"Ich will wenigstens versuchen, die Dinge zu ändern"

13.9.2017, 19:15 Uhr

© Foto: privat

"Politik ist in vielen Teilen ein schmutziges Geschäft und die Möglichkeiten als Politiker sind inzwischen begrenzt", sagt David Klanke. Oft genug, meint der 34-Jährige, seien Volksvertreter "nur Spielball der Finanzmärkte oder großer Unternehmen". Für einen jungen Mann, der für den Bundestag kandidiert, klingt das nicht gerade optimistisch. Allerdings fügt er hinzu: "Ich möchte mir nicht sagen lassen, ich hätte nicht wenigstens versucht, dass sich die Dinge ändern."

Klanke wurde 1982 im hohen Norden, genauer gesagt in Wilhelmshaven, geboren ("direkt am Meer"). Nach dem Abitur wollte er einen harten "Schnitt" machen — "und mal was ganz anderes kennenlernen". Vom Meer ging es sodann direkt nach Franken. Und Klanke war gekommen, um zu bleiben: In Bamberg begann er sein Soziologie-Studium — das er mit Diplom abschloss — dort lernte er seine heutige Freundin kennen, hier haben die Beiden ihren Sohn bekommen.

Bis vor Kurzem war Klanke als Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit in Bamberg tätig, legte nebenbei in verschiedenen Bamberger Clubs und Bars als DJ auf oder schrieb als freier Kulturjournalist Artikel für die Feuilletons regionaler Zeitungen — darunter auch für die Nürnberger Nachrichten. Seit September arbeitet er als Soziologe an der Uni Erlangen-Nürnberg.

Und jetzt also auch noch die Politik. Wobei – engagiert hat sich Klanke schon früher: Mit 17 Jahren gründete er in seiner niedersächsischen Heimat die Grüne Jugend in Wilhelmshaven, gleichzeitig wurde er für das globalisierungskritische Netzwerk Attac Deutschland aktiv.

Die "Politisierung" trat bei ihm mit den anfänglichen Protesten gegen die Globalisierung in Seattle und Genua ein – sowie durch den Tod Carlo Giulianis, eines italienischen Studenten, der 2001 während der eskalierenden Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua von einem Polizisten erschossen wurde.

Wieso aber tritt Klanke für Die Linke an? "Weil ich für einen sozialen Ausgleich und soziale Gerechtigkeit in Deutschland kämpfe", sagt er. Ein "Schlag ins Gesicht" sei es für ihn gewesen, als er erkannt habe, dass für Hartz-IV-Bezieher "die Grundgesetze nicht mehr gelten. Zum Beispiel, wenn sich Sozialfahnder in ihrer Abwesenheit ihre Wohnung ansehen".

Das Thema Arbeitslosengeld II (genannt Hartz IV ist für den einstigen Arbeitsvermittler Klanke überhaupt eine Herzensangelegenheit – oder in seinen deutlichen Worten: "Hartz IV gehört abgeschafft!" Denn die Sozialreform habe seiner Meinung nach "auch nicht zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit geführt".

"Ein ziemlicher Schmu"

Dem Soziologen kommt sein Ex-Job zugute, beziehungsweise seine daraus resultierende Erkenntnis, dass gerade bei den Arbeitslosenzahlen "ein ziemlicher Schmu" getrieben werde, so Klanke: "Klar, dass sich solche Zahlen gut lesen. Vor allem, wenn ein Großteil der Menschen nicht in der Statistik auftaucht und sich das Arbeitsvolumen seit über zehn Jahren nicht deutlich verändert hat — so dass viele Personen inzwischen im Niedriglohnsektor arbeiten."

Es gelte, das Klima für arbeitslose Menschen in der Region zu verbessern, meint der Bamberger und verweist dabei auf die teils prekäre Situation jener, die neu im Land sind: "Es kann nicht sein, dass Asylbewerber aus Afghanistan, die hier sicher einen Ausbildungsplatz haben, abgeschoben werden. Und gleichzeitig suchen die Betriebe händeringend nach Nachwuchs."

Doch wenn es am Ende nichts wird mit seinem Mandat im bundesdeutschen Parlament? Dann hat David Klanke trotzdem einen Grund zum Feiern, denn am Samstag, genau einen Tag vor der Bundestagswahl, heiratet er seine langjährige Partnerin ("leider haben wir im Rosengarten keinen anderen Termin mehr bekommen").

Insofern kann er noch gefestigter zur Wahl antreten. Und sollte es nicht klappen? "Dann werde ich entlassen, weil ich für Die Linke kandidiert habe – oder, wie man in Bayern sagt, die Kommunisten", erwidert Klanke mit einem ironischen Lächeln.

"Nein, um ernst zu bleiben: Dann hätte ich endlich wieder mehr Zeit für meinen Sohn. Und: "Mit Sicherheit werde ich weiterhin meine krude Musikmischung in der Scheinbar im Lichtspielkino in Bamberg auflegen."

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