Großenbuch: Im Saal des "Kuglerwirts“ gehen die Lichter aus

GROSSENBUCH - In Gastronomie-Führern und auf einigen Webseiten des betroffenen Neunkirchener Wirtshauses wird eine ausgediente Einrichtung erwähnt. Die Rede ist vom Saal der überörtlich bekannten Dorfgaststätte "Kuglerwirt“ im Ortsteil Großenbuch. Mit Bauernschwänken, Volksmusik, Faschingstreiben, Hochzeiten und Bürgerversammlungen ist es dort leider vorbei. Der Saal wird in Wohnungen umgewandelt, die Gäste müssen sich künftig mit der geräumigen Wirtsstube und der großen Terrasse vor dem Haus begnügen.

Der Neunkirchener Bauausschuss erteilte kürzlich sein Einverständnis zu dem Umbauprogramm, das sechs Wohnungen vorsieht. Alle sind, wie der Wirt Peter Kugler auf Anfrage mitteilte, jeweils 70 Quadratmeter groß. Die Fläche des bisherigen Saales (mit Bühne und 130 Plätzen) reiche dafür aus. Jetzt müsse nur noch die Baubehörde am Landratsamt ihre Zustimmung erteilen.

Schankbetrieb seit 500 Jahren

Auf dem Anwesen der heutigen Gastwirtschaft Kugler soll schon vor dem Jahr 1500 ein Schankbetrieb existiert haben. Mittlerweile ist die Gastwirtschaft, die früher einmal "Zur Fränkischen Schweiz“ hieß, in der fünften Generation im Besitz der Familie Kugler.

Peter Kugler, der den Gasthof heute zusammen mit seiner Frau Tanja führt, ist stolz auf die Tradition. Seit sein Ururgroßvater Andreas 1896 das Anwesen erwarb und dessen Sohn Martin dort 1905 eine Gastwirtschaft samt Metzgerei und Schnapsbrennerei betrieb (er wirkte ein halbes Jahrhundert) gab es im Hause viele Umbauten.

Dazu gehörte auch der Saalbau, den Peter Kugler ins Jahr 1950 zurückdatiert. "Mit unserem Festsaal sind Sie bei uns an der richtigen Adresse“, findet sich heute noch ein Eintrag auf der "Kuglerwirt“-Homepage. Fiel es da nicht schwer, diesen großen Gast- und Versammlungsraum aufzugeben, fragten wir den Gaststättenbetreiber. "Eigentlich schon“, sagt Peter Kugler, und nennt drei Gründe für die Umwandlung in Wohnraum: Den Weiterbetrieb des Saals hätten die Behörden von umfangreichen Schutzvorkehrungen abhängig gemacht, die für ihn finanziell nicht zu schultern gewesen seien. Für die Bewirtschaftung des großen Raumes hätte man außerdem zusätzliches Bedienungspersonal auf Teilzeitbasis (geringfügig Beschäftigte) gebraucht, das sich zu schwer finden ließ. Hinzu komme darüber hinaus, dass das Interesse an einer Saal-Anmietung in den letzten Jahren stark zurückgegangen sei.

Er empfinde den Saalverlust als "schmerzlich“, räumte Ottmar Schmitt ein, der für die Großenbucher Dorfgemeinschaft (GDG) im Neunkirchener Gemeinderat sitzt. Der Großenbucher Druckermeister bedauert den Verlust des letzten großen Wirtshaussaals im 500 Einwohner großen Ortsteil mit sieben Vereinen. Schmitt nannte Beispiele für die Vielfalt an kulturellen, geselligen und politischen Veranstaltungen, die – wie eingangs kurz aufgezeigt – dort in regelmäßigen Abständen stattfinden.

Ab ins Zelt?

Der Gemeinschaftsraum im neuen Großenbucher Feuerwehrhaus, an dessen Realisierung Ottmar Schmitt wie viele Dorfbewohner mitgewirkt habe, könne weder räumlich (nur 70 Plätze ohne Bühne) noch akustisch ein Ersatz für den rund doppelt so großen "Kuglersaal“ sein. Wäre man früher über den Verlust dieser geschätzten Fest- und Veranstaltungsstätte informiert worden, so hätte man sich um einen größeren Gemeinschaftsraum im Feuerwehrhaus bemüht. Da vor dem Neubau ein hübsch gestalteter Platz angelegt sei, könne man sich dort bei regnerischem Wetter vielleicht mit der Aufstellung größerer Zelte behelfen, hofft Schmitt.