Im Forchheimer Königsbad tropft Wasser aus der Wand

20.2.2018, 05:17 Uhr
Im Forchheimer Königsbad tropft Wasser aus der Wand

© Fotos: Anja Hinterberger

Die Geschichte des 2010 eröffneten Ganzjahresbades ist eine Folge von Mängeln und Gerichtsverfahren. Angefangen von der nicht vorhandenen Beleuchtung des Parkplatzes über die rutschigen Fliesen, die zu Stürzen und Brüchen reichten, bis hin zu einem defekten Heizungsrohr, einem geplatzten Versorgungsrohr für Toiletten, trotz Entkalkungsanlagen verstopften Duschköpfen und einem neuen Estrich im Batterieraum: Die Verantwortlichen im Königsbad sind immer gut mit der Mängelverwaltung beschäftigt.

Im Forchheimer Königsbad tropft Wasser aus der Wand

Was ist aktuell der größte Missstand im Königsbad?

Eine Summe von mutmaßlich rund 400 000 Euro wäre nötig, um die kaputten Wasserleitungen im Ganzjahresbad zu reparieren und/oder zu ersetzen. Putz bröselt, Wände sind feucht, blaue Plastikfolien verdecken notdürftig nasse Stellen, weil — ganz ohne Ironie — Wasserleitungen das Wasser nicht halten können (wir berichteten): Sie sind porös. Die Stadt als Betreiberin des Königsbades kann das Problem aber nicht angehen, so lange ein Gerichtsverfahren anhängig ist, das darüber befindet, wer für den Pfusch verantwortlich ist. Würde der Mangel heute behoben, bliebe die Stadt auf den Kosten sitzen: "Ich werde der Stadt diesen Bärendienst nicht erweisen", sagt Bäderchef Walter Mirschberger, "und werde Beweise vernichten". Denn ein behobener Mangel ist kein Mangel mehr. Leckt also heute wieder ein Rohr, dann wird das Loch "nur notdürftig geflickt".

Warum lecken die Rohre?

Das ist eine Frage, die sogar beantwortet werden kann. Für die Trinkwasserleitungen wurden Rohre verwendet, in deren Datenblatt sinngemäß Folgendes steht: Sie sind eigentlich bis zu 50 Jahre haltbar. Wird das durchgeleitete Wasser aber "dauerhaft" mit Chlordioxid versetzt, verringert sich die Haltbarkeit auf "bis zu zwei Jahre".

Warum wird das Trinkwasser mit Chlordioxid desinfiziert?

Dies dient laut Walter Mischberger der "Legionellenprophylaxe". Es gibt Bäder, die ihr Trinkwasser nicht ständig, sondern in Intervallen mit Chlordioxid versetzen oder halt dann, wenn eine entsprechende technische Wasserprüfung das Signal dafür gibt. Forchheim entschied sich für den dauerhaften Chlordioxideinsatz: "Wir meinen", sagt Walter Mirschberger, "dass der Planer oder der Installateur zum Zeitpunkt der Rohrinstallation von der Problematik im Zusammenhang mit Chlordioxid im Dauereinsatz gewusst haben muss."

Wer ist für den Fehler haftbar zu machen?

Das ist die Frage aller Fragen. Der Rechtsvertreter der Stadt, Rechtsanwalt Klaus Waldmann aus Nürnberg, sagte vergangenen Juli, die Haftungsfrist für die Handwerkerleistung sei abgelaufen. Nicht aber die Frist für die Architektenleistung. Ihm muss aber erst nachgewiesen werden, dass er einen Fehler gemacht hat.

Warum ist es so schwer, für einen so offensichtlichen Fehler einen Verantwortlichen zu finden?

Der Prozess am Verwaltungsgericht läuft seit Monaten, steht aber momentan still. Denn das Gericht hat einen Sachverständigen bestellt. Er trägt alle Fakten zusammen und muss dann bewerten, wer wann was gemacht, entschieden oder unterlassen hat und was dabei eventuell von wem falsch gemacht wurde. Das Gutachten des Sachverständigen, so hofft jedenfalls Walter Mirschberger, werde noch in diesem Jahr vorliegen. Erst dann besteht die Hoffnung, dass die Mängelbeseitigung angegangen werden kann, unabhängig davon, wer Schuld hat an der Misere.

Wird das Bad im Sommer saniert?

Bäderchef Mirschberger hat über Monate in den Stadtratsgremien und sonstigen Gesprächen seine Hoffnung geäußert, die Sanierung des Gebäudes in diesem Sommer angehen zu können. Der Badebetrieb würde dadurch am wenigsten eingeschränkt. Mittlerweile verlässt Mirschberger die Zuversicht: "Wir haben schon Februar. So eine Sanierung braucht ja auch eine Vorplanung, wir brauchen einen Planer und Handwerker, deren Einsätze genau abgesprochen sein müssen."

Was passiert mit den Jahreskarten, wenn das Bad wegen Sanierung geschlossen werden muss?

Mirschberger versichert: Besitzer von Saison- oder Jahreskarten, die das Bad wegen Sanierung nicht nutzen können, erhalten die Zeit der Schließung erstattet oder gut geschrieben: "Wir haben bei Badegästen eine große Verunsicherung festgestellt." Die sei unbegründet.

Macht Walter Mirschberger seine Arbeit als Bäderchef noch Spaß?

"Als wir das Bad in Angriff genommen haben", sagt er, "hätte ich mir nicht träumen lassen, damit einmal so viele Nacharbeiten zu haben". Inzwischen wisse er aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen mit Kollegen, dass Bäder zu den "schwierigsten Bauwerken" gehörten. Auch anderswo gebe es ja Ärger, beispielsweise in Bamberg. Aber: "Es ist eben jetzt so und ich würde es trotzdem gerne wieder machen."

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