Jugend braucht Freiraum

22.9.2014, 06:00 Uhr
Jugend braucht Freiraum

© Foto: Marquard Och

„Jugendkultur ändert sich, rauskriegen, wo stehen wir“, setzte sich die Bürgermeisterin, einst selbst Vorsitzende der „Jugendinitiative“, ein erstes Ziel. „Wir hatten Räume und konnten uns da ausleben. Für mich war das eine entscheidende Zeit und ein Grund, später nach Ebermannstadt zurückzukehren“, schilderte Christiane Meyer ihre eigenen Erfahrungen.

Andreas Kirchner, Jugendpfleger seit 2009, blickte zurück: 2002 forderten Jugendliche (und Eltern) Räume. Für 209 000 Euro kaufte die Stadt die „Seuss-Wiese“ mit Pizzeria und baute das Häuschen für 133 000 Euro um, investiert wurden auch 37 000 Euro Spenden. Das Team um Raimund Schuh half bei der Renovierung. Bei Dienstantritt waren nur noch Reste der Aufbaugeneration da.

Nicht gelungen sei es, an das Obergeschoss eine Außentreppe anzubauen, folglich stand zur Nutzung nur das Erdgeschoss zur Verfügung. Der größte Raum dort war 15 Quadratmeter groß, zeigte der Jugendpfleger auf. Als Jüngere nachkamen, habe er moderierte Treffen angeboten, dabei habe er das Team, in Selbstverwaltung, immer an der „langen Leine“ geführt. „Ich verstehe mich nicht als Aufsicht“, betonte Kirchner. Im Umfeld habe es nach nächtlichem Lärm oft Probleme gegeben, mit den Anwohnern habe man immer wieder einen Konsens gefunden, durch das rein männliche Team sei es mit der Sauberkeit im Treff nicht so gut bestellt gewesen, gestand er. Die jetzige dreimonatige Schließung des Treffs bedeute nicht, dass die Jugendarbeit am Boden läge, sondern dass dies der Zeitpunkt für einen Neuanfang mit vielleicht einer neuen Gruppe sei.

Der vormals engagierte Teamleiter Raimund Schuh und die von 2009 bis 2012 Führungsverantwortlichen Moritz Neuner und Felix Gruber zeigten die Unstimmigkeiten der „Selbstverwaltung“ in der Vergangenheit aus ihrer Sicht auf: „Wir mussten Jugendrecht durchsetzen, in Einzelfälle die Polizei einschalten, unter 18-Jährige dürfen kein Bier verkaufen“, zählten sie auf. Man habe mit bis zu 150 Leuten Konzerte veranstaltet, 30 passen aber nur ins Haus, die anderen waren draußen, das machte Ärger, „aber wir haben damit auch Geld reingeholt“.

Ansprechpartner gewünscht

Mit der auf 22 Uhr beschränkten Öffnungszeit ging es dann zur Neige. „Ein größerer Raum wäre wichtig, besonders im Winter“, fand Felix Gruber. An die besseren Zeiten erinnerte Moritz Neuner: „Als der Ritsch (Stadtrat Richard Wiegärtner, Anm. d. Red.) noch Jugendbeauftragter war, hatten wir einen Ansprechpartner. Bei ihm holten wir den Hausschlüssel, der kam auch wenn es Probleme gab. Der hat viel gemacht. Schön wäre es, wenn es wieder einen gäbe, der auf Abruf da wäre“, so Neuner.

„Was wünscht ihr euch?“, fragte die Bürgermeisterin dann die Mädchen um die Zwölf. „Nach dem Training im Sportverein Spiele-Runden, vor allem aber eine Öffnung des Treffs an Nachmittagen“, antworteten sie. Ein Vater erklärte dazu: „Momentan fehlt mir das Vertrauen in den Jugendtreff, meine zwölfjährige Tochter würde ich da nicht hinschicken.“

Zum Thema der Doppelnutzung des Treffs kam Thorsten Götz, Vorsitzender des Bürgervereins Breitenbach, zu Wort: „Unser Konzept war es, der Verein übernimmt das Haus und schafft einen größeren Raum für die Jugend. Wir haben uns geärgert, als das auf Ablehnung stieß. Andreas Kirchner hätte mit dem Jugendteam reden müssen. Unser Angebot gilt noch“, erklärte der ehemalige Stadtrat. „Wir fühlten uns da irgendwie rausgedrängt“, antwortete Moritz Neuner und Raimund Schuh bemerkte: „Die Mehrfachnutzung ist schwierig, weil es bei der Jugend nicht so sauber ist.“

Auch Kreisjugendpfleger Christian Kohlert wurde von der Stadtchefin nach seiner Einschätzung der Lage befragt. Er unterstrich: „Die Stelle des Jugendpflegers ist auf 44 Prozent beschränkt, der Stadtrat wird eine hauptamtliche Person finden müssen, die sich kümmert.“ Bisher lasse sich Ebermannstadt den 25 Prozent Zuschuss vom Landkreis entgehen. Er halte es bei 455 Jugendlichen von zwölf bis 17 Jahren im Stadtgebiet für nötig, dass sich die Stadt Offene Jugendarbeit leiste. Wünschenswert wäre dafür ein größeres Gebäude auf einem ähnlich großen Grundstück wie es vor dem Verkauf der Seuss-Wiese war, aber nicht an der B 470. Sechs Stadträte hörten der „Vision“ zu.

Ein Jugendzentrum, ins Gespräch gebracht von Michael Schulz, der die Stelle der Jugendsozialarbeit an der Grund- und Mittelschule innehat, werde es nicht geben, sagte Bürgermeisterin Meyer, aber auch „Die Finanzen dürfen uns die Pflichtaufgaben nicht blockieren.“

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