Ist die Pottensteiner „Himmelsleiter“ nur ein Plagiat?

11.11.2014, 12:00 Uhr
Ist die Pottensteiner „Himmelsleiter“ nur ein Plagiat?

© Repro: Richard Reinl

Die Ähnlichkeit beider Projekte ist frappierend. Beide Türme erweitern sich nach oben in einer Pokalform, beide verfügen über äußere Stützstreben und eine Wendeltreppe und beide sind von einer Aussichtskanzel gekrönt. Der vermeintlich einzige größere Unterschied: Mücks Entwurf sah über der Besucherplattform auch noch ein Sonnendeck vor.

Kein Wunder, dass sich der Designer bei der Lektüre des NN-Berichts über die Kombination aus Digitalfunk-Sendemast und Touristenattraktion wunderte: „Anhand meiner beiliegenden Pläne können Sie eine Ähnlichkeit zwischen beiden Türmen leicht erkennen, nur dass mein Turm Teil eines Gesamtprojekts war.“

Rutschbahnen in die Tiefe

Mück erinnert an Überlegungen, die oberen Parkplätze der Rodelbahn mit der Talstation zu verbinden. Hierfür habe er eine Bergstation mit Aussichtsturm, Cafeteria, Toiletten und einem Bahnhof für die ebenfalls von ihm entwickelten Personenbeförderungsbahnen entworfen. Von diesem Turm, der ebenfalls in Pokalform gedacht war, sollten die Besucher über verschiedene Rutschbahnen in die Tiefe gelangen.

Ist die Pottensteiner „Himmelsleiter“ nur ein Plagiat?

© Repro: Richard Reinl

Mück weiter in dem Schreiben: „Tatsache ist, dass ich im Auftrag von Josef Weigand bereits 2013 einen Aussichtsturm entworfen habe.“ Diese Pläne seien für eine Bauvoranfrage der Stadt Pottenstein überlassen worden. Als der Rodelbahnbetreiber Weigand Anfang dieses Jahres gestorben ist, sei die Angelegenheit für Mück allerdings erledigt gewesen.

Bis sich jetzt seiner Ansicht nach der Pottensteiner Bürgermeister mit fremden Federn geschmückt habe: „Bis heute wusste ich nicht, dass Herr Frühbeißer über so viel Kreativität verfügt.“ Das Stadtoberhaupt sieht darin allerdings eher die Fortsetzung einer bis zum Bau des Juramar zurückreichenden Privatfehde, welche die Mück-Brüder – einer betreibt in Pottenstein ein Geschäft – seit Jahren gegen ihn austragen. Auch bei der Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl sei dies deutlich geworden.

In einer Antwort an Mück, die auch den NN vorliegt, stellt Frühbeißer klar: „Es ist richtig, dass ich als Bürgermeister in mehreren Verhandlungsterminen mit dem Staatlichen Bauamt, Vertretern der Projektgruppe und abschließend mit Staatssekretär Eck eine Lösung „begehbarer Funkmast“ verhandelt habe. Mit dem Ergebnis bin ich zugegebener Weise sehr zufrieden.

Daraufhin wurden durch vom Staatlichen Bauamt beauftragte Planer Entwürfe für die Gestaltung des Turmes gefertigt und dem Stadtrat verschiedene Varianten vorgestellt. Die Entscheidung bei dieser Auswahl fiel auf die nunmehr realisierte Variante. Die Konzeption des Herrn Mück für die Firma Wiegand sah ich persönlich nun als Anhang zu dem Schreiben zum ersten Mal.

Sollte Herr Mück unterstellen wollen, seine Konzeption sei von mir kopiert worden, so müsste er sich zwingend mit dem Staatlichen Bauamt als Auftraggeber sowie den ausführenden Planern in Verbindung setzten und etwaige diesbezügliche Vorwürfe mir gegenüber unterlassen. Andernfalls sähe ich mich gehalten, etwaigen Vorwürfen gerichtlich entgegenzutreten.“

Das Staatliche Bauamt in Bayreuth bestätigte gegenüber den NN diesen Sachverhalt. Abteilungsleiterin Stephanie Kreisel versichert, dass dem Bauamt die Pläne von Peter Mück bis heute nicht bekannt sind. Der Auftrag an das Architekturbüro „Fischer Planen und Bauen“ in Feucht sei deshalb völlig unvoreingenommen nach den Vorgaben des öffentlichen Vergaberechts im Rahmen der Umsetzung für den BOS Digitalfunk erfolgt.

Stephanie Kreisel: „Bislang ist Herr Mück nicht an das Staatliche Bauamt herangetreten, so dass wir weder die Möglichkeit noch den Anlass hatten, uns mit den Aussagen zu befassen.“ Stefan Frühbeißer schließlich sieht es als wenig verwunderlich an, dass zwei Planer unabhängig voneinander zu einer ähnlichen Lösung kommen. „Was bleibt viel anderes übrig, als um einen runden Funkmasten eine Wendeltreppe nach oben zu führen und den Turm oben wegen einer ausreichend großen Aussichtskanzel entsprechend zu verbreitern?

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