Herz des Jahn schlug an Barren und Reck

28.10.2015, 18:29 Uhr
Herz des Jahn schlug an Barren und Reck

© Repro: Ralf Rödel

1810 gründete Friedrich Ludwig Jahn in Berlin den ersten Turnverein, damals noch im Geheimen. Durch Leibesertüchtigung sollten die Deutschen und ihre Soldaten zur Gründung eines Großdeutschlands befähigt werden. Die Idee hatte einigen Zulauf, nicht nur wegen des nationalen Hintergrundes sondern auch, weil die Menschen einfach Sport treiben wollten — das war neu.

„Frisch, fromm, froh, frei“, wird Jahn als Motto zugeschrieben. Und unter diesem gründeten sich, nachdem die Regierungen der Idee zunächst kritisch gegenüber standen, in den späten 1800er Jahren und um die Jahrhundertwende viele Turnvereine — auch in Forchheim. Der TV 1861 Forchheim, der später mit dem VfB fusionierte, war so einer, aber auch der TV Jahn, 1904 von Turnern des TV 1861 gegründet. Ein Jahr zuvor war der Arbeitersportverein, der spätere ATSV, ins Leben gerufen worden. Später kam noch die Germania 08 hinzu. Die Turner waren fit: Die des TV 1861 stellten später eine Feuerwehr.

Schon ein Jahr nach der Gründung fuhren die Vereinsriegen des Jahn zu Turnerfesten in ganz Bayern. Beim Deutschen Turnfest in Leipzig 1913 wurden mehr als 60 000 Teilnehmer gezählt — eine heute unvorstellbare Zahl.

Blüte mit eigener Halle

Herz des Jahn schlug an Barren und Reck

© Repro: Ralf Rödel

Die nächste Blütezeit der Turner begann mit dem Bau der Jahn-Halle. Endlich konnten sie unter einem Dach trainieren. Von 1924 bis 1926 schufen sich die Jahnler damals ein Heim — und konnten somit auch den politisch gewollten Ausschluss der Fußballer 1924 verkraften. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten holten die Forchheimer weitere Titel auf überregionaler Ebene. Mit dem zweiten großen Krieg kam das Vereinsleben jedoch zum Erliegen.

1946 fusionierten der Jahn und der SpVgg zum heutigen Verein — wie auch der TV 1861 und die Germania, woraus trotz späterer Trennung der VfB entstand. Und in den 50ern lebte die Jahn-Turnerriege noch einmal auf. Namen wie Julius Burkel, Peter Kupfer, Emil Hoff, Gregor Gebald, Werner Schmitt und andere tauchen in den Chroniken auf, auch wenn nun der Fußball im Verein immer bedeutender wurde.

Die Turner holten weitere Titel: Hans Schellenberger, ein Meisterturner aus Nürnberg, hatte die Abteilung übernommen und die Forchheimer ausgebildet. Sie stellten eine, wenn nicht die stärkste Formation in Nordbayern. Burkel — ein „hervorragender Turner“, so der frühere Vereinsvorsitzende Peter Greif — wurde Bayerischer Juniorenmeister, Zehnter bei den Deutschen Meisterschaften und wurde als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Kupfer gelang der erste Platz bei den Mittelfränkischen Meisterschaften im Zwölf-Kampf. Nicht nur in dieser Disziplin, auch im Zehn-Kampf waren die Forchheimer erfolgreich.

Wettkämpfe zu Jubiläen

Trotzdem: Die Turner wurden immer weniger. „Das war einst eng mit den Gymnasien verknüpft“, sagt Greif. „Die Lehrer gaben auch Turnunterricht. Früher war das so: Man ging mit zehn Jahren zum Turnen und mit zwölf begann man dann mit dem Fußball.“ Die Verknüpfung trat in den Hintergrund, Turnwarte — der letzte war Hans Richter — und Nachwuchs fehlten.

Trotzdem konnten die Turner noch bis in die 70er als Abteilung existieren. Mit dem Kinderturnen, Fit-Aerobic und der in den frühen 80ern gegründeten Leichtathletik-Gemeinschaft haben sich aber verwandte Sportarten gehalten.

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