Jahn wird mit dem „Arbeitssieg“ nicht richtig warm

25.8.2014, 08:00 Uhr
Jahn wird mit dem „Arbeitssieg“ nicht richtig warm

© Roland Huber

Hutzler hatte von den Würzburgern ein defensives Spiel erwartet, und Gäste-Coach Christian Graf hatte seine Mannschaft tatsächlich wie erwartet eingestellt. Nach den ersten erfolglosen Versuchen beorderte er seine Mannschaft größtenteils in die eigene Hälfte zurück. Michael Dellinger, auf der linken Würzburger Seite aktiv, prüfte in der 4. Minute Jahn-Torwart Rüdiger Beck mit einem Aufsetzer: ungefährlich.

Würzburg versuchte, seine beiden schnellen Offensiven, Patrick Hofmann und Wojtek Droszcz, wie von Hutzler erwartet, mit langen Bällen zu finden. Im Sprint waren die beiden für Forchheim nur schwer zu verteidigen — allerdings war die Defensive gewarnt. Die groß gewachsenen Hayri Özdemir und Maximilian Göbhardt fingen viele Zuspiele noch in der Luft ab, Beck pflückte herunter, was in die Nähe seines Tores kam.

Auf der anderen Seite kam vom Jahn wenig. Der Platz, von einem Schauer kurz vor Anpfiff nass, machte es nicht leichter, den Ball zu kontrollieren, gleichzeitig war gegen die Würzburger hohes Tempo gefordert. „Alle raufschalten“, forderte Co-Trainer Christian Michl schon in der 12. Minute. Die erste nennenswerte Chance der Sportvereinigung hatte Steffen Konrad von der linken Strafraumgrenze: Göbhardt hatte von rechts geflankt, Konrads erster Schuss wurde von der Verteidigung geblockt, der zweite flog über das Tor. Insgesamt waren die Zuspiele, vor allem in die Spitze, aber zu ungenau, um sie sinnvoll verwerten zu können.

Roas mit dem 1:0

„Das 1:0 ist aus dem Nichts gefallen“, analysierte Hutzler nach dem Spiel. Göbhardt hatte in der 17. Minute auf Thomas Roas hereingegeben, der schloss unten rechts ab. Sicherheit brachte die Führung aber nicht, immer wieder versuchte Würzburg, schnell nach vorne zu kommen und musste wie von Sven Becker in der 22. Minute mit einem taktischen Foul gestoppt werden, denn vorne lauerten weiter Droszcz und Hofmann. Dellinger versuchte es über weiter links, an der linken Eckfahne bekam er sich nach einer halben Stunde mit Roas in die Haare. Der Schiedsrichter beließ es bei einer deutlichen Ermahnung für beide.

Insgesamt wurde die erste Hälfte mehr und mehr durch Nickligkeiten geprägt. Zwei Mal kombinierte sich Forchheim über Oliver Seybold, Göbhardt und den starken Adem Selmani gut vor das Würzburger Tor, brauchte aber jeweils zu lange für den Abschluss oder verzog wie Roas in der 40. Minute (an die Latte). „Es läuft schon wieder nicht rund“, so Hutzlers Einschätzung vor Wiederanpfiff.

Auch in der zweiten Hälfte machte Würzburg zunächst wenig nach vorne. Der FV-Trainer hatte noch in der ersten Hälfte seinen besten Torschützen, Johannes Lotter (vier Treffer) für den verletzten Kevin Dees gebracht, Lotter versuchte sich über rechts, er brachte aber ebenfalls nichts Zwingendes zustande. Um seinem Team Druck zu machen, schickte Graf seine komplette Bank zum Aufwärmen. Kaum hatten sie angefangen, sahen sie Würzburger Ersatzspieler die Forchheimer zum zweiten Mal jubeln: Nach guter Vorarbeit von Sebastian Schäferlein, der von rechts halb hoch hereingegeben hatte, hatte Seybold getroffen.

Das 2:0 schien aber eher Ansporn für Würzburg zu sein. Forchheim verlor nun immer mehr den Zugriff und leistete sich immer mehr Abspielfehler. Immer wieder konterte der FC gefährlich, übernahm aber spätestens nach der 70. Minute die Feldüberlegenheit von Forchheim. Allein Droszcz hatte zwei große Chancen, in der 80. Minute schoss er knapp rechts vorbei, acht Minuten später nach Vorlage von Hofmann von rechts zielte er komplett frei drüber. „Anschieben!“ forderte Hutzler, der spürte, dass das Spiel am kippen war. Wenig später traf Droszcz dann sehenswert aus der Drehung (90). 2:1, ein Unentschieden lag in der Luft. Die Forchheimer Spieler diskutierten auf dem Platz immer häufiger.

Schlussendlich wurde Forchheim der Sieg geschenkt. Gäste-Torwart Stefan Kunze spielte aus 15 Metern Entfernung den Ball zum eingewechselten Ferdinand List, der zog ab, traf den linken Innenpfosten, von der prallte der Ball ins Netz. „Ein Arbeitssieg“, gab Hutzler später zu Protokoll. Es sei ein schlechtes Bayernliga-Spiel gewesen, seine Mannschaft habe nur 70, 80 Prozent der Leistung gezeigt. Zu einseitig, zu langsam, nie Zugriff: definitiv zu wenig sei das gewesen. Auch die „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Rufe von Kapitän Özdemir nach dem Spielerkreis verstummten schnell. „Wir gewinnen, und alle gackern“, beschwerte er sich später bei seinen Mitspielern beim Auslaufen. Dass es nicht das beste Spiel des Jahn war, wussten die wohl auch.

Jahn: Beck; Woleman, Becker, Roas, Selmani, Konrad (Eisgrub), Seybold, Özdemir, Schäferlein, Göbhardt (45. Faßold), Bajrami (66. List).

Schiedsrichter: Klerner (Lichtenfels), Zuschauer: 220.

Tore: 1:0 Roas (17.), 2:0 Seybold (55.), 2:1 Droszcz (90.), 3:1 List (90.+3).

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