dass der Verein über eine größere fünfstellige Summe verfüge, wollte aber über den geplanten Verwendungszweck keine Aussage machen. Die Gräfenberger jedenfalls wollen ihre Freibad-Oase unter keinen Umständen kampflos aufgeben — auch wenn das Landratsamt trotz der geplanten Nachbesserungen der Stadt den Betrieb weiterhin untersagt.

Seit mehr als zehn Jahren ist das 1938 eröffnete Familienschwimmbad ein Sorgenkind. Es ist eines der ältesten Bäder im Landkreis und hat sein Aussehen bis zum heutigen Tag kaum verändert. Das macht zwar einen gewissen Charme aus, doch sind auch die technischen Standards auf dem alten Stand blieben. Immerhin stand jedes Jahr vor Beginn der Badesaison ein großes Fragezeichen vor der Inbetriebnahme.

Anfang Mai strichen die Verantwortlichen des Landratstamtes und des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit dem Bad die Betriebserlaubnis (wir berichteten). Ein Betrieb als Erholungsmöglichkeit mit Wasserspielplatz wäre aber noch vorstellbar.

Grund der Beanstandungen sind gravierende Mängel bei der Wasseraufbereitung, der Beckendurchströmung und der Hygiene. Bemängelt wird insbesondere die händisch erfolgte Desinfektionsmittelzugabe und die fehlenden Wasserabläufe, die anstelle einer Schwallrinne nur durch drei Wasserabläufe erfolgen, im Duscheck im Eingangsbereich fehlt der Ablauf vollends. Das Gesundheitsamt hat darüber hinaus eine ganze Reihe anderer Missstände erkannt.

Weiter heißt es „Die seit Jahren gemessenen und wiederholt beanstandeten weit überhöhten Trihalogenmethanwerte im Beckenwasser können aufgrund des begründeten Verdachtes einer krebserregenden und das Erbgefüge ändernden Wirkung nicht länger toleriert werden.“ Auch die teilweise nicht erfolgten, in 14-tägigem Abstand zu erfolgenden Untersuchungen des Badewassers werden beanstandet.

Nachbesserungen angeboten

Gräfenberger protestieren für Erhalt ihres Freibades

© Rolf Riedel

Bürgermeister Nekolla verweist dagegen auf die stets erfolgten Untersuchungen des Badewassers durch das Institut für Umweltanalytik in Möhrendorf, die dem Wasser aus der Sperberquelle stets sehr gute Werte attestierte, wenn man von dem zu hohen Wert an Trihalogenmethan einmal absieht. Die Stadt Gräfenberg habe dem Gesundheitsamt angeboten, zwei Durchschreitebecken, einen neuen zusätzlichen Beckenablauf, zwei getrennte Handwaschbecken im Zugangsbereich zu den Toiletten zu erstellen und die Dusche mit einem neuen Durchlauferhitzer zu versehen, sowie einige andere Retuschen vorzunehmen, um wenigstens vorläufig eine Öffnungsgenehmigung zu erhalten.

Nach Prüfung durch das Gesundheitsamt und das Bayerischee Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit handelt es sich bei den beabsichtigten Maßnahmen jedoch nicht um Änderungen, die geeignet seien, die hygienische Situation des Beckenwassers grundsätzlich zu verbessern. Das Fehlen einer sachgerechten Wasseraufbereitung könne so nicht kompensiert werden. Ohne diese Wasseraufbereitung sei die Aufrechterhaltung einer hygienischen Wasserqualität während der Schwimmbadnutzung nicht jederzeit möglich.

 

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