Heroldsbach: Meditatives Jodeln nach finnischer Art

20.6.2016, 16:39 Uhr
Heroldsbach: Meditatives Jodeln nach finnischer Art

© Foto: Udo Güldner

„Ich mag Musik den ganzen Tag.“ Einige, die das singen, sind erst vier Jahre alt. Der Kinder- und Jugendchor „Cäcilia-Spatzen“ aus Neunkirchen — etwa 35 Kindern und Jugendlichen, die ältesten Mädchen sind 14 Jahre alt, sind mit dabei. Kerstin Horz sitzt am E-Piano. Sie hat den englischsprachigen Text des Songs „Best day of my life“ der US-Indie-Rock-Band „American Authors“ den Größeren überlassen, während die Kleineren sich um den Refrain kümmern. Die Kleinen sind so locker, dass sie ihren Eltern und Geschwistern zuwinken.

Bei dem Rolf Zuckowski-Klassiker „Wie gut, dass es die Sonne gibt“ lugt selbige etwas schelmisch durch die Fenster. Das Miteinander- und Füreinander-Singen sollte eigentlich auf dem Schloss Jägersburg stattfinden, fiel aber ungünstigen Wetterprognosen zum Opfer. Leidtragender ist nicht nur Kreis-Chorleiter Gerald Fink, dessen Bearbeitung des Psalm 46 wegfällt, weil die Orgel der Schlosskirche nun einmal nicht beweglich ist. Auch der Frauenchor „piccobella“ muss sein Programm umwerfen und setzt nach drei Jazz-Motetten auf einen traditionellen samischen Gesang.

Wie die Finnen jodeln

Der jodelartige „Joik“ des Finnen Jukku Linkola besingt in beinahe meditativer Textvergessenheit die Natur und verlangt der Erlanger Formation aus nur zehn Stimmen einiges ab. Dass Leiterin Eva-Maria Noé und ihre Girl-Group auch vor diffizil arrangierten Werken nicht haltmachen, zeigt ihre Verneigung vor den Chordettes. Bei deren „Mr. Sandman bring me a dream“ kommt harmonisch einiger Sand ins Getriebe, aber nach drei Anläufen erfüllt sich doch der vokale Traum.

Da hat der gemischte Chor des Gesangvereins Cäcilia Kirchehrenbach der „Frau Musica“ längst seine Aufwartung gemacht. Mit des barocken Komponisten Johann Jeep Lied „Mein Mund der singet“ gelingt es den rund 40 Sängerinnen und Sängern, die Herzen tatsächlich springen zu lassen. In dem Spiritual „Oh my Lord“ lässt Chorleiter Toni Postler der Alt-Stimme Renate Dietz’ und dem Bass Stefan Piegers freien Lauf.

Eine Wiederaufführung der „Songs und Sonetts from Shakespeare“ bietet der Kammerchor „Sonorité“ der Johanniskirche Forchheim mit Stephanie Spörl. Den Lieder-Zyklus des Briten George Shearing und die rund 30 Stimmen begleitet ein glänzend aufgelegter Wayne Lempke an den Tasten.

Der mit knapp 50 Stimmen größte Klangkörper ist der gerade erst von Christof Meier zusammengestellte Projektchor des Sängerkreises. Mit ihm bringt er das Publikum, ganz wie vom Renaissance-Komponisten Michael Praetorius in seinem „Audite silete“ geplant, zum Zuhören und Schweigen. Dessen Zeitgenosse Orlando di Lasso hat sich in seinem Echo-Madrigal (Che bon eccho) einen akustischen Spaß daraus gemacht, eine Art Stereo-Klang zu erzeugen. Acht Stimmen stehen deshalb etwas abseits, ohne so zu klingen. In einer launigen Opern-Parodie des Operetten-Spezialisten Richard Genée brillieren Armin Hofmann, Anita Meier, Ina Müllemann, Claudia Fabry und besonders George Mills. Der „Insalata italiana“ wird so zum reinen Ohrenschmaus.

Zuletzt gibt der Männerchor Eintracht Reuth all denen eine Chance, die bei der Stadtparkserenade in Forchheim verhindert waren. Zusammen mit der AMG-Band aus Andreas Ringel (Keyboard), Michael Schuster (Kontrabass) und Georg Schuster (Schlagzeug) sind noch einmal vergnügliche bis anzügliche Klassiker aus den Kehlen der Comedian Harmonistes zu hören. Der Erlös der Veranstaltung kommt der Chorakademie Weißenohe zu Gute.

 

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