Intensive Stationen bei Schülermusical

24.7.2015, 15:40 Uhr
Intensive Stationen bei Schülermusical

© Foto: Udo Güldner

„Du bist unser Held, Dir gehört die Welt!“ und gleich darauf „Du musst weichen – zu den Leichen.“ So schnell kann es gehen. Erst ist bei Jakob, genannt „Jack“, und seinen Mitschülern Partystimmung. Er ist jung, reich und attraktiv – ein Mädchenschwarm.

Dann häufen sich die Zeichen des Zusammenbruchs. Beim Arzt wandelt sich die Szenerie endgültig. Jack muss sterben – und zwar bald. Der Sensenmann holt bereits aus. Plötzlich ist der sonst so umgarnte Jack ein einsames Häufchen Elend.

Wunderbar inszeniert von der Choreographin Alexandra Dauth, die den Kontrast des Einzelnen und der Vielen bis zur Schmerzgrenze des Publikums auskostet.

Das Musical, das Regensburger Gymnasiasten selbst verfasst haben, spielt mit den Gegensätzen. Auf der einen Seite die hektische, nervöse, angespannte Welt, in der Jack anfangs gefangen bleibt. Auf der anderen Seite das entschleunigte, meditative, ja aufreizend reizlose Leben im Tempel und im Urwald. Und es setzt auf den bewährten Ablauf von Rezitativ und Arie, auf das Weitertreiben der Handlung und Ausmalen der Atmosphäre, der Gedanken und Gefühle.

Für Jack tut sich eine neue Welt auf. Um ihn herum, und in sich. „Hab keine Angst, die Augen zu öffnen“, singt und lächelt Jannik Dettmer (10d) als Mönch den Neuankömmling an.

Etwas Außergewöhnliches

Neben der glänzenden, vielleicht etwas zu dominanten Begleitung durch Orchester und Bigband unter Leitung von Sebastian Tausch und Achim Weigel, sind es die Hauptdarsteller, die „Jack“ zu etwas Außergewöhnlichem machen. Sei es auf Grund der sängerischen Qualitäten, die Annalena Riediger (7d) als Bettlerin Neel offenbart; sei es wegen der schauspielerischen Möglichkeiten, mit denen Leo Brütting (Q12) als reggaender Rikscha-Radler Schwung in die Szene bringt.

Zuweilen sind in einer eindrucksvollen Aufführung sogar noch ungeahnte Steigerungen zu finden. Etwa wenn Balthasar von Detten (Q12) in der Titelrolle als geläuterter Mensch, ganz in der Tradition des Entwicklungsromans, auf sein früheres Leben zurückblickt. Ein Dasein als „Arsch“, der „nur gefeiert und gesoffen“ hat, und dem Geld und Ansehen das Wichtigste war.

Dichtes Netz

Zwischen den Szenen schlägt die große Stunde des Technik-Teams, das in der Finsternis wie durch Zauberhand Requisiten und Möbel herbei- und wieder fortschafft, das mit Hilfe des Tonmeisters Andreas Zweyer (Hallstadt) und des Lichtmeisters Matthias Stubner (Bamberg) ein atmosphärisch dichtes Netz webt.

Der durch die mitreißende Performance der Ann-Kathrin Schrüfer (Q12) sogar sympathische Sensenmann hat auch ohne sein handliches Handwerkszeug den Lebensfaden Jacks durchschnitten. Mia bleibt im Orgelklang alleine zurück.

Antonia Pospiech (10c) entringt dabei ihrem Herzen eine solch ergreifend empfindsame Totenklage, dass die Zeit stillzustehen scheint. „Alles was bleibt, bist Du.“

Bis das Publikum nach zwei Stunden intensiven musikalischen Kammerspiels vergessen hat, dass „nur“ Amateure vor ihm gestanden haben und in einen regelrechten Klatschrausch verfällt.

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