Hallerndorf: Mehr Straftaten von Jugendlichen

11.5.2017, 12:00 Uhr
Die Schule muss sich verändern, um erhalten zu werden.

© Martin Regner Die Schule muss sich verändern, um erhalten zu werden.

Nur einen Tag vor der Jugendausschusssitzung wurden bei einem Klärungsgespräch bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth in Sachen Schulsprengel wichtige Weichen gestellt (wir berichteten). Auf Fragen aus dem Gremium nach den Ergebnissen des Gesprächs war Bürgermeister Torsten Gunselmann (FWG) deswegen gut vorbereitet: "Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir den Standort der Mittelschule stabilisieren wollen."

Dazu könnte vor Ort eine "Projektschule" als neuer Schultyp etabliert werden, um junge Leute aus anderen Ortschaften in Hallerndorf zu unterrichten. Möglich seien eine Werkstattschule mit höherem Praxisbezug, eine Forschungsschule oder eine Inklusionsschule zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Handicaps, erklärte Gunselmann. Dafür benötige man aber Zeit, um die baulichen und personellen Voraussetzungen zu schaffen: "Das geht nicht von heute auf morgen", sagte Gunselmann.

Werner Fischer (WG Hallerndorf) bezeichnete den Antrag des Hirschaider Bürgermeisters Klaus Homann — dieser beantragte die Auflösung des Schulsprengels — als "Damoklesschwert, das ständig über uns schwebt". Fischer fragte sich darum, ob Homann seinen nur in den Ruhezustand versetzten Antrag jederzeit wieder aufwärmen könne. Dies bejahte Bürgermeister Gunselmann.

Georg Gunselmann (JAB) resümierte, dass sich die Gemeinde nun etwas einfallen lassen müsse, um den Schulstandort Hallerndorf attraktiver zu machen. Die in Bayreuth ausgehandelte Lösung zur Diskussion des Schulsprengels bringe lediglich einen zeitlichen Aufschub, aber noch keine Rettung für die Mittelschule.

Professionelle Jugendarbeit

Einen Gewinn für die Attraktivität versprach sich der Bürgermeister von einem modernisierten Schulgebäude und einer professionellen Jugendarbeit im Umfeld der Schule. Während die Generalsanierung des Schulhauses vom Gemeinderat bereits auf den Weg gebracht wurde, existiert eine professionelle Jugendarbeit in Hallerndorf vorerst nur als Gedankenspiel.

Der Altendorfer Bürgermeister Karl-Heinz Wagner stellte dazu das Modell vor, das in seiner Gemeinde im Landkreis Bamberg seit Februar erprobt wird.

So habe die Bamberger Landkreisgemeinde Altendorf über den Trägerverein "iSo – innovative Sozialarbeit" aus Bamberg einen hauptamtlichen Jugendarbeiter engagiert. Ziel sei es gewesen, diejenigen Jugendlichen aufzufangen, die man mit Vereinen und kirchlichen Angeboten nicht mehr erreichen könne. Denn spätestens mit 14 oder 15 Jahren werde es für viele "uncool", in Vereinen mitzuwirken, so Wagner. Es müsse verhindert werden, dass die jungen Menschen dann straffällig werden oder vor dem Computer vereinsamen.

Ein Bauwagen als Treffpunkt

Seit Februar gebe es zu festen Zeiten einen Ansprechpartner für die Jugendlichen in Altendorf, mit dem diese auch vertrauliche Themen besprechen könnten. Aktuell werde in einem Projekt ein alter Bauwagen von den jungen Leuten selbst renoviert. Dieser soll der Dorfjugend als Treffpunkt dienen.

Die finanzielle Investition in den Sozialarbeiter, der für zehn Stunden in der Woche vor Ort sei, habe sich jetzt schon gelohnt, so Wagner. Für jene Kosten flössen Zuschüsse vom Landkreis Bamberg.

Auf Nachfrage von Werner Fischer erklärte Michael Gerstner vom Verein iSo, dass man für 15 gebuchte Wochenstunden für einen hauptamtlichen Jugendarbeiter etwa mit Kosten von 25 000 Euro pro Jahr rechnen müsse. Im Landkreis Bamberg sei seine Organisation seit dem Jahr 2002 aktiv und kooperiere aktuell mit 15 Kommunen. Ein zentrales Ziel der iSo-Tätigkeit sei es, erklärte Michael Gerstner, die Gemeinde für ihre Jugendlichen als gestaltbaren Raum erlebbar zu machen.

Mehr Straftaten

Dominik Stolze informierte als Jugendkontaktbeamter der Forchheimer Polizeiinspektion über die Jugendkriminalität in Hallerndorf. Demnach seien bei der Polizei keine Beschwerden über den örtlichen Jugendtreff "AlRa" aktenkundig geworden. Die Zahl der von strafunmündigen Kindern bis 14 Jahren und Jugendlichen bis 21 Jahren begangenen Straftaten im Gemeindegebiet sei zwar von 72 im Jahr 2015 auf 86 im Jahr 2016 gestiegen. Es habe aber keine besonderen Häufungen oder Auffälligkeiten gegeben.

Es sei im Dorf also "relativ ruhig und gediegen", meinte dazu Werner Fischer. Anschließend regte Fischer einen "Präventionsabend" im Jugendtreff an, bei dem der Polizeibeamte die Dorfjugend über die Themen Jugendschutz und Drogenkriminalität aufklären könnte. Eine Idee, die Bürgermeister Torsten Gunselmann dankbar aufgriff.

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