Junges Theater Forchheim bekommt Planungssicherheit

17.6.2018, 08:00 Uhr
Junges Theater Forchheim bekommt Planungssicherheit

© André De Geare

Die nackten Fakten aus der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses des Stadtrates sind schnell abgehandelt: Für das nächste Zirkart-Festival vom 7. bis 9. September erhält das Junge Theater Forchheim von der Stadt einen Förderbetrag in Höhe von 15.000 Euro. Einnahmeausfälle, wie sie zum Beispiel durch schlechtes Wetter eintreten können, sichert die Stadt in einer Höhe von 10.000 Euro ab. Abstimmungsergebnis: einstimmig.

Diese Förderung und das einhellige Abstimmungsverhalten war zu erwarten. Das Zirkart-Festival findet zum vierten Mal statt und hatte schon 2014 und 2016 im Stadtrat großen Widerhall bei der Förderung erfahren. Vor der ersten Ausgabe 2012 waren aus der CSU-Fraktion Töne zu hören wie: „Hier werden in zweieinhalb Tagen 120.000 Euro öffentliche Gelder verbrannt“ (Karl-Heinz Fleckenstein) oder: „Was, wenn es regnet?“ (Fleckenstein) und: Aufgrund der schlechten Haushaltslage müsse das Junge Theater wie „jeder andere Verein auch“ Kürzungen hinnehmen (Holger Lehnard).

Dieses alte Credo der CSU, wonach das Junge Theater „wie jeder andere Verein“ zu behandeln sei, ist offenbar ad acta gelegt worden.
Heute sagt CSU-Stadtrat Thomas Werner komische Sachen wie diese: „Das Junge Theater bietet seit vielen Jahren ein kleines, aber feines Kulturangebot auf hohem Niveau. Es ist Motor und Anlaufstelle auch für andere Kulturschaffende in der Stadt. Auch das Engagement der vielen Ehrenamtlichen — ich schaue da zur Fraktion der Grünen, von denen ja viele im Jungen Theater mitarbeiten — ist hervorzuheben. Da ist es nur konsequent, endlich ein tragfähiges finanzielles Fundament zu schaffen, damit die hohe Qualität der Veranstaltungen erhalten werden kann.“

Wer sich angesichts solcher Aussagen fragt, wie viel Kreide ein einzelner Mensch eigentlich essen kann (SPD-Rätin Lisa Hoffmann sagte altersmilde: „Da gab es von Ihrer Seite schon andere Tendenzen“), sollte bedenken, dass der Kopf rund ist, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Die CSU denkt schon seit geraumer Zeit kulturpolitisch in eine neue Richtung.

Zwar bemühten Thomas Werner und Udo Schönfelder („Früher war nicht alles schlecht, aber der Schwung der Veranstaltungsreihe Kultur-Puls ist spürbar“) im Ausschuss gerne den Hinweis, mit dem Co-Vorsitzenden Ulli Raab sei seit einem Jahr im Jungen Theater eine neue Qualität von Diplomatie eingezogen.

Doch die Liebschaft der Schwarzen mit dem einst als rot-grün (und mit FW-Partikeln) verseuchten Kulturkeller geschmähten Jungen Theater wurde spätestens zu dem Zeitpunkt eingeleitet, als zwischen Forchheimer Grüner Liste und CSU der Schulterschluss in Sachen Kolpingshaus vollzogen wurde. Mit dem SPD-Oberbürgermeister Uwe Kirschstein als gemeinsamem Gegner.

Die "neue Planbarkeit"

In punkto Förderung allerdings herrscht nun radikale Einigkeit. So wurde auch der neue Vertrag der Stadt mit dem Jungen Theater einstimmig und geradezu euphorisch verabschiedet: 35.000 Euro fließen fürderhin verlässlich jedes Jahr. Annette Prechtel (FGL) sagte, damit sei endlich die Zeit vorbei, „wo das Junge Theater Jahr für Jahr um die Zukunft bangen“ musste. Die neue „Planbarkeit“ setze den Kulturträger nun in den Stand, sich jenseits von Existenz-Sorgen auf seine Kern-Aufgaben konzentrieren zu können. Manfred Hümmer (FW) brachte es auf diesen Nenner: „Kulturförderung darf nicht vom Zufall abhängen.“

Ulli Raab ergänzte gegenüber den NN, dass mit der verstetigten Förderung auch personell besser geplant werden kann: „Wir stellen zum 1. Juli eine Mitarbeiterin als Projektassistentin ein.“ Sie kann den künstlerischen Leiter Lorenz Deutsch erheblich von bürokratischen und administrativen Aufgaben entlasten. Deutsch ist der Mastermind hinter Zirkart, einem Festival, mit dem Forchheim ein qualitativ hochwertiges Alleinstellungsmerkmal sein Eigen nennen kann, das ausnahmsweise mal nicht mit dem Thema Bier verknüpft ist.

Aufgrund der neuen Einigkeit wird sogar ein vier Jahre alter Plan von JTF und Musikerinitiative Megafon aus der Schublade gezogen, den Umbau des Kolpingshauses betreffend. Sollte im großen Saal nicht eine Galerie eingeplant werden, ähnlich der Comödie in Fürth? „Lasst uns doch einfach mal hinfahren und uns das anschauen“, sagte Thomas Werner. Das wird bestimmt eine lustige Reisegesellschaft.

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