In Neunkirchen entsteht eine neue Kletterwelt

NEUNKIRCHEN - Wachsender Trendsport trifft passende Immobilie mit Gestaltungspotenzial. In Neunkirchen finden Boulder-Freunde, jene die sich ohne Kletterseil in Absprunghöhe an die Wand wagen, ab 30. April in einem alten Supermarkt-Gebäude an der Gräfenberger Straße ein Dach über den Kopf. Dahinter steckt eine Geschichte über Freundschaft, Faszination und Durchhaltevermögen.

Vor 27 Jahren verließ Mariusz Hoffmann seine Heimat in Polen, um in Erlangen ein besseres Auskommen zu finden. Nicht von ungefähr hat er die Region gewählt, die Fränkische Schweiz ums Eck ist dem eingefleischten Kletterer seit frühester Jugend ein Begriff. „Mit zwölf Jahren habe ich auf den Felsen der polnischen Tatra angefangen und konnte nicht mehr loslassen“, sagt der heute 51-Jährige.

Was Hoffmann noch nicht wusste damals, als er bei der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft in Neunkirchen fündig wurde: Jahre später sollte er Kletter-Ikonen wie den Forchheimer Holger Heuber oder den Nürnberger Kurt Albert oder Stefan Glowacz nicht nur leibhaftig kennenlernen, sondern mit ihnen auch zu gemeinsamen Touren losziehen.

Entscheidend für den weiteren Lauf der Dinge war jedoch die Begegnung mit Walter Mümmler. In dessen Dachdeckerei fand Hoffmann eine Anstellung. Es entwickelte sich eine Freundschaft. Hoffmann konnte nebenbei seinen eigenen Computer-Laden aufbauen. Nun half Mümmler als Mit-Geschäftsführer der neuen „Boulderia GmbH“, dass sein ehemaliger Schützling auch sein zweites großes Hobby zum Beruf machen kann. Jahrelang gärte nach eigenen Angaben schon die Idee von der eigenen Kletter-Halle, bis im Frühjahr 2014 mit der ehemaligen Netto-Filiale, die aufs BayWa-Gelände zog, endlich ein geeignetes Objekt auf den Immobilienmarkt kam.

Viel Platz an den Wänden

Kurz vor Weihnachten 2015 waren die Baugenehmigungen da. In die Umbauarbeiten investieren Hoffmann und seine Partner über 200.000 Euro. Insgesamt erstreckt sich das Anwesen über 4000 Quadratmeter, in der 1300 Quadratmeter großen Halle entstehen Kletterwände mit einer Fläche von 500 Quadratmetern. Bis zu 100 Personen könnten sich, wenn auch nicht alle in der Horizontalen, gleichzeitig in der Halle aufhalten.

Die Routen an den maximal vier Meter hohen Wänden sollen besonders auch Einsteiger und Ältere ansprechen. Weil der Boulder-Sport eine recht gesellige und kommunikative Angelegenheit ist, stecken die Betreiber der Boulderia einen nicht unbeträchtlichen Aufwand in die Gestaltung eines wohnlichen Cafeteria-Bereichs als zentralem Treffpunkt. Auch Hoffmanns Computerladen soll mit einziehen und ein Kraftraum Platz finden.