Hetzles: Skifahrer freuen sich über neue Erfindung

20.2.2015, 12:15 Uhr
Hetzles: Skifahrer freuen sich über neue Erfindung

© Ralf Rödel

Die Liste der Erfindungen, die unseren Alltag oder auch das Ausüben einer bestimmten Sportart erleichtern, ist lang und wird vor allem dank des technischen Fortschritts immer länger. Skifahrer aus aller Welt warten bisher aber vergeblich auf eine praktikable Hilfe beim Ein- und vor allem Aussteigen aus ihren Schuhen. Nun schwingt sich ein Schlossermeister aus Hetzles auf, dieses Problem mit einer neuen Konstruktion zu lösen.

Nicht auf der Piste oder bei der täglichen Arbeit in der Werkstatt ging Karl-Heinz Wießner das sprichwörtliche Licht auf, sondern im heimischen Wohnzimmer auf seinem Fernsehsessel. „Ich saß da und habe meine Skischuhe angesehen, die ich nach dem letzten Gebrauch neben dem Kamin abgestellt habe. Mir kam der gleiche Gedanke, den wohl jeder Skifahrer schon hundertmal hatte: Warum muss das immer so anstrengend sein, in die Dinger hinein- und hinauszukommen?“ Der selbstständige Schlossermeister, seit seiner Gründung 1983 Vorsitzender des Skiclubs Hetzles und dort Übungsleiter, schnappte sich einen handelsüblichen Schuhlöffel aus Plastik – er brach ab.

100 Versuche, zwölf Modelle

Mit der Grundidee, eine robustere und möglichst glatte Version zu entwerfen, machte sich der 66-Jährige an die Arbeit: „Zwei Wochen lang ließ mir das Thema keine Ruhe, selbst am Sonntag war ich beschäftigt.“ Über 100 Mal schlüpfte Wießner in seine Skischuhe und wieder heraus, tüftelte und entwarf ein knappes Dutzend Modelle, ehe er zufrieden war. Stolz führt er nun das Ergebnis vor. Was aussieht wie ein handelsüblicher Schuhlöffel aus Blech, wird mit entscheidenden Modifikationen zur bequemen Ein- und Ausstiegshilfe. Ein Henkel verhindert, dass der Schuhlöffel mit dem Fuß nach unten rutscht. Er steht sogar von alleine. Ohne dass sich Wießner weit nach unten Bücken muss, gibt die gelockerte Zunge des Schuhs nach. Die größere Krux, gerade für seine Generation sei nach einem langen Skitag jedoch das Ausziehen. Wießner dreht den Löffel und schiebt ihn mit seiner kürzeren Seite in den Schuh, dafür sorgt eine zweite Halterung. Am langen Ende wird ein Holzgriff aufgesteckt, der mit der Hand einfach nach unten gedrückt werden kann, während der Fuß aus dem Schuh gezogen wird. Das Manöver dauert nur Sekunden.

Bei der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg hat der gebürtige Kalchreuther vor wenigen Tagen sein Gebrauchsmuster angemeldet. Die Idee ist nun in Deutschland für drei Jahre geschützt. Innerhalb eines Jahres kann der Hobbyerfinder, der mit 31 Jahren zum ersten Mal auf Skibrettern stand, aufstocken und ein Europapatent beantragen. Das haben vor ihm bereits mehrere Personen versucht. „Bei der Recherche hat sich mir schnell erschlossen, warum sich die Konstruktionen nicht durchgesetzt haben. Sie sind zu kompliziert gedacht“, erklärt Karl-Heinz Wießner. Ein Schweizer probierte es mit einem keilförmigen Schuhlöffel ohne Henkel und Griff, eine deutsche Ausziehhilfe für Ski- und Snowboardschuhe verkam zu einer überproportionierten Salat- beziehungsweise Stimmgabel. Selbst gescheitert ist der Hetzleser 2008 mit einer Rückenlehne zum Aufsetzen für Bierzeltgarnituren älteren Baujahrs.

Ob das neue innovative Produkt aus Hetzles auch tauglich für den Markt ist, soll sich spätestens in der neuen Skisaison 2015/2016 zeigen. Die Kollegen aus dem Skiclub dürfen in der kommenden Woche als erste Probanden testen. Über die nächsten Schritte hat sich Wießner wenig Gedanken gemacht: „Mein Ziel war es, den Freizeitfahrern das Leben mit einer einfach handzuhabenden und leicht zu transportierenden Hilfe zu erleichtern. Dazu soll der Löffel preislich in einem erschwinglichen Rahmen im mittleren zweistelligen Bereich liegen. Ich muss damit nicht reich werden.“ Die Herstellung soll in der eigenen Schlosserei erfolgen. Zeitnah will Wießner seine ersten Löffel mit Markierungen versehen und eine Gebrauchsanleitung verfassen.

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