Im Kolpingshaus schwingen die Tanzbeine

7.3.2018, 20:00 Uhr
Im Kolpingshaus schwingen die Tanzbeine

© Foto: Udo Güldner

Bedrich Smetanas "Verkaufte Braut" hat ihn auf der Opernbühne getanzt, in Carl Orffs "Carmina Burana" hört man ihn, wenn man "Uf dem Anger" sitzt. Béla Bartók hat ihn als "Polka" unter seinen "Rumänischen Tänzen" versteckt und Igor Strawinsky erzählt Teile der "Geschichte vom Soldaten" in seinen Rhythmen: der Zwiefache hat den Sprung vom bäuerlichen Tanz in die klassische Musik geschafft. Nur getanzt wird er noch selten. Vielleicht weil es an seiner komplizierten Struktur liegt. Das wollte der KulturPuls ändern.

Manfred Schmitt aus Oberlindelbach spielte bei dieser modernen Art des Wirtshaussingens nicht nur die erste Geige. Er führte, an der Seite seiner Ehefrau Brigitte Trost, durch die Untiefen des fränkischen Dialektes und der ländlichen Traditionen, aus denen diese Volksmusik entstanden ist.

Da im Publikum kaum noch Bauern anzutreffen waren, mussten Dinge wie der "Kammerwogn" erklärt werden: Auf dem Leiterwagen transportierte man die Möbel, Kleidung und den Hausrat, die eine frisch verheiratete Frau von der elterlichen in die eheliche Kammer mitbrachte.

Und wer weiß als "Zugraster" (Zugewanderter) schon, dass ein "Eisenkeilnest" das Gelege eines Eisvogels ist und das "Keierl" sein bereits geschlüpfter Nachwuchs? Wie in ihrer Band "Tropfstein", die vor zwei Jahren im Jungen Theater aufgetreten war, spielten Manfred Schmitt und seine Begleiter Weltmusik, nur diesmal nicht aus dem Himalaya oder den Anden, sondern von nebenan.

Da kreisten keine Kondore, nur der "Wampert Gust" (Dicker Gustav) wurde immer runder. Die Idee zur FrankenFolkSession hatte Christine Kalyoncu aus Baiersdorf, die kurzerhand zu ihrer Ukulele griff. "Ich habe ganz viele Instrumente gelernt." Schließlich haben ihre Eltern Elisabeth und Herbert Roth den Heimat- und Trachtenverein Neunkirchen am Brand gegründet. "Mit fränkischen Liedern bin ich aufgewachsen."

Deren melodischen Grundstock bildeten Anna Schmidt aus Forchheim und Manfred Kemmerth aus Reifenberg, wobei letzterer seiner selbstgebauten Teufelsgeige mit dem Kochlöffel zu Leibe rückte. Unter die singenden Zuhörer wagten sich auch Bürgermeister Franz Streit und die städtische Kulturreferentin Katja Browarzik, die "Des Madla vo der Gma" (Das Mädchen aus der Gemeinde) um ihre schönen weißen Beine beneideten, während diese zur Kirchweih eine Polka tanzte.

Kurzentschlossen hängte Erwin Müller aus Forchheim sein Akkordeon um und ließ die Finger über die Tasten gleiten. Selbst Tobias Seitz, dessen Bass sonst Soul, Funk oder Blues ergrooven lässt, nahm an dem gelungenen Experiment teil.

Eine Lobeshymne kam von ganz unerwarteter Seite: Bernhard Lauger, in mehreren Bands wie den "Megafonikern", "SLP" oder "GR80S" als Akkordeonist geschätzt, brachte die Stimmung unter den Teilnehmern auf den Punkt: "Es war eine echt geile Session. Ein Wahnsinn. Toll, dass so etwas angeboten wurde."

Keine Kommentare