Hallerndorfs Nahwärme-Projekt: "Meisterleistung"

2.5.2017, 09:55 Uhr
Hallerndorfs Nahwärme-Projekt:

© Martin Regner

"Hallerndorf feiert heute Solarthermie-Fest", meinte Thilo Jungkunz von Naturstrom, denn auf dem Programm stand die Inbetriebnahme des größten für Nahwärme verwendeten Solarthermie-Felds Bayerns. Sein Unternehmen habe 3,3 Millionen Euro in Hallerndorf investiert und davon sei ein Auftragsvolumen von 2,1 Millionen an Unternehmen aus der unmittelbaren Umgebung gegangen. Naturstrom habe im ersten Bauabschnitt 96 Anschlussnehmer unter Vertrag, man habe aber noch Kapazitäten frei: "Wir freuen uns über jeden neuen Wärmekunden."

In dem Projekt sah Jungkunz "ein Zeichen für die Energiewende, das zeigt, dass es auch ohne fossile Brennstoffe geht." Da die Frühlingssonne das Festzelt mit ihren Strahlen angenehm erwärmte, stimmte das sogar: Ein hinter dem Zelt bereitstehendes mobiles Heizaggregat und die beiden gut gefüllten Heizöl-Kanister daneben wurden nicht benötigt.

"Am Fuße des Kreuzbergs wurde die Möglichkeit geschaffen, den halben Ort mit Wärme zu versorgen", lobte Bürgermeister Gunselmann. Die Sonne liefere rund ein Viertel der zum Betrieb des Nahwärmenetzes benötigten Wärmemenge, stelle aber keine Rechnung und setze kein Kohlendioxid frei. Bei den Bürgern bedankte sich Gunselmann für ihre Geduld während der Bauphase. Das Ergebnis sei "eine Riesen-Meisterleistung".

Nachhaltige Lebensweise

Hallerndorfs Nahwärme-Projekt:

© Martin Regner

Landrat Ulm bezeichnete das Nahwärmenetz als "Mosaikstein für die große Herausforderung der Energiewende": Von Hallerndorf könnten andere Gemeinden im Landkreis und darüber hinaus lernen, wie man eine nachhaltige Lebensweise vor Ort in den Alltag der Bürger bringe. Das Projekt sei "rundum zukunftsweisend" und die Gemeinde Hallerndorf "wirklich ein Leuchtturm".

Thomas Banning betonte als Vorstandsvorsitzender der Naturstrom AG, dass die Hallerndorfer, die sich für einen Anschluss entschlossen haben, die richtigen Weichen gestellt hätten: Es weiter so zu machen, wie die letzten 40 Jahre, wäre zwar bequemer gewesen, aber nicht zukunftsweisend. Den kirchlichen Segen spendete Pfarrer Matthias Steffel, bevor Landrat Ulm per Mausklick symbolisch das Solarthermiefeld in Betrieb nahm. Laut Thilo Jungkunz befand sich die Heizzentrale zum Zeitpunkt des Fests im Sommermodus und die fünf Heizkessel für Holzpellets und Hackschnitzel waren abgeschaltet.

Auf Nachfrage gab Felix Schubert bekannt, dass für einen Anschlussnehmer an der Schnaider Straße die versprochene Lösung in Sachen Glasfaser-Leerrohr gefunden worden sei. Dieser hatte sich wie berichtet bei der letzten Informationsveranstaltung im März an Schubert gewandt und beklagt, dass das eigentlich bei allen Kunden vorgesehene Glasfaser-Leerrohr bei der Installation seines Nahwärme-Anschlusses vergessen worden war. "Das Haus ist jetzt angeschlossen, das Leerrohr liegt bis in den Keller", sagte Schubert. Eine Entscheidung der Naturstrom AG über den Umfang des zweiten Bauabschnitts ist laut Lisa Badum dagegen noch nicht gefallen: Das Bürgerfest am Heizhaus sei eine gute Gelegenheit für alle Interessenten, sich noch für einen Anschluss zu entschließen. Das Unternehmen wolle die Ergebnisse des Fests abwarten, meinte Badum.

Wie berichtet hängt die Wirtschaftlichkeit des zweiten Bauabschnitts von der sogenannten Wärmebelegungsdichte ab. Diese liegt umso höher, je mehr Haushalte pro Meter verlegtes Rohrnetz angeschlossen werden.

Bei der Veranstaltung wurden außerdem eine kleine Grünanlage mit Sitzbänken vor dem Heizhaus und eine Tankstelle für Elektrofahrzeuge ihrer Bestimmung übergeben. Es handelt sich dabei um die erste öffentliche E-Ladesäule im Gemeindegebiet, wie Bürgermeister Gunselmann erfreut mitteilte. Bei Führungen durch die Heizzentrale konnten sich die Dorfbewohner einen Einblick in die Technik verschaffen. Diese ist normalerweise nur durch ein großes Glasfenster sichtbar.

 

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