Hiltpoltstein: Familien stehen seit Monaten ohne Netz da

1.2.2019, 16:00 Uhr
Warten seit Monaten auf ihren Telefonanschluss und Internet. Diese Bewohner des Neubaugebiets in Hiltpoltstein sind verärgert. "Es sind viele Spieler beteiligt", meint ein Sprecher der Telekom zu der Verzögerung.

© Petra Malbrich Warten seit Monaten auf ihren Telefonanschluss und Internet. Diese Bewohner des Neubaugebiets in Hiltpoltstein sind verärgert. "Es sind viele Spieler beteiligt", meint ein Sprecher der Telekom zu der Verzögerung.

Woran es liegt, kann die Telekom noch nicht eindeutig mitteilen. Zu viele Gewerke sind in einem solchen Prozess in einem Neubaugebiet beteiligt. Die gute Nachricht: Die drei Häuser wurden nun vordringlich bearbeitet und erhalten Anfang nächster Woche ihren Anschluss. 

Ein Vierteljahr wohnen Kathrin Pantle und Martin Held, Jessica Kiesant mit ihrem Lebensgefährten Dominik, dessen Bruder Philipp mit Ehefrau Anja Malbrich inzwischen in ihren neuen Eigenheimen und haben noch immer keinen Telefonanschluss und somit kein Internet. Und das obwohl dieser schon im Februar 2018 beantragt wurde und von allen der inzwischen drei dort lebenden Familien dringend beruflich gebraucht wird.

Wieder Schreiben erhalten

Vor zwei Tagen haben Kathrin Pantle und Martin Held wieder ein Schreiben von der Telekom erhalten. In der Regel dauert es dann nur wenige Tage, bis die anderen Familien dasselbe Schreiben erreicht. Nicht mit dem ersehnten Inhalt, dass der Telefonanschluss und somit Internet endlich geschaltet sind, sondern das übliche Standardschreiben mit dem Hinweis, aufgrund umfangreichen technischen Arbeiten in ihrem Anschlussbereich würde sich wegen der Tiefbauarbeiten alles verzögern.

Als endgültiger Termin sei nun Mitte März angedacht. Dabei sind Tiefbauarbeiten überhaupt nicht mehr nötig. Den drei Paaren reicht es nun. „Wir möchten, dass die Telekom sofort umstellt und uns nicht von Monat zu Monat vertröstet“, sagt Martin Held unter zustimmenden Nicken seiner Nachbarn. Er hat bereits vor dem Hausbau in Hiltpoltstein gewohnt — mit funktionierendem Telefon- und Internetanschluss.

Um die Telefonnummern auch im neuen Heim zu erhalten, zahlt er monatliche Gebühren in Höhe von 47 Euro. Ohne dass etwas funktioniert. Der Systemintegrator jedoch braucht den Anschluss beruflich. „Mein Arbeitgeber arbeitet 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche“, erklärt Martin. Deshalb benötigt er nach den regulären Arbeitszeiten einen Internetzugriff. Die kleine Box, ein mobiler Router, den alle drei Familien als Ersatz bekommen haben, nennt sich MagentaZuhause Schnellstart und ermöglicht ihnen ein Datenvolumen von 30 GB. Eine Zwischenlösung der Telekom.

„Ich fühle mich in die Steinzeit versetzt. Bis eine Seite aufgeladen wird, dauert es“, ärgert sich Held. Zudem kann er den mobilen Router nicht an sein Netzwerk anbinden. Ein Arbeiten sei so unmöglich. 

Erschwert wird die berufliche Fortbildung auch bei Anja Malbrich und Jessica Kiesant. Malbrich ist Kinderkrankenschwester und pflegt schwerbehinderte Kinder im Landkreis Forchheim. Sie bildet sich derzeit weiter, um in der Familienberatung arbeiten zu können. „Das sind Online-Seminare mit Videos“, betont Malbrich, die daran nicht teilnehmen kann, da sonst das Datenvolumen zu schnell verbraucht ist. Auch ihre Dienstpläne erhält sie online und muss auf dem selben Weg ihre Abrechnungen schicken. Ein Ding der Unmöglichkeit.

"Telefon ist ein Grundrecht"

Kiesant ist Betriebswirtin und arbeitet an mehreren Tagen im Monat im Home-Office. „Für die Skype-Besprechungen ist die Leitung zu instabil“, sagt sie. Professionelles Arbeiten sei auch für sie derzeit nicht möglich. Kiesant ist Steuerfachwirtin und Bilanzbuchhalterin. Sie macht gerade den Steuerberaterlehrgang. Die Unterlagen bekommt sie online und kann diese nicht lesen. „Ich muss mich wohl ein Jahr zurückstufen lassen“, beklagt sie den Zeitverlust. 

Das Studium finanziert sie zudem aus eigener Tasche. Über das mobile Internet zu lernen, hilft Anja nicht, denn Mobilfunkempfang ist dort ein Glücksspiel. Nun hat sie weder einen Telefonanschluss, noch Internet, noch Mobilfunk. „Wenn etwas passiert, könnte ich nicht einmal einen Arzt rufen.“ Es ist auch eine starke Komforteinbuße“, sagt Martin Held. Für die Streamingdienste zahlen die Familien 30 Euro im Monat, ohne sie wirklich nutzen zu können. Bis eine Minute Film geladen ist, dauert es Minuten, wenn überhaupt noch Datenvolumen vorhanden ist. Nun wurde die erste Familie wieder vertröstet, obwohl sich seit Weihnachten ein „Deeskalationsteam“ der Sache angenommen hatte, damit die Familien nicht immer bei der Telekom nachfragen müssen.

„Telefon ist ein Grundrecht“, betont Held, der wie die anderen Ehepaare im „Hofmannsgarten“ endlich Telefon und Internet wollen, um ganz normal ihren Beruf ausüben und an den Lehrgängen teilnehmen und auch um ein wenig Freizeit genießen zu können. Warum diese Verzögerungen? Das kann wohl auch die Telekom noch nicht genau benennen.

Auch Fremdfirmen beteiligt

An Erschließung und Bereitstellung in einem Neubaugebiet sind viele Bereiche involviert. Auch Fremdfirmen sind in der langen Prozesskette beteiligt. Wohl gab es auch da Verzögerungen. Wenn verschiedenen Gewerke zusammenspielen, müsse die gesamte Prozesskette genau angeschaut werden, um solche Verzögerungen auch bei anderen Baugebieten und Kunden künftig ausschließen zu können.

„Es sind viele Spieler beteiligt, das macht es nicht einfacher“, erklärt Christian Schwolow, Sprecher der Telekom, der diesen Fall drei Tage lang intensiv betreut hat. Mit Hochdruck hätten die Mitarbeiter nun gearbeitet, die technischen Voraussetzungen geschaffen. Ein Techniker müsse wohl noch einmal vor Ort. Aber: „Wir haben die Kuh vom Eis. Dienstag oder Mittwoch nächster Woche haben die Bauherren Internet“, nennt Schwolow die gute Nachricht und verspricht, diesen Fall auch bis zum glücklichen Ende zu verfolgen.

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