Historiker stößt auf Schildbürgerstreich in Hallerndorf

7.11.2017, 07:55 Uhr
Historiker stößt auf Schildbürgerstreich in Hallerndorf

© Mathias Erlwein

Das Buch des historisch versierten Autors umfasst 128 Seiten; im zweiten Kapitel der Schrift "Hallerndorf im Blickfeld" begibt sich Schaub auf Spurensuche einer ersten urkundlichen Erwähnung von Hallerndorf.

Fündig wurde er im Bamberger Staatsarchiv. In einem Kopialbuch, der Abschrift der ursprünglichen Urkunde aus dem 15. Jahrhundert, wird "Haladorff", wie es einst hieß, in Zusammenhang mit dem Patronatsrecht der Herren von Gründlach am 9. Juni 1270 erstmals erwähnt.

Nach diesem Datum könnte in drei Jahren ein großes Fest gefeiert werden: 750 Jahre Hallerndorf. Wie archäologische Grabungen am Baugebiet "Boint" ergeben haben, wurde erstmals in der Spätlatènezeit, also zwischen 200 bis 50 vor Christus, in Hallerndorf gesiedelt.

Hans Schaub stieß auch auf einen "Schildbürgerstreich" in der Ortsgeschichte. So war in einer historischen Reihe über verfallene Schlösser berichtet worden, dass die Hallerndorfer ihre Schlossruine anfangs des 19. Jahrhunderts abrissen und die Steine für den Schleusenbau des Ludwig-Donau-Kanals verkauften. Sie sorgten sich nämlich, dass sich Spatzen in der Schlossruine häuslich niederlassen und ihre Getreideernte gefährden könnten.

Der Autor schildert auch eine besondere Rarität in Hallerndorf. Sie dürfte einmalig im Landkreis Forchheim und weit darüber hinaus gewesen sein: Im Jahre 1751 wurde in Hallerndorf eine "Freyschul" eingerichtet. Der Schulbesuch für alle Kinder war kostenlos, zu der damaligen Zeit eine Revolution.

Die eigens geschaffene Schulordnung sah pädagogische Elemente vor, wie die feste Verankerung des Sportunterrichts und das Helferprinzip unter den Schülern. Mit der Säkularisation wurde dieser Schultyp jedoch wieder aufgelöst und durch eine staatliche Schule ersetzt, für die wieder Schulgeld fällig wurde.

Wasser und Strom für das Dorf

Sehr fortschrittlich zeigten sich die Hallerndorfer, wenn technische Innovationen die Alltagsarbeit zu erleichtern versprachen. So hatte sich bereits 1909 die Dorfgemeinschaft in der Genossenschaft "Elektra" zusammengeschlossen, um in der ehemaligen Mühle an der Aisch ein Elektrizitätswerk einzurichten, das Hallerndorf und die Dörfer in der Nachbarschaft mit Strom versorgte.

Eine weitere gemeinschaftliche Leistung war der Bau von sechs Brunnen im Dorf mit fließendem Wasser, von dem jeder Hallerndorfer nach Belieben seinen Wasserbedarf schöpfen konnte.

Historiker stößt auf Schildbürgerstreich in Hallerndorf

© Reinhold Glas

Auch traurige Ereignisse bestimmten das dörfliche Leben in Hallerndorf. So blieben die wirtschaftlichen Krisen des 19. Jahrhunderts in Deutschland in der Region nicht ohne Folgen. Viele Bewohner des Landkreises Forchheim und aus dem Dorf Hallerndorf verließen aus Not ihre Heimat und wanderten nach Amerika aus, um dort eine neue Existenz zu gründen. 15 Prozent der Gesamtbevölkerung Hallerndorfs verließen damals das Land. Historiker Schaub stellt in seinem Buch das Schicksal einer Auswanderung anschaulich dar, außerdem hat er die Namen der Auswanderer für die Leser festgehalten.

In 26 Kapiteln hat der Autor Bekanntes aber Neues aus und über Hallerndorf zusammengetragen. Die Ortschaft mit einer 700-jährigen Reichsritter-Vergangenheit erlebte oft wechselnde Herrschaftsfamilien.

Es ist Hans Schaub zu verdanken, dass dieser Herrschaftswechsel nun erstmals systematisch festgehalten worden ist. In dem Buch, das viele detaillierte Informationen über die Heimat enthält, kann man sich ein aus vielen Facetten zusammengesetztes Bild über das Leben in der Hallerndorfer Vergangenheit machen. Besonders erwähnenswert: Der Autor spannt geschickt einen Bogen in die Jetztzeit.

Bedauerlich, dass aus adliger Zeit in Hallerndorf keine baulichen Reste mehr vorhanden sind. Einst standen hier eine Burg mit umgebenden Wassergraben später eine Schlossanlage.

Mit Hilfe der Archivdokumente konnte die einstige Schlossanlage auf einer Zeichnung wiederentstehen. Es ist das Verdienst des Autors, dass er historische Fachbegriffe ausführlich erklärt, so dass das Buch aufgrund solcher Infos und wegen der vielen Bilder und Illustrationen für jeden Leser interessant geworden ist.

"Hallerndorf im Blickfeld" ist nach der Biografie über Levi Strauss, die vom Fernsehen verfilmt wurde, und nach dem Werk über den Kreuzberg bei Hallerndorf die dritte Arbeit von Hans Schaub. Schon beim Schreiben über die Kreuzbergkirche hatte Hans Schaub Hallerndorf im "Blickfeld" und prompt übernahm er den Titel gleich für die neue Schrift.

Dr. Hans Schaub, "Hallerndorf im Blickfeld", 128 Seiten, viele Bilder und Illustrationen, 15 Euro. Zu kaufen in der Gemeinde Hallerndorf und in den Brauereigaststätten Lieberth und Rittmayer.

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