Hebamme zur Hexe erklärt

1.3.2015, 16:32 Uhr
Hebamme zur Hexe erklärt

© Alfons Kowatsch/ZDF

Aus sieben Orten der inneren Fränkischen Schweiz sind insgesamt mindestens 18 Opfer der Hexenverfolgung überliefert. Dabei gehört der Fall der Zauberin aus Dormitz, Kunigunda Hirtin, zu den bekanntesten, erklärte Walter Fuchs.

Neu war für die Zuhörer jedoch, dass sich auch zwei Hetzleserinnen vor Gericht in Neunkirchen am Brand verantworten mussten. Unwetter hatten dort im August 1596 große Schäden angerichtet. Zwei Frauen aus Hetzles, die Hebamme Ursula Burckhard und Margareth Schwindlin, wurden bezichtigt, verantwortlich zu sein. „Nachdem der Amtmann Erkundigungen eingezogen hatte, wurde die Ammenfrau verhaftet. Nachdem man ihr etliche Fragen gestellt und sie auch dann peinlich verhört hatte, sagte sie aus, dass sie mit einem Kristall wahrsagen könne, welche Leute Truden seien und die Leute betrügen. Trotzdem musste sie der Amtmann mit Bezahlung ihrer Atzung, wenn sie es vermöge, freilassen und ihr das Wahrsagen aus dem Kristall untersagen. Falls sie sich dem künftig nicht enthalte, werde man zu ernsterem Vorgehen gegen sie Ursache haben“, heißt es in der Geschichte.

Nachdem die Hebamme zu den wenigen „Lutherischen“ in dem rein katholischen Hetzles zählte und der Beruf der Hebamme gerade bei der Hexenverfolgung besonders gefährdend war, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie mit ihrer Familie den Ort bald verlassen hat.

Bamberg als zentraler Ort

Heutige Schätzungen gehen davon aus, dass in ganz Europa um die 40 000 Menschen dem Hexenwahn zum Opfer fielen, etwa 30 000 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Rund 80 Prozent der Opfer waren Frauen, 20 Prozent Männer. Insgesamt soll es rund drei Millionen Prozesse gegeben haben, so dass die Zahl der Verurteilungen „nur“ etwa 1,5 Prozent beträgt. An deutlich unter 1000 Fällen waren überhaupt kirchliche Inquisitoren beteiligt.

Bamberg war ein zentraler Ort der Hexenverfolgungen. In der Zeit der Hexenprozesse nahmen unter der Regentschaft der Fürstbischöfe von Bamberg Johann Gottfried I. von Aschhausen (1609—1622) und seinem Nachfolger Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623—1633) die Hexenverfolgungen in Bamberg große Ausmaße an.

Von 1595 bis 1633 war die Stadt ein Kerngebiet der Hexenverfolgung. Im Hochstift Bamberg fanden zwischen 1625 und 1630 allein 236 Verbrennungen statt. Insgesamt geht die Zahl der getöteten Menschen laut Quellenforschung der Stadt Bamberg an die 900.

1612/1613 und 1617/1618 starben im Hochstift Bamberg 300 Personen in den Flammen der Scheiterhaufen. Allein 1617 wurden 102 Menschen im Hochstift in Hexenprozessen hingerichtet. Bekannteste Opfer waren Dorothea Flock und der Bürgermeister Johannes Junius, die im August 1628 im Hexengefängnis Drudenhaus gefoltert wurden.

Wer diese Zeit in all seiner Schrecklichkeit „erfahren“ will, dem empfahl Walter Fuchs den historischen Roman „Die Seelen im Feuer“ von Susanne Weigand. Bamberg um 1630 gibt dort geschichtliche Kulisse ab.

Das ZDF bringt am heutigen Montag um 20.15 Uhr die Verfilmung dieser Darstellung und anschließend eine Dokumentation.

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