In der Forchheimer Kulturarbeit "hat alles nicht geklappt"

17.1.2018, 06:08 Uhr
In der Forchheimer Kulturarbeit

© Archivfoto: André De Geare

Der Tätigkeitsbericht der Kulturbeauftragten ist ein 19-seitiges Dokument des Scheiterns. Zunächst stand das Thema auf der Tagesordnung des nichtöffentlichen Teils der Sitzung. Auf Antrag der CSU, die sich der Unterstützung der anderen Fraktionen sicher war, wurde der Punkt in die öffentliche Sitzung verschoben.

Katja Browarzik nahm nur kurz Stellung dazu. Sie habe "Missverständnisse" über ihre Arbeit ausräumen und "Änderungen" gegenüber der Arbeit ihres Vorgängers Dieter George deutlich machen wollen. Unter anderem steht ihr keine Bürokraft zur Seite, sie brachte keinerlei Verwaltungserfahrung mit, wurde nicht eingearbeitet und von ihrem direkten Vorgesetzten (Wirtschaftsförderer Viktor Naumann) in Sachen Budgetplanungen, Haushaltsberatungen und Kassenanordnungen bewusst außen vor gelassen.

Browarzik war zum 1. November 2015 noch von OB Franz Stumpf eingestellt worden. In der damaligen Stellenausschreibung standen so gut wie all die Tätigkeiten, über die sie nun berichtete. Allerdings stand nicht drin, dass sie Postwurfsendungen selber austragen muss, bei Veranstaltungen Getränke auszuschenken hat, alle Schriftstücke selber aufzusetzen und alle Ausgaben selbst abzurechnen hat. Ihr Vorgänger bediente sich dazu einer Sekretärin beim OB, er bediente aber keinen Computer.

Auch war die Stelle der Kulturbeauftragten als "Stabsstelle beim OB" ausgeschrieben, doch wurde sie so nicht angestellt. Im Übrigen, schreibt Browarzik, wurde sie von internen Orga-Änderungen, die schon im Juli 2015 vorgenommen worden seien und ihr Amt betrafen, bis 2017 nicht unterrichtet. Das ist nur ein Ausschnitt eines sehr langen Leidensweges. Inzwischen hat sie um eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit gebeten und bewilligt bekommen.

Die Stadträte des HPK waren zwar erschüttert (Paul Nerb vom FBF war der erste, der dies so sagte), hielten aber dennoch mit Kritik nicht hinterm Berg. Manfred Hümmer (FW) stellte "große Defizite im Organisationsverhalten des alten und neuen OB" fest. Er vermisste von Browarzik aber auch eine Aussage zu ihrer Sicht auf die Kulturarbeit in Forchheim und zu ihrer eigenen Stellung. Annette Prechtel (FGL) sprach von einem Zustand "zwischen Drama und Trauerspiel: Das schreit nach einem Neuanfang". Und zwar als "Führungsaufgabe". Vielleicht, so Prechtel, habe es "diesen Tiefpunkt gebraucht, da sind wir heute angekommen". So könne es nicht weitergehen: "Wir brauchen ein Ziel." "Tiefer", sagte Ulrich Schürr (JB), "kann man in dieses Tal ja nicht mehr hinabsteigen." In der Zukunft müsse "alles anders werden", denn es habe "alles nicht geklappt".

Thomas Werner (CSU) benutzte die Wörter Bankrotterklärung, Hilfeschrei und Kündigungsschreiben um auszudrücken, was er bei der Lektüre des Berichtes empfand. Gleichzeitig hielt er Browarzik vor, nicht "die Ergebnisse geliefert" zu haben, die der Stadtrat verlangt habe, etwa bei der Neukonzipierung des städtischen Zuschusswesens. Sie habe es in zwei Jahren geschafft, sich bei den lokalen Kulturschaffenden "kaum einen Freund zu machen", so Werner: "Man hört selten etwas Freundliches über Sie". Manches spreche dafür, sagte Udo Schönfelder (CSU), ein richtiges Kulturreferat zu haben: "Prosecco beim Königsbadfest auszuschenken gehört nicht in die Stellenbeschreibung."

"Neuanfang machen"

Lisa Hoffmann (SPD) war auch "sehr erschüttert". Der "Neuanfang" müsse nun mit Personen gemacht werden, "die das Know-how dazu haben und die wissen, wie man Kulturarbeit macht".

Die viel Gescholtene betonte, auch positive Rückmeldungen auf ihre Arbeit bekommen zu haben. "Ja", sagte sie, "die Diplomatie ist mir nicht in die Wiege gelegt worden", sie sei halt "sehr offen" und manchmal auch sehr direkt. Sie habe aber "auch mit vielen sehr gut zusammengearbeitet".

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) räumte ein, das Thema vielleicht zu lange liegen gelassen zu haben. Er habe aber "mehrfach mit Frau Browarzik gesprochen". Mit ihr "als Partnerin an meiner Seite" wolle er nun das Thema Kultur "neu aufsetzen".

Zu diesem Zweck schlugen beide vor, einen "Kulturbeirat" ins Leben zu rufen. Drei Leute aus der Verwaltung, drei Stadträte und drei Kulturschaffende sollten unter Vorsitz von Museumsleiterin Susanne Fischer einen Kulturentwicklungsplan erarbeiten.

Dieser Vorschlag wurde von den Fraktionen in Bausch und Bogen verworfen. Sie hatten sich dazu vorher abgesprochen. Das entscheidende Gremium bleibt der Kulturausschuss des Stadtrates.

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