Igensdorferin demonstrierte in Potsdam gegen Antisemitismus

26.4.2018, 18:40 Uhr
Igensdorferin demonstrierte in Potsdam gegen Antisemitismus

© Fotos: Kiesant

Igensdorferin demonstrierte in Potsdam gegen Antisemitismus

Berlin ist von Igensdorf weit weg und doch wieder nicht. Als vorige Woche ein Jude dort angegriffen wurde, weil er seine Religion nach außen zeigte, war die Wahl-Igensdorferin Jessica Kiesant schockiert: "Ich trage auch mein Kreuzkettchen und möchte deshalb nicht angegriffen werden", sagt die gläubige Katholikin, die aus Potsdam stammt. Für sie war es deshalb selbstverständlich, bei der Demo "Potsdam trägt Kippa" mitzugehen. "Als Christin fühle ich mich verpflichtet gegen Unrecht vorzugehen, egal, von wem es ausgeht", erklärt Kiesant. "Jeder sollte die Religion tolerieren und friedlich leben können", betont die junge Frau.

Am Provisorium, das den Juden als Synagoge dient, trafen sich die Demonstranten jeden Alters. Auch Jessica Kiesant setzte dort eine Kippa auf. Etwa 200 Demonstranten waren es, die durch die Innenstadt zum Brandenburger Tor zogen. Vertreter der Freikirchen und der jüdischen Gemeinde hielten ein großes Banner in der Hand mit dem Schriftzug "Potsdam trägt Kippa", unterzeichnet von der Synagogengemeinde Potsdam und dem Verein der Muslime.

Auch diese zeigten sich solidarisch mit den Juden und mit den Menschen, die hier in Frieden leben möchten. "Gerade mit unserer Geschichte kann man das nicht tolerieren", sagte ein Sprecher der Organisation "Potsdam bekennt Farbe", die bereits gegen Pegida oder Naziaufmärsche demonstrierte, und spricht den Menschen aus dem Herzen. "Potsdam ist nicht bekannt für Gewalt", weiß Jessica Kiesant, die der Liebe wegen gerade nach Igensdorf umzieht.

Die Potsdamer wollten sich mit Berlin solidarisieren. Dort fand zeitgleich eine Demo statt. "Wir zogen schweigend durch die Innenstadt. In der Fußgängerzone schlossen sich dann immer mehr Menschen an", so Kiesant. Sie demonstrierte friedlich und still gegen Antisemitismus und dafür, dass jeder seine Religion mit sichtbarem Zeichen leben darf. So wie die Muslime ihre Kopfbedeckung tragen, sollten Juden auch ihre Kippa tragen dürfen und die Christen ihr Kreuz.

"Wenn es ein friedliches Miteinander gäbe, wäre das nicht notwendig", sagt Kiesant. Froh ist sie deshalb, dass in Potsdam die Religionsgemeinschaften untereinander in Kontakt stehen und sich gegenseitig helfen. So auch die jüdische Gemeinde, um an die Reichspogromnacht zu erinnern oder dass Juden und Christen die Muslime besuchen, wenn sie ihre neuen Räume beziehen. "Potsdam wollte ein Zeichen setzen, dass die Juden ihren Platz hier haben und herzlich willkommen sind. Jeder sollte es tolerieren", sagt Kiesant.

Das bestätigte ein Jude nach der Demo durch seinen Bericht, dass er hier herzlich willkommen geheißen wurde. Das solle so bleiben, für jeden, der hier lebt. Vor allem wollte Jessica schon in den Anfängen mitwirken gegen Unrecht anzugehen. Denn die Geschichte lehre, wie schnell sich Unrecht ausbreiten kann. Dann ist das idyllische Igensdorf nicht mehr weit weg. Schon deshalb wäre Jessica Kiesant kein Weg zu weit.

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