Helikopter im Tiefflug durchs abendliche Wiesenttal

18.1.2014, 14:00 Uhr
Helikopter im Tiefflug durchs abendliche Wiesenttal

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Mit dem Auto ist sie in der Dämmerung auf der B470 bei Muggendorf unterwegs, als plötzlich ohrenbetäubender Motorenlärm aufkommt. Doch von einem schnell heranrasenden Motorrad, das die Frau als erstes im Sinn hat, ist nichts zu sehen. „In diesem Moment flog ein Militärhubschrauber im Tiefflug direkt über mein Auto, nur mit den beiden roten und grünen Rücklampen beleuchtet“, schildert die Frau aus dem Ebermannstädter Gemeindegebiet, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ihr Erlebnis.

Die Flughöhe des Helikopters? „Höchstens eine halbe Hanghöhe“, schätzt die Frau in einem Schreiben an die Nordbayerischen Nachrichten. „Wir erleben in unserem Dorf bei Ebermannstadt oft tiefliegende Hubschrauber, so nah war jedoch bis dahin noch nie einer.“

Apache aus Illesheim

Nach der Begegnung auf der B470, die sie erschreckt und irritiert zurückgelassen habe, wendet sich die Frau an die Polizeiinspektion Ebermannstadt. Die freundlichen Beamten hätten ihr gesagt, dass es im Wiesenttal öfter zu Anwohnerbeschwerden käme, sie in militärischen Belangen allerdings keine Handhabe hätten.

Zuständig ist dagegen die Gruppe Flugbetrieb in der Bundeswehr. Bürger, die sich von Militärübungen – auch der US-Armee – gestört fühlen, sind hier an der richtigen Adresse (siehe „Zur Sache“). Auf der Internetseite werden auch die wichtigsten Fragen zur erlaubten Flughöhe beantwortet.

Im Fall der Frau aus dem Raum Ebermannstadt hat die Auswertung ergeben, dass ein AH-64 Apache-Hubschrauber der US-Army aus Illesheim im Wiesenttal unterwegs war. „Der Flug fand im Rahmen des täglichen Routineflugbetriebes statt und kann nicht einer Übung zugeordnet werden“, heißt es weiter aus dem Presse- und Informationszentrum der Luftwaffe. Demnach müsse der Helikopter mit einer Mindesthöhe von zehn Fuß (rund drei Meter) fliegen. Über bewohntem Gebiet seien jedoch 500 Fuß (zirka 150 Meter) einzuhalten. Dies sei der Fall gewesen: „Das Ergebnis der Untersuchung bestätigt die Durchführung der Flugbewegung in Übereinstimmung mit den flugbetrieblichen Bestimmungen.“

Über Manöver und Übungen weiß stets das Landratsamt Forchheim Bescheid. „Übungen müssen bei uns angezeigt, aber nicht genehmigt werden“, informiert Pressesprecherin Kathrin Schürr. Details erfahre man in der Regel nicht.

Ein Manöver findet zur Zeit rund um Hallerndorf statt. Bis Ende Januar übt die US-Armee Nachtflüge und Landungen, wie im Mitteilungsblatt der Gemeinde zu lesen war. Zu Beschwerden ist es laut der Hallerndorfer Verwaltung bislang nicht gekommen.

Kraus: Keine Beschwerden

Auf Ebermannstädter Gemeindegebiet spielen die US-Hubschrauber keine große Rolle mehr, sagt Bürgermeister Franz Josef Kraus. Früher habe er vom Rathaus aus den Helikoptern zusehen können, das gehöre aber seit langem der Vergangenheit an. „Es gibt keinerlei Beschwerden, weder schriftlich noch telefonisch.“ Auch die Fliegerschule Feuerstein – Kraus ist ihr Vorsitzender – habe nie Probleme mit amerikanischen Hubschraubern in der Luft gehabt.

Zweimal im Monat

Deutlich präsenter sind die Helikopter aber einige Kilometer nordöstlich von Ebermannstadt, in der Gemeinde Wiesenttal. Ein bis zweimal im Monat lassen sich hier US-Hubschrauber blicken, um bei Einbruch der Dämmerung „Schleifen um die Neideck“ zu drehen, erzählt Bürgermeister Helmut Taut. In den vergangenen Monaten hätten die Flüge wieder zugenommen, nachdem es einige Jahre lang recht ruhig gewesen sei.

Über den Lärm sagt der Bürgermeister: „Es stört, aber es ist nicht so, dass man nachts nicht mehr schlafen könnte.“ Nach ein, zwei Stunden sei der Spuk vorbei – und die Störung durch die Helikopter damit nur punktuell. „Deswegen ist es nicht so, dass täglich ein Bürger ins Rathaus kommt und sich beschwert.“

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