Hundetrainerin aus Hausen: "Kein Hund wird aggressiv geboren"

20.4.2018, 07:01 Uhr
Der Staffordshire-Terrier-Mischling "Chico" im Tierheim in Hannover: Er wurde eingeschläfert, nachdem er zwei Menschen getötet hatte.

© Holger Hollemann/dpa Der Staffordshire-Terrier-Mischling "Chico" im Tierheim in Hannover: Er wurde eingeschläfert, nachdem er zwei Menschen getötet hatte.

Frau Lettner, was sagen Sie zur Debatte um Chico?

Verena Lettner: Ich finde, man kann nichts dazu sagen, wenn man weder den Hund noch die Besitzer kennt. Den Begriff Kampfhund verwende ich nicht. Kein Hund wird aggressiv geboren. Ich kenne auch viele Listenhunde, die sehr sozial sind. Es gibt verschiedene Formen von Aggressivität und jeder Hund ist anders. Ich habe selbst viele Schäferhunde und jeder war anders zu erziehen. Man sollte sich aber dringend Hilfe suchen, wenn das Tier gegenüber Kindern oder Fremden aggressives Verhalten zeigt. So sehr ich meine Hunde liebe, muss ich sagen, ich würde sie nie mit meinen Kindern allein lassen.

Verena Lettner vom Verein Hundefreunde Hausen.

Verena Lettner vom Verein Hundefreunde Hausen. © Foto: Mathias Erlwein

Was unterschätzen Besitzer?

Verena Lettner: Viele suchen heute einen Hund nach dem Aussehen aus und machen sich vorher wenig Gedanken. Modehunde wie Border Collies und Jagdhunde sind beliebt. Man muss aber wissen, dass sie Hüte- und Jagdhunde sind, und wie man ihnen am besten schon vom Welpenalter an beibringt, ein normales Familienleben zu führen. Hunde brauchen Beschäftigung, die über das tägliche Gassigehen hinausgeht. Ich war mal mit meinen Hunden zehn Kilometer mit dem Rad unterwegs. Als wir zu Hause waren, nahm einer den Ball. Da dachte ich: Wie, du willst jetzt spielen? Wir waren doch gerade lange unterwegs? Es gibt aber tolle Spiele, bei denen der Hund mit dem Kopf gefordert ist. Hunde sollten zudem einen Rückzugsort haben, eine Decke oder ein Korb, an dem sie auch in Ruhe gelassen werden, wenn sie sich dorthin begeben.

Ist ein Hunde-Führerschein für alle Besitzer sinnvoll?

Verena Lettner: Durchaus. Gerade wer zum ersten Mal einen Hund hat, kann so erlernen, was dieser braucht, wie man ihn trainiert und sich als Besitzer in bestimmten Situationen verhalten sollte. Hunde haben einen hohen Stellenwert und sind wie Familienmitglieder, das ist etwas Schönes. Sie spüren, wenn es einem nicht gut geht und suchen Nähe. Sie können der beste Freund des Menschen sein und gehen mit uns bis zum Lebensende durch dick und dünn, wenn wir lernen, richtig mit ihnen umzugehen.

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