In Ebermannstadt waren die roten Radler unterwegs

1.9.2018, 11:44 Uhr
Markus Rinderspacher (re.) fährt hier mit Atila Karabag und anderen „roten Radlern“ durch Pretzfeld. Auch Vertreter des ADFC waren dabei.

© Marquard Och Markus Rinderspacher (re.) fährt hier mit Atila Karabag und anderen „roten Radlern“ durch Pretzfeld. Auch Vertreter des ADFC waren dabei.

Im Hotelgasthof „Resengörg“ erwartete Andrea Luger, die Bezirksvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), die Gesprächsrunde, zu der der Forchheimer Landtagskandidat Atila Karabag begrüßte. Nicht unerwähnt blieb dabei das „Vorzeigeprojekt“ von Rinderspacher: 4000 Radlkilometer hat der Münchner Landtagsabgeordnete seit 2010 abgespult.

„Die kleinstrukturierten Familienbetriebe müssen wir erhalten, das Wirtshaus ist ein Kulturgut, aber wir werden zugedeckt mit Bürokratie“, machte Luger deutlich, die mit ihrer Tochter in Behringersmühle das Landhotel „Frankengold“ führt.

Teilweise gelten für Lebensmittel 19 Prozent Mehrwertsteuer: „Sinnvoll wäre es, alle Lebensmittel mit sieben Prozent zu Besteuern“, sagte sie. Das Mischmasch zu dokumentieren erzeuge – obwohl die Gastronomie digital gut aufgestellt sei – Mehrarbeit, die Angst einen Fehler zu machen sei immer dabei, ohnehin stehe die Branche ständig unter „Generalverdacht“.

„Die Rahmenbedingungen stimmen nicht“, so werde das „Wirtshaussterben“ befördert, der Fachkräftemangel tue das Seine dazu, die Ausbildung war früher einfacher, klagte die „Frankengold“-Chefin. Zum Thema „Betriebsübergabe“ sagte sie: „Wenn schon die Kinder sehen, wie sich die Eltern abrackern, wandert der Nachwuchs in Industrieberufe ab, die mehr Chancen bieten und, nicht wie im Gastgewerbe, an Wochenenden Freizeit.“

Eintrag ins Goldene Buch von Kirchehrenbach, das "etwas SPD-lastig" geworden ist.

Eintrag ins Goldene Buch von Kirchehrenbach, das "etwas SPD-lastig" geworden ist. © Marquard Och

Zur besseren Wertigkeit der Berufsausbildung gegenüber dem Studium brauche es einen gesellschaftlichen Wandel, merkte Markus Rinderspacher an, „was Gscheits lernen kann auch was Gutes sein“. „Über den „Brandschutz“ könnte ich endlos erzählen, warf Resengörg-Seniorchef Franz Schmidt ein – erst kürzlich hatte er 50.000 Euro in den zweiten Notausgang zu investieren. Auf Schmidts Hinweis, er verleihe zwei E-Bikes und biete Radwanderern in Garagen Platz für 40 Fahrräder, meldeten sich die ADFC-Vertreter Manfred Fluhrer und aus dem Landesvorstand Frank Wessel zu Wort.

Sowohl der Regnitz-Radweg wie der Maintalweg hätten ihre Zertifizierungssterne nicht zuletzt nach Differenzen im vormaligen ADFC-Vorstand um erhöhte Beiträge verloren, zeigte Wessel auf; mit der Plattform „Bett & Bike“ werde eine bessere Vermarktung der Fahrradtouren erwartet.

Schon gut aufgestellt sah Andrea Luger die Dehogabetriebe im Angebot für Radler; neben dem Wandern „per Pedes“ werde das Fahrradwandern in der Fränkischen Schweiz zum (erhofften) zweiten Standbein. Entgegen stünden dem immer noch Reibungen beim Fahradtransport in den Agilis-Zügen und Bahnhofsaufzügen, die wegen fehlender Tüv-Zertifikate nicht in Betrieb genommen werden können, machten der SPD-Kreisvorsitzende Reiner Büttner und Gerlinde Kraus deutlich.

Im Rathaus Pretzfeld empfingen Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökologen) und der Marktratskollege Adnan Kachi-Grembler die „roten Radler“ mit Pretzfelder Obstsäften und Snacks. Wichtigste Themen in der Flächengemeinde mit 15 Ortsteilen seien die Radweg-Lückenschlüsse im Trubachtal bis Egloffstein sowie Wiesenttal auf- und abwärts, erläuterte die Gemeindechefin. Sorgen bereite der schlechte Zustand der Staatsstraße nach Ebermannstadt und Egloffstein. Im ÖPNV sei noch einiges zu verbessern, sinnvoll wäre in der Gemeinde eine Diskussion um die Einrichtung von Fahrgemeinschaften für den Weg zur Arbeit.

„30 Fördertöpfe reichen“

„Die Kindertagesstätte ist für uns die erste Bildungseinrichtung, unterstrich Rose Stark. Sie bedauerte, dass die Einrichtung nicht ohne Elternbeiträge auskomme. Auf die Familienbeiträge wolle die SPD verzichten, denn grundsätzlich sei für die Partei die Bildung eine staatliche Aufgabe, so Rinderspacher; Ziel der Sozialdemokraten sei es, die „Förderittis“ aus bisher 400 Töpfen abzuschaffen, „30 Fördertöpfe reichen“.

Den Erhalt der eigenen Wasserversorgung nannte Kachi-Grembler als wichtige Zukunftsaufgabe, erschwerend käme in einer veränderten Bewirtschaftung der durch „ständige“ Bewässerung der Obstbäume höhere Wasserverbrauch dazu. Nicht nur hier, in ganz Franken, werde es in den nächsten 20 Jahren Streit um das Lebensmittel Nummer Eins geben, prophezeite Markus Rinderspacher.

In Kirchehrenbach empfingen Bürgermeisterin Anja Gebhardt und ihre SPD-Räte, darunter der Kreis- und Ortsvorsitzende der Partei, Laurenz Kuhmann, die „nur“ zehn „Pedalritter“ im Gasthaus Sponsel zum Eintrag ins Goldene Buch und anschließendem Mittagstisch; dazu gesellte sich der Bamberger Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz.

Bei der Kurzvorstellung der Gemeinde erwähnte die Bürgermeisterin die Sanierung der Mittelschule mit 5,2 Millionen Euro – erhofft werde die staatliche Finanzierung der Gebäudedämmung und der Heizung. Nach der Unterschrift bemerkte Anja Gebhardt: „Das goldene Buch ist seit meinem Amtsantritt 2008 doch sehr SPD-lastig geworden.“

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