Haben die Milchtankstellen im Landkreis Forchheim Zukunft?

18.8.2017, 06:00 Uhr
Haben die Milchtankstellen im Landkreis Forchheim Zukunft?

© Foto: Roland Huber

Die Kundschaft kommt meistens zwischen 8 und 10 Uhr am Abend und kauft Rohmilch, für einen Euro den Liter. Im Milchautomaten am Bauernhof wird das Produkt frisch von der Kuh auf vier Grad heruntergekühlt und ist meistens eine Woche haltbar.

Am Anfang sei sie skeptisch gewesen, ob das alles so funktionieren würde, erzählt Bäuerin Christine Galster aus Gosberg, aber nachdem ihr eine Kundin von einer Joghurtmaschine erzählt hat, die sie sich aufgrund der frischen Milch gekauft habe und mit der sich wunderbarer Joghurt machen lasse, sei sie froh über die "Supersache" Milchautomat. Einer ihrer Kunden holt regelmäßig gleich fünf Liter, andere schwärmen vom selber gemachten Quark, das freut die Landwirtin, die ihre Milchtankstelle jeden zweiten Tag frisch befüllt und den Automaten gründlich reinigt. Wobei sie natürlich täglich vorbeischaue, ob für die 20 bis 30 Stammkunden alles in Ordnung und hygienisch sauber sei.

Nachrüstung ist zu teuer

"Also ich muss den Milchautomaten nicht unbedingt haben", sagt dagegen Landwirt Hermann Tauber aus Kemmathen. "Wenn das Eichamt darauf besteht, dass wir nachrüsten, reißen wir ihn wieder heraus." In Kemmathen schaute kürzlich eine Dame vom Bamberger Zollamt vorbei. Gesagt habe sie gar nichts, erzählt Tauber, aber registriert, dass das Fabrikat auf Taubers Hof nicht geeicht ist. Dabei "gibt es vom Gesetzgeber keine Auflage für die Eichvorrichtung", wettert der Landwirt und erinnert daran, dass es im Landtag den Antrag gegeben habe, die Eichstrich-Geschichte bis 2022 zu vertagen. Das bestätigt auch Werner Nützel vom Bauernverband, für den die Diskussion ein "Sturm im Wasserglas" ist. Der Bauernverband sei zufrieden, dass die Schonfrist bis 2022 erwirkt werden konnte, ob als Zugeständnis ans Wahljahr oder als Beruhigung für die Landwirte wegen der aufwändigen Investitionen in die Milchtankstellen, sei gleichgültig.

Von "fünf marktrelevanten Automatenherstellern" spricht Peter Fograscher von der Weilheimer Firma "Milchconcept". Dieser Betrieb rüstet hauptsächlich Milchtankstellen in Supermärkten aus und verkauft "etwa 130 Automaten im Jahr". Milchconcept und die Mitbewerber auf dem Milchtank-Markt, der schweizerische Hersteller Brunata aus dem Kanton St. Gallen und Risto aus Marienheide in Nordrhein-Westfalen, bauen mit Eichvorrichtung und Quittungsdrucker, die dann je nach Ausstattung zwischen 13 000 und 15 000 Euro kosten.

"Unserer war sogar noch teurer", erinnert sich die Gosberger Landwirtin Christine Galster an die Anschaffung des – geeichten – Automaten. In dem die Galsters allerdings nur einen kleinen Teil ihrer Milch von den insgesamt 65 Kühen verkaufen. Den großen Rest holt die Molkerei vom Hof und zahlt 33 Cent pro Liter.

33 Cent von der Molkerei

"Es geht doch nur ums Geld, um die Steuern", klagt Landwirt Hermann Tauber. Seine nicht geeichte Milchtankstelle war in der Anschaffung günstiger, aber die 7000 Euro seien ihnen noch hart genug angekommen. "Wir haben den Automaten gekauft, weil wir ein Erlebnisbauernhof sind." Tauber erzählt, dass vor dem Einbau zu oft Leute in den Stall getrabt seien, der Automat hätte eine gewisse Beruhigung in den Tagesablauf gebracht. Auf dem Hof in Kemmathen gibt es die gekühlte Rohmilch aus dem Automaten übrigens in Portionen. Pro Portion, das ist ein Deziliter, verlangen die Taubers zehn Cent. Ein halber Liter kostet 50 Cent und der Liter, die Menge, die auch in Kemmathen am häufigsten verlangt wird, eben einen Euro.

Um sicher zu gehen, dass die Kundschaft mit der Portionierung einverstanden ist, haben die Taubers Zettelchen ausgelegt und eine Umfrage unter den täglich 30 bis 40 Milchholern gestartet. "Alle, aber auch wirklich alle fanden den Automaten super", fasst Hermann Tauber das Ergebnis seiner Aktion zusammen.

Wer bei ihm zum ersten Mal Milch holt, kriegt ein Gefäß, das immer wieder verwendet werden kann. Hinein passt exakt – ein – Liter. "Da sieht einer doch, wie viel er kauft", wundert sich der Kemmather Bauer über die nichtige Aufregung. Von der Bamberger Zöllnerin sei im Übrigen nichts mehr zu hören und zu sehen gewesen.

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