In Gößweinstein wird alles auf Anfang gesetzt

15.2.2017, 12:00 Uhr
In Gößweinstein wird alles auf Anfang gesetzt

© Thomas Weichert

In die Sitzung kamen so viele Besucher, dass gar nicht alle Platz fanden und einige aus Platzmangel sogar wieder gehen mussten. Von der Regierung von Oberfranken war Baudirektor Günther Neuberger gekommen. Er betonte mehrmals: Ein Rathausneubau wird nicht gefördert.

Für eine Überraschung sorgte Thomas Siebenhaar, Geschäftsführer der Hirschaider Firma Projekt Bauart WohnInvest GmbH, die das Hallenbad und den dazugehörigen Parkplatz für einen symbolischen Preis von der Gemeinde erwerben will. Siebenhaar, der aus Leutenbach stammt, will das Hallenbadgebäude teilweise abbrechen, sanieren und darin dann 15 barrierefreie Wohneinheiten mit insgesamt 1460 Quadratmetern Wohnfläche für Senioren mit der Option für Betreutes Wohnen durch das BRK schaffen.

Neubau am Bad

Siebenhaar will das Gelände um das Bad aufwerten, den bestehenden Kinderspielplatz erhalten und eine zusätzliche Kommunikationszone für Jung und Alt schaffen. Eine weitere Idee Siebenhaars ist außerdem ein Rathausneubau auf dem insgesamt 14 000 Quadratmeter großen und gemeindeeigenen Grundstück hinter dem Hallenbad oberhalb des Spielplatzes.

Weiterer Vorteil für ein neues Rathaus am Standort Hallenbad wären die bereits vorhandenen Parkplätze, die ebenso für die Seniorenwohnanlage genutzt werden könnten. Voraussetzungen für eine Umsetzung der "Entwicklung Hallenbad" sind allerdings der symbolische Kaufpreis für den aktuellen Grundstücksanteil des Hallenbads, der Abschluss eines städtebaulichen Vertrages zur Sicherstellung der steuerlichen Geltendmachung der Absetzung für die Abnutzungen für die Wertminderung von Anlagevermögen, eine Förderung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau pro Wohneinheit von 20 000 Euro und einem günstigen Darlehen von 0,75 Prozent Zinsen und die Förderung der Abbruchleistungen aus Mitteln der Städtebauförderung.

Auch ohne einen Rathausneubau auf dem Hallenbadareal würde Siebenhaar unter diesen Voraussetzungen sein Projekt für eine Seniorenwohnanlage im dann umgebauten Hallenbad verwirklichen. Die Lage dafür bezeichnete Siebenhaar wegen des nahen Einkaufszentrums, des gegenüberliegenden Therapiezentrums von Markus Poser am Steinernen Herrgott, der Nähe zum Ortskern und der bevorstehenden Ansiedlung des BRK-Seniorenzentrums am Standort der ehemaligen Jugendherberge für Senioren als ideal.

Ein Rathausneubau hinter dem Hallenbad wäre zudem "kostenvariabel", je nach Bedarf und Ansprüchen der Gemeinde für ein neues Büro- und Verwaltungsgebäude. Siebenhaar schwebt auch bereits eine konkrete Zeitschiene für sein Projekt vor. So müsste bis zum 30. Juni eine Grundsatzentscheidung im Gemeinderat für sein Projekt fallen. Bis 30. September würde seine Firma dann die Planung für die Umnutzung des Hallenbads fertig stellen, mit der Vermarktung der Wohnungen und der Arztpraxis beginnen, den Raumbedarf und eine Ausstattungsliste für das neue Rathaus erstellen und das Kostenbudget für den Rathausneubau mit Fixpreis festlegen.

Ab 1. Juli 2018 könnte dann mit dem Rathausneubau und dem Umbau des Hallenbads begonnen werden und die Vermarktung der Wohnungen und der Praxis wären bis dahin bereits abgeschlossen. Fertigstellung und Übergabe des neuen Rathauses, der Wohnungen und der Arztpraxis wären dann spätestens am 30. Oktober 2019.

Bedenken angemeldet

Baudirektor Neuberger meldete bezüglich des symbolischen Grundstückverkaufspreises sowie der Förderung für den Teilabbruch des Hallenbades Bedenken an. Grundsätzlich könne die Gemeinde ein Grundstück nicht für den symbolischen Preis von einem Euro verkaufen, sondern nur nach dem Verkehrswert. Außerdem könne die Regierung einen Privatinvestor, der dann Grundstückseigentümer wäre, aus Mitteln der Städtebauförderung für den Hallenbadabbruch nicht fördern, sondern nur die Gemeinde, so Neuberger.

Die Idee, das Hallenbad samt Grund für einen Euro zu verkaufen, hielt Peter Helldörfer (CSU) für leichtfertig. Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) hielt es nicht für entscheidend, ob man für einen Euro verkauft, sondern was der Gemeinderat will: "Bisher hat man keine Gewinnerzielungschance gesehen."

Georg Rodler (CSU) widersprach. Wenn die Gemeinde das Hallenbadgelände als Bauplätze vermarktet und einen Zuschuss für den Abriss des Hallenbads bekommt, könne man auch mit einem Gewinn für die Gemeinde rechnen, so Rodler. Kränzlein erinnerte daran, dass er der einzige war, der gegen den Abriss des Hallenbads gestimmt hatte. Der Beschluss für den Abriss sei nun lediglich bis Juli diesen Jahres ausgesetzt. Wenn bis dahin über das Projekt von Siebenhaar noch immer nicht entschieden ist, müsste erneut über die Aussetzung des Abrissbeschlusses entschieden werden, so Kränzlein.

Daniela Drummer (FWG) erklärte, dass ihr Siebenhaars Konzept sehr gut gefällt. So würde der Gößweinsteiner "Hyde Park" mit der grünen Lunge und dem Kinderspielplatz erhalten bleiben und das Angebot für zusätzliches betreutes Wohnen sei sehr gut, so Drummer.

Rainer Polster (FWG) sprach sich für ein Rathaus am Marktplatz aus, damit man das Leerstandsmanagement im Zentrum in den Griff bekomme. Ex-Bürgermeister Georg Lang (CSU) ist nach wie vor für den Abriss des alten Rathauses in der Burgstraße und einen Neubau an gleicher Stelle: "Hier gehört uns das Grundstück zumindest."

Eine Entscheidung gab es am Schluss nicht.

Im Lauf der Jahre gab es noch viel mehr Ideen für

Über die Gründe für die Schließung des Hallenbads lesen Sie hier.

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