Hier lernt das Pflegepersonal der Zukunft

EGGOLSHEIM - "Die Senivita-Schulen heißen jetzt Dr.-Wiesent-Schulen", verkündete ein stolzer Schulleiter Bernhard Haberl bei der feierlichen Einweihung und zum Umzug von Ebermannstadt nach Eggolsheim. Nach 17 Jahren am alten Wirkungsort freute sich nun jeder über erfrischendes Design in schönen hellen Räumen.

Rechtzeitig zum Schuljahresbeginn waren die Räume fertig und jetzt wurden sie im Rahmen eines großen Festaktes von Pfarrer Matthias Steffel und Pfarrerin Claudia Berner feierlich eingeweiht. Festgäste aus Politik, Wirtschaft und der Geistlichkeit hörten interessiert die Vita von Horst Wiesent, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Schulträgers. Der Doktor der Philosophie hat die privaten Schulen aus der Taufe gehoben.

Im ehemaligen, komplett umgebauten Lindner-Fabrikgebäude in Eggolsheim werden 34 Schülerinnen und Schüler in der Berufsfachschule (BFS) für Altenpflege St. Nikolaus unterrichtet. Zudem ist auch die Fachoberschule (FOS) mit den Richtungen Sozialwesen, Gestaltung und Agrarwirtschaft mit Bio- und Umwelttechnologie hier beheimatet.

110 Schülerinnen und Schüler absolvieren die Ausbildung an der FOS. In den "Dr. Wiesent-Schulen" unterrichten 37 Lehrkräfte. Geht es nach Wiesent, wird dies nicht lange so bleiben. Er hat bereits eine Erweiterung des Angebotes im Sinn und will die Einrichtung einer FOS für den Bereich Gesundheit voranbringen.

Bürgermeister Claus Schwarzmann machte auf die noch leerstehenden Räumlichkeiten im Dachgeschoss des Gebäudes aufmerksam. Als Gemeindechef und Aufsichtsratsvorsitzender der Gewerbe- und Wohnbau Eggolsheim hieß Schwarzmann die Mieter willkommen. Die GWE ist Eigentümerin des Gebäudes. Sie hat etwa ein Viertel des renovierten Fabrikgebäudes an die Dr.-Wiesent-Schulen vermietet.

Schwarzmann erinnerte an die hohen Investitionen: Die Gemeinde ist mit über zehn Millionen Euro dabei, aber "wir rechnen mit Fördergeldern in Höhe von etwa 1,1 Millionen Euro", führte er aus. Eggolsheim als Schulstandort zweier Fachschulen bezeichnete er als "Meilenstein" für die Marktgemeinde. Von Ebermannstadt habe es die Schulen ins beschaulichere Eggolsheim gezogen.

"Für uns ist wichtig, dass die Schulen dem Landkreis erhalten geblieben sind", waren sich Landtagsabgeordneter Michael Hofmann und die stellvertretende Landrätin Rosi Kraus (beide CSU) in ihren Ansprachen einig. Grund für den Umzug war die bessere Verkehrsanbindung von Eggolsheim: Direkt an der Bahnlinie mit einem S-Bahn-Haltepunkt.

Schon 1000 Pfleger ausgebildet

Seit der Gründung der gemeinnützigen Schulen – neben der BFS und der FOS in Eggolsheim gehören zum Unternehmen noch Fachschulen in Marktredwitz und in Schloss Thiergarten in Bayreuth – habe man in 17 Jahren über fünf Millionen Euro investiert, zog der Erfinder der Wiesent-Schulen eine stolze Bilanz.

Mehr als 700 Fachoberschüler hat man ausgebildet, über 1000 Altenpflegeschüler sowie über 250 Heilerziehungspfleger und über 300 Grundschüler. Das Schulgeld spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Es gibt Ermäßigungen bis hin zum Erlass für finanziell schwächer gestellte Familien.

Das Schulgeld richtet sich nach dem Einkommen der Eltern und liegt zwischen 59 und 250 Euro im Monat. "Bei uns kommt es zu keiner Sondierung nach finanziellen Möglichkeiten bei der Aufnahme in die Schule. Das ist mir besonders wichtig", versicherte Horst Wiesent. Ab Januar 2018 soll eine Stiftung eingerichtet werden, die für Fehlbeträge aufkommt.

Zwei Höhepunkte gab es am Ende des Festaktes in der Eggerbachhalle, bevor sich die geladenen Gäste zur Einweihung am Buffet vergnügen konnten. Acht Schülerinnen aus China erhielten ihre Urkunden als ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerinnen. Sie hatten bereits eine Ausbildung in ihrer Heimat absolviert und machten in der Privatschule für ein Jahr eine zusätzliche deutsche Ausbildung, es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt mit den chinesischen Partnern.

Auch wenn sie schon Deutsch sprechen konnten, war gerade die praktische Ausbildung manchmal nicht so einfach. "Stellen sie sich vor sie haben gerade Deutsch gelernt und kommen dann in ein Altenheim, in dem alle fränkisch sprechen", verdeutlichte Schulleiter Bernhard Haberl die Leistung der jungen Chinesinnen.

Lustig wurde es auch, als eine ehemalige Schülerin zur Einweihung der Schule ein besonders raffiniertes Präsent überreichte. Sie hat gemeinsam mit ihrem Vater ein Smoothie-Bike für die Schulküche gebastelt.

Auf einem ausrangierten Fitnessfahrrad betätigt man durch Treten der Pedale einen Mixer an der Lenkstange, der je nach Frucht- oder Gemüse-Zutat gesunde und wohlschmeckende Vitamindrinks für Ernährungsbewusste herstellt.