Heiligenfiguren sind der Renner

28.8.2016, 18:00 Uhr
Heiligenfiguren sind der Renner

© Roland Huber

Alle sind sie da: Heilige mit schwerem Pinselstrich auf Öl gebannt oder massiv geschnitzt in Nussbaum, ein klitzekleines Jesu-Kind und die Heiligen Drei Könige, die vor der hölzernen Weihnachtskrippe ihr Lager bezogen haben. Am Türeingang mit der Aufschrift „Deko und Kreuze“ wacht Maria, beinahe lebensgroß, im weiß-hellblauen Festtagsgewand über die Besucher. Und es sind deren zahlreiche, die sich ab den frühen Morgenstunden im ehemaligen Altenheim durch die Gänge drängen, stöbern, staunen und auch kaufen.

Der erste ist Bernhard Montag. Kurz vor dem offiziellen Eröffnungstermin steht er bereits an der Kasse: Eine Mutter Gottes im bordeaux-roten Brokatgewand zum Schnäppchenpreis von gerade mal fünf Euro hat er gekauft: „Wissens, meine Frau sammelt“, erzählt er. Außerdem zählt er einen kunterbunten Patenteller mit Schutzengel-Motiv zu seinen Flohmarkt-Schätzen.

Heiligenfiguren sind der Renner

Aus Ebermannstadt kommen Jutta und Jennifer Seltsam. Eine riesige Backpfanne haben sie im Raum mit dem Küchenbedarf entdeckt: „Perfekt fürs Küchla-Backen.“ Außerdem nehmen die Ebermannstädterinnen zahlreiche kleine Edelstahltöpfe (drei Töpfe ein Euro) mit. Eine Hobbygärtnerin sei sie, erklärt Jutta Seltsam und gibt gleich noch einen Tipp mit auf den Weg: Ein paar Löcher unten in den Topfboden gebohrt, eignet sich das Kochgeschirr perfekt als Pflanzgefäß für den Hauswurz auf der heimischen Terrasse.

Familie Bischof hat sich für einen gestickten Herrgott im Nussbaumrahmen hinter Glas entschieden: Doch Gott wird wohl zu Hause in Effeltrich einem antiken Hochzeitsfoto von Alfons Bischofs Großeltern Platz machen müssen, denn einzig der Rahmen werde gebraucht. Der in die Jahre gekommene Gartentisch (fünf Euro) soll eine neue Tischplatte aus bunten Mosaiksteinchen bekommen.

Fast muss der Kämmerer die Käufer bremsen, die noch vor Ort die Notbeleuchtung im Eingangsbereich mitnehmen wollen, die Markisen abschrauben oder die Feuerlöscher im Treppenhaus abmontieren wollen. Sie werden auf später vertröstet.

Ziemlich verhalten hingegen ist das Interesse der Besucher an der Versteigerung der historischen Anrichten, Vitrinen und Schränke am Nachmittag. Neben Oberbürgermeister Uwe Kirschstein finden nur wenige Besucher den Weg ins Untergeschoss des Spitals. Auktionator ist Fritz Zirnsack, der kurzerhand eine Gugelhupf-Form und einen Fleischklopfer zu Auktions-Requisiten umfunktioniert. Ganz kurz kommt ein klein wenig Sotheby’s-Stimmung auf, als zwei Interessenten um einen zweiteiligen Schrank mit Spiegel in Eiche hell (Mindestgebot 150 Euro) buhlen. Für 380 Euro geht der Schrank schließlich weg, der Bieter, ein ehemaliger Forchheimer, wird den Schrank in sein Wohnzimmer in München stellen. Alle Möbel, die nicht verkauft wurden, will Winkler über die Online-Versteigerungsplattform ebay verkaufen.

Insgesamt bringen die Schätze aus dem Spital rund 4200 Euro in die Kasse der Pfründnerstiftungen: „Das kann sich sehen lassen“, konstatiert ein zufriedener Detlef Winkler am späten Nachmittag. Nur Maria, in ihrem hellblau-weißen Festtagsgewand, sie ist immer noch da.

 

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