In der Tiefgarage rieselt bald nur noch Musik

20.2.2017, 17:25 Uhr
In der Tiefgarage rieselt bald nur noch Musik

© Ralf Rödel

Beim Baulaien hatte die Nachricht vom vergangenen Jahr Kopfschütteln ausgelöst: 19 Jahre nach der letzten Sanierung 1997 musste die Tiefgarage für vier Millionen Euro erneut saniert werden. 1983 wurde sie gebaut. Nun, nachdem die Generalsanierung fast vollendet ist, spricht Stadtwerke-Chef Reinhold Müller frisch von der Leber weg: "Das war ja damals eine Billig-Sanierung." 1997 hatte er gerade seine Stelle bei den Stadtwerken angetreten, die in Forchheim für die "Parkierungsanlagen" zuständig sind. Gemeint sind Parkhaus Kronengarten und die Tiefgarage unter dem Paradeplatz. 20 Jahre später sagt Müller: "Als Elektroingenieur weiß ich jetzt auch, wie man Beton saniert." 1997 sei die teure Generalsanierung nicht gewünscht gewesen. Zudem waren die DIN-Normen lascher, so dass ein zu schwacher Oberflächenschutz auf dem Beton aufgebracht wurde. Folge: Wasser mit Streusalz drang weiter ins Bauwerk und zerstörte den Stahlbeton.

In der Tiefgarage rieselt bald nur noch Musik

© Ralf Rödel

Auch galt die Garage damals noch als Bunkeranlage für den Kriegs- und Katastrophenfall, was erst jetzt aufgehoben wurde. Der Einbau eines Aufzugs war zum Beispiel nicht möglich. Somit war der unterirdische Großparkplatz bis heute auch nicht behindertengerecht. Das wird sich ändern: Sechs Behindertenparkplätze stehen in Zukunft zur Verfügung sowie sechs Familienparkplätze, wo Platz für Kinderwagen ist.

Überhaupt soll die Tiefgarage mit dann 200 Parkplätze (wegen der Behindertenparkplätze sind es sechs weniger als zuvor) deutlich freundlicher anmuten. Frank Zitzelsberger ist bei den Stadtwerken der zuständige Bauleiter und kündigt eine "Beschallungsanlage" an. Hier könne man Musik einspielen. "So fühlen sich gerade ängstliche Personen in Tiefgaragen etwas wohler." Nachdem die Betonsanierung seit November abgeschlossen ist, steht nun die gesamte Installation an. Am Ende erhellen dann LED-Lampen die Tiefgarage. Augenfälligste Neuerung für die Forchheimer wird vor allem der Aufzug sein, der am Treppenaufgang zur Hauptstraße hin entsteht.

Stadtwerke-Chef Müller ist froh, dass die jetzige Sanierung pünktlich fertig wird — sogar vier Wochen früher als 2016 angekündigt — und dass sie im Kostenrahmen von vier Millionen Euro geblieben ist. Viel Lob hat er für die Baufirma Max Bögl übrig, denn die Sanierung war heikel: "An manchen Punkten haben wir gedacht: ,Die fällt uns ein’". Dazu ist es bekanntlich nicht gekommen und der gerade 65 Jahre gewordene Müller verbreitet Zuversicht für seine Nachfolger: "Aus meiner Sicht hält die Tiefgarage jetzt 25 Jahre."

In der Tiefgarage rieselt bald nur noch Musik

© Ralf Rödel

Das wäre auch den Anwohnern und Geschäftsleuten in der Innenstadt sehr recht. Am schlimmsten gebeutelt wurden die Pächter der Alten Wache, die im Juni 2016 den Betrieb übernommen hatten. Jacqueline Sailer weiß, dass ihr Restaurant zwei Drittel Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr hatte. Pech hatte sie, die die Alte Wache mit ihrem Lebensgefährten Jens Klotzkowski betreibt, dann auch noch: Durch einen Brand am 9. August (wir berichteten) und die anschließende Schließung entgingen den beiden wesentliche Teile des Sommergeschäftes.

Doch die Geschäftsfrau aus dem Schwäbischen schaut nach vorne und ist betont optimistisch: "Unser neues Konzept mit den Flammkuchen kommt gut an und wir nehmen erstmals am Kneipenfestival im März teil." Wichtig sei es für sie, dass die Alte Wache nach dem Wegräumen der Baucontainer wieder von der Fußgängerzone aus zu sehen sei. "Das macht enorm viel aus."

Sie sage immer: "Wer uns findet, der fühlt sich bei uns wohl. Aber er muss uns erst einmal finden."

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