Hans Dreßel, Lehrmeister der Kunst

24.4.2015, 08:00 Uhr
Hans Dreßel, Lehrmeister der Kunst

© Foto: Udo Güldner

Unter den Werken befinden sich Ölgemälde aus dem Frühwerk, spitzfedrige Radierungen und seine legendären Kleinplastiken, die nicht nur im geschlossenen Raum des Kaisersaals, sondern auch im öffentlichen Raum der Region präsent sind. „Die Figuren sind beim Gespräch nebenbei entstanden. Scheinbar ohne Anstrengung sind sie ihm aus den Händen herausgewachsen.“ Rudolf „Rudi“ Ullmann war nicht nur Lehrer-Kollege Hans Dreßels, der von 1952 bis 1987 am Herder-Gymnasium unterrichtet hat, sondern auch einer seiner engsten Freunde, und jemand, der viel von seinem Mentor gelernt hat. Er erzählt von einem bacchantischen Künstler, der den Freuden des Lebens zugeneigt, der ungeheuer kreativ und ein schlitzohriger Menschenfreund war.

Nun können die Besucher sich von allen Seiten ein Bild Hans Dreßels machen, können sich auf „das Abenteuer der Linie“ einlassen. Sie können über die mit wenigen Strichen treffsicher hingeworfenen Grafiken staunen — und schmunzeln. Mit Witz und Ironie hat er den tragischen Helden Don Quijote ebenso entlarvend karikiert, wie einen Torero, den seine Mutter tröstet, und bei dem kein Strich zu viel auf das Papier gelangt ist. Die umfassende humanistische Bildung Hans Dreßels und seine scharfe Beobachtungsgabe offenbaren sich vor allem in seinen Bronze-Plastiken, die als Faune, Amazonen, Satyre oder Zentauren die Vitrinen bevölkern. Ein mythologisches Universum antiker Gestalten vom müden Orpheus über einen apfelverteilenden Paris bis hin zum flötenden Pan und immer wieder bukolische Szenerien von Schafen und Hirten beruhigen und fesseln das Auge zugleich.

Museumsleiterin Susanne Fischer, die ein Jahr lang auf diesen Moment hingearbeitet hat, freuen besonders die Sichtbarwerdung der künstlerischen Entwicklung. „Wir haben auch schwächere Werke aufgenommen, um einen Querschnitt zu zeigen.“ Auch sein erstes Bild, das er als 14-jähriger Junge am Gymnasium Forchheim gemalt hatte, liegt neben seinen Skizzenbüchern, die zeigen, wie Hans Dreßel konzipiert hat.

Erst in den 70er und 80er Jahren findet er eine unverwechselbare, auch stilistisch gesicherte Sprache, kommt mit seinen Bildern, die freilich immer seltener werden, etwas zur Ruhe. Dafür ergreifen die Radierungen und besonders die phänomenalen Bronze-Plastiken von ihm Besitz. Als sich wälzende Pferde, starrende Stiere oder schleichende Katzen spielen sie dank ihrer rauen Oberfläche mit Licht und Schatten, können meditativ oder expressiv wirken, und strotzen dabei vor Energie.

Auch einige Kuriosa sind zur Museumsreife gelangt. So wie die Werbeartikel, die Hans Dreßel für Löwenbräu Buttenheim, mit dessen früherem Chef Hans Modschiedler er befreundet war, gestaltet hat.

Die Ausstellung „Hans Dreßel. Retrospektive zum 90. Geburtstag“ ist noch bis zum 7. Juni im Pfalzmuseum zu sehen. Öffnungszeiten Di—So 10—17 Uhr; Eintritt fünf Euro.

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